Sie gehen auf Streife und sehen aus wie echte Polizisten: Seit einem halben Jahr hat Dorsten einen kommunalen Ordnungsdienst. Die Resonanz ist überwiegend positiv - und die Kasse klingelt.

Dorsten

, 17.01.2019, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Geblitzte Autofahrer sind die schwierigste Klientel, sagt eine 44-jährige Mitarbeiterin des kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) der Stadt Dorsten: „Die reagieren teilweise schon sehr aggressiv, einmal wurde sogar ein Hund auf eine Kollegin gehetzt.“

Das seien aber unschöne Ausnahmen. Generell begegnet die Bevölkerung den uniformierten Ordnungshütern der Stadt mit Wohlwollen. „Die meisten freuen sich, dass wir jetzt viel präsenter sind und schneller vor Ort sein können, wenn es mal eine Beschwerde gibt.“

Vor einem halben Jahr hat der KOD in Dorsten den Dienst aufgenommen. Das Team besteht aus 17 speziell geschulten Mitarbeitern, die in ihrer neuen dunkelblauen Dienstkleidung Polizeibeamten auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen. Auch die beiden neuen Dienstwagen des KOD sind so foliert, dass sie kaum von echten Streifenwagen zu unterscheiden sind.

Neue Dienstkleidung und zwei neue Dienstwagen wurden für den kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Dorsten angeschafft.

Neue Dienstkleidung und zwei neue Dienstwagen wurden für den kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Dorsten angeschafft. © Robert Wojtasik

Bei der Einrichtung des KOD hat die Stadt nicht geknausert. 25.000 Euro kostete die Dienstkleidung, 45.000 Euro die beiden Dienstwagen und 10.000 sind für Geräte und Lehrgänge angefallen. Die laufenden Kosten beziffert die Stadt auf 125.000 Euro pro Jahr.

Gleich im ersten Jahr habe sich der KOD gerechnet, sagt Bürgermeister Tobias Stockhoff. „Durch ein engmaschigeres Netz an Kontrollen konnten wir die jährlichen Mehrkosten ausgleichen.“ Einen ausführlichen Bericht über die Ausgaben und Einnahmen will die Verwaltung in den kommenden Wochen vorlegen.

Zu den zentralen Aufgaben des KOD gehört der Streifendienst in allen Stadtteilen. Die Mitarbeiter gehen zu festen Dienstzeiten - auch am Wochenende - gegen Vandalismus und Ruhestörungen vor, gegen Tempo-Sünder auf den Straßen und gegen unzulässige Müllentsorgung. „All das haben wir vorher auch schon gemacht, nur eben an verschiedenen Stellen und mit verschiedenen Zuständigkeiten“, sagt Bürgermeister Stockhoff.

Flexibler Mitarbeiter-Pool ohne starre Aufgaben

Wer Politesse war, war Politesse - und hat auch nichts anderes gemacht, als Parksünder aufzustöbern. Mit Einführung des KOD hat sich das Tätigkeitsfeld der Ordnungsamt-Mitarbeiter erweitert. „Ich war vorher ausschließlich in der Geschwindigkeitsüberwachung eingesetzt“, sagt ein 28-Jähriger.

Jetzt kann es passieren, dass er als unabhängiger Zeuge die Polizei bei Wohnungsdurchsuchungen begleitet oder bei Bombenentschärfungen dabei ist. Der Job sei dadurch abwechslungsreicher und spannender geworden, sagt er.

„Wir schöpfen aus einem flexiblen Mitarbeiter-Pool ohne starre Aufgaben“, sagt die Leiterin des Ordnungs- und Rechtsamtes der Stadt. „Wir können jeden Mitarbeiter flexibel einsetzen, das gilt nicht nur für die Aufgaben, sondern auch für die Einsatzzeiten.“

In Ausnahmefällen dürfen Personen durchsucht werden

Die Befugnisse des KOD regelt das Ordnungsbehördengesetz. Die Mitarbeiter können demnach Belehrungen aussprechen, Verwarnungen erteilen, Bußgeldanzeigen schreiben und Platzverweise erteilen. Sie können außerdem Identitäten feststellen und in Ausnahmefällen Personen und Sachen durchsuchen. Zur ihrer Ausrüstung gehören Block und Stift, ein kleiner Drucker für Knöllchen, und Pfefferspray.

Kommunale Ordnungsdienste sind längst keine Seltenheit mehr. Die Städte Marl, Recklinghausen und Bottrop etwa setzen schon seit Jahren auf die uniformierten Hilfspolizisten. „Die Mitarbeiter sind regelmäßig zu zweit auf Streife und werden von den Bürgern auch gut wahrgenommen“, sagt Katharina Feindler von der Pressestelle der Stadt Recklinghausen. „Wir haben viel positive Resonanz bekommen, man hört immer wieder, dass die Bürger sich sicherer fühlen.“