Eine Leiter mit wenigen Stufen führt hinauf zu dem kleinen „Hochsitz“, der den Namen kaum verdient. Er ist auf einem Anhänger montiert, der im Dickicht steht und möglicherweise schon länger nicht mehr bewegt wurde. In dem überdachten Holzverschlag steht ein Stuhl.
Breite Traktorspuren führen abseits des Hauptweges dorthin. Seit dem 2. März gilt der kleine Hochsitz in einem Waldstück im Bereich Orthöve (Dorf Hervest) als Tatort. Eine Jugendliche aus Dorsten ist dort nach Überzeugung der Polizei am frühen Abend vergewaltigt worden.

Fast drei Wochen liegt die Tat mittlerweile zurück, der Durchbruch ist den Ermittlern noch nicht gelungen, heißt es auf Nachfrage im Polizeipräsidium Recklinghausen. Wer ist der Mann, der in der Dunkelheit Kontakt zu dem Mädchen aufnahm, sie vergewaltigte und anschließend die Flucht ergriff? Und war es Zufall, dass sich Täter und Opfer ausgerechnet an diesem Ort begegneten?
Spuren werden noch ausgewertet
Zu Gerüchten, dass sich das Mädchen mit ihrem Peiniger - womöglich übers Internet - verabredet haben könnte, äußert sich die Polizei nicht. „Wir werten nach wie vor Spuren aus“, heißt es offiziell. Darunter vermutlich auch DNA-Material, das nach der Tat gesichert worden war.
Zeugen gab es an jenem Sonntagabend nicht. Eine Spaziergängerin entdeckte das junge Opfer an einer kleinen Kapelle und betreute es bis zum Eintreffen der Polizei. Die durchkämmte das Waldstück in den folgenden Stunden erfolglos, auch ein Hubschrauber wurde angefordert. Das Mädchen hatte selbst den Notruf gewählt.
Nach wie vor, so eine Polizeisprecherin, gebe es Vernehmungen. Vor allem sind da wohl Gespräche mit Familienangehörigen und Menschen aus dem privaten Umfeld gemeint. Jedes Detail könnte wichtig sein, aber der entscheidende Durchbruch ist der Kripo noch nicht gelungen.
Deshalb könnte es demnächst eine Öffentlichkeitsfahndung geben, sobald die Staatsanwaltschaft Essen grünes Licht gibt. Trotz der doch recht detaillierten Beschreibung des unbekannten Mannes sind bislang noch „keine zielführenden Hinweise“ eingegangen.
Er soll ein „mitteleuropäisches Erscheinungsbild“, vermutliche dunkelbraune Augen und blond-braune Haare haben, etwa 1,95 Meter groß und 20 bis 25 Jahre alt sein.
Die Kleidung des mutmaßlichen Täters hat die junge Dorstenerin wie folgt beschrieben: schwarzer Pullover ohne Kapuze und Aufdruck, darunter ein weißes T-Shirt, außerdem eine graue Jogginghose und schwarze Schuhe.
Hinweise erbittet die Kripo über die Hotline (0800) 2361111.