„Wir nehmen die Sorgen der Nachbarn ernst“, meinte Holger Krajewski (CDU), aber es stehe außer Frage, dass die geplante neue Flüchtlingsunterkunft dringend notwendig sei, ergänzten Susanne Rompza (Grüne) und Friedhelm Fragemann (SPD) - so der einhellige Tenor von Verwaltungsspitze und Politik in der Sitzung des Dorstener Sozialausschusses.
Dort nahm der bei Anliegern umstrittene und an der Ecke Halterner Straße/Hellweg in Hervest geplante Neubau seine erste vorentscheidende Hürde, bevor der Stadtrat nächste Woche endgültig darüber befinden wird.
Die Abstimmung verlief einstimmig (Simone Paulsen von der AfD hatte sich kurzfristig abgemeldet), ebenso das Votum über einen kurzfristig eingebrachten ergänzenden gemeinsamen Antrag von CDU, SPD und Grüne.
In dem Zehn-Punkte-Papier wird die Stadt beauftragt, einige Maßnahmen für das vorgesehene und mit sechs bis zwölf Wohneinheiten bestückte Mehrfamilienhaus, in dem bis zu 50 geflüchtete Menschen untergebracht werden sollen, sowie für die nähere Umgebung umzusetzen.
So soll sichergestellt werden, dass die geplante Unterkunft und eine noch zu prüfende mögliche weitere Bebauung dort nicht zu einer „massiven Verdichtung“ führen.
Über die Planungen wollen die Parteien vorab informiert werden. Zudem sollen die Bäume am Hellweg und am benachbarten Neubaugebiet gesichert und aufgewertet werden, die Hälfte des jetzigen Grundstücks weiterhin als öffentliche Grünfläche erhalten bleiben und zusätzliche Spielflächen geprüft werden.
Weitere Punkte: ausreichende Beleuchtung sowie eine nachhaltige Betreuung von Immobilie und Umfeld durch die Stadt, die zudem bei der Belegung auf eine „quartiersverträgliche“ Zusammensetzung der Bewohner achten soll.
Zudem soll die Unterkunft, die von der städtischen Wohnungsgesellschaft DWG gebaut werden soll, in Zukunft wieder dem regulären Wohnungsmarkt zugeführt werden.

Ob dies als sozialer Wohnungsbau geschehen würde, fragte der Vertreter von „Die Fraktion feat. Die Linke“. „Mit großer Wahrscheinlichkeit“, erklärte Bürgermeister Tobias Stockhoff, der zudem betonte, dass der Neubau eine Höhe von drei Geschossen nicht überschreiten werde.
Aufgrund der Hinweise von Anwohnern forderten die Politiker zudem, dass bei der artenschutzrechtlichen Prüfung des Bauprojektes auch das Thema der dort abends zu beobachtenden Fledermäuse untersucht wird.
„Das wird im Baugenehmigungsverfahren passieren“, so die Erste Beigeordnete Nina Laubenthal. „Es ist aber ein Unterschied, ob die Fledermäuse da nur herumfliegen oder dort tatsächlich beheimatet sind.“
Online-Petition
SPD-Sprecher Friedhelm Fragemann bezeichnete die Fledermäuse als „ein etwas vorgeschobenes Argument“ der Kritiker. Unterdessen hat nämlich eine Bürgerinitiative unter dem Titel „Schützt die Hervester Fledermaus!“ eine Online-Petition sowie eine Unterschriften-Aktion gegen das Bauvorhaben gestartet, die bei der Stadt am Montagabend eingegangen waren.
Bürgermeister Tobias Stockhoff sprach von 170 Unterschriften, die Petition im Internet haben bislang gut 260 Menschen (Stand: Mittwoch) unterstützt, davon 174 in Dorsten.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 16. August 2023.
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