Volker (l.) und Rüdiger Tüshaus stehen seit 1994 an der Spitze der Dorstener Drahtwerke.

© Robert Wojtasik (A)

Ukraine-Konflikt erschüttert Firmen - Dorstener Drahtwerke boykottieren Russland

rnWirtschaftssanktionen

Die Folgen des russischen Angriffs-Krieges auf die Ukraine sind gewaltig. Dorstener Firmen bekommen die ersten Auswirkungen zu spüren. Und so reagieren zwei Unternehmen.

Dorsten

, 27.02.2022, 06:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Hauptstadt Kiew der Ukraine ist etwas mehr als 1.600 Kilometer Luftlinie von Dorsten entfernt. Das sind zweieinhalb Stunden mit dem Flugzeug. So nah ist der Krieg, den die Russen unter Wladimir Putin angezettelt haben. Einige Dorstener Firmen bekommen die Auswirkungen unmittelbar oder mittelbar zu spüren. Seit Donnerstag gibt es für die Produkte der Dorstener Drahtwerke ein Lieferstopp für Russland: „Unternehmensweit sind Lieferungen nach Russland verboten“, sagt einer der Dorstener Geschäftsführer der Drahtwerke, Rüdiger Tüshaus, auf Anfrage.

Wurde 2021 eröffnet: Neue Halle der Dorstener Drahtwerke im Industriegebiet.

Wurde 2021 eröffnet: Neue Halle der Dorstener Drahtwerke im Industriegebiet. © Guido Bludau

Die Dorstener Drahtwerke haben seit 1918 ihren Stammsitz in Dorsten und sind seit Mitte der 1990er-Jahre ein weltweit tätiges Unternehmen, dem 18 Firmen in Europa, Asien, Nord- und Südamerika angehören. Sie agieren als DDD-Group. Die Produkte, Filter- und Drahtgewebe, gehen um die Welt. „Nach Russland haben wir ab und zu geliefert. Seit Donnerstag ist Schluss damit“, sagt Rüdiger Tüshaus. Der Boykott gelte für alle Firmen der DDD-Group. Die Drahtwerke sind eines der modernsten Drahtfertigungsbetriebe Deutschlands. Drahtprodukte werden in Autos, Flugzeugen und in der Medizintechnik verbaut.

Wirtschaftlich bereitet der Krieg in der Ukraine Rüdiger Tüshaus nur „geringes Kopfzerbrechen“: „Die Quer- und Seiteneffekte werden sich deutlich stärker auswirken“, ist er überzeugt. Alle Unternehmen leiden schon jetzt unter den stark gestiegenen Gas- und Strompreisen. Die Preise ziehen durch den Krieg noch deutlich stärker an. Gleichwohl hält Rüdiger Tüshaus „den wirtschaftlichen Boykott von Russland für wichtig und sinnvoll“.

Kötters Maschinenbau ist Zulieferer

Jörg Stäritz, Geschäftsführer von Kötters Maschinenbau in Wulfen, sagt auf Anfrage, dass sein Unternehmen von dem Ukraine-Krieg „indirekt betroffen“ sei. „Wir liefern Komponenten an Großkunden, die wiederum Aufträge für Schiffsbauprojekte, den Kraftwerksbau oder die Papierindustrie ausführen und abwickeln“, so Stäritz. Die Ukraine war eine der Abnehmerinnen für Produkte aus Wulfen, die Bestandteil von Lieferungen sind. Kötters Maschinenbau ist spezialisiert auf individuellen Maschinenbau. Kernkompetenz ist das Schweißen, aber auch die mechanische Bearbeitung von Antriebselementen. Das Werk in Wulfen beschäftigt 56 Mitarbeiter.

Jörg Stäritz sagt, dass Kötters in der Ukraine keine direkten Ansprechpartner hat. „Wir sind reine Zulieferer.“ Direkte Auswirkungen hat Kötters noch nicht zu spüren bekommen, weil die Vorlaufzeit für die Lieferung von Bauteilen lang ist. „Wer heute als Großkunde bestellt, der wickelt Ende des Jahres ab.“ Lieferungen an die Ukraine wird es vorerst sicher nicht mehr geben.

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