Auseinandersetzung am Kanal in Dorsten kein Einzelfall „Dann zeigte er mir seine Machete“

Bewährungsstrafen für Überfall mit Machete und Körperverletzungen
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Während nebenan im Lippetal die Altstadtschützen ihren Festball feierten, hatte es sich eine deutsch-polnische Familie aus Lembeck auf einer Bank am Kanal bequem gemacht. Saß gemütlich zusammen, trank Alkohol. Und machte auch spaßeshalber Handy-Fotos von zwei Mädchen, die auf der Uferpromenade entlang schlenderten. Das missfiel einem sich dort auch aufhaltenden Mann aus Tunesien so sehr, dass es zu einem Streit kam - der am Ende heftig eskalierte und für einige Schlagzeilen sorgte.

Denn irgendwann war auch eine Machete an diesem Spätabend des 26. August 2023 mit im Spiel. Das damalige Geschehen beschäftigte jetzt das Dorstener Schöffengericht. Auf der Anklagebank saßen eben jener Tunesier (34) und ein 25-jähriger Mann aus Syrien.

Beide Männer waren damals von der Polizei dort aufgegriffen worden. Neben der schwertähnlichen Waffe im Gebüsch stellten die Beamten auch ein Messer sicher.

Nach eigener Aussage hatte sich der 27-jährige Sohn der Lembecker zunächst ein verbales Scharmützel mit dem Tunesier geliefert. „Ich habe ihm gesagt, dass wir nichts mit ihm zu tun haben wollen - dann hat er mir eine Machete gezeigt, die er hinter seinem Bein hervorgeholt.“ Schließlich hätten sich immer mehr Männer um die Familie versammelt, mehr als 20 seien es am Ende gewesen.

Bagatellverletzungen

Dabei kam es auch zu körperlichen Übergriffen. Durch Schläge der Angreifer hatten damals zwei, drei Lembecker glücklicherweise nur Bagatellverletzungen erlitten, der 27-Jährige wäre fast von der Machete getroffen worden, als der Angeklagte die Klinge auf ein Metallgeländer geschlagen habe.

Erst als die flüchtenden Familienmitglieder oben am Kiosk an der Borkener Straße einen zufällig vorbeikommenden Polizeiwagen anhielten, sei der Spuk vorbei gewesen.

Beide Angeklagten schwiegen zu den Vorwürfen. Während die Opfer den Tunesier auch aufgrund eines körperlichen Mals zweifelsfrei identifizieren konnten, gelang es ihnen bei dem Mann aus Syrien nicht.- Deswegen wurden der 25-Jährige in dieser Sache frei gesprochen. Allerdings gab es zwei weitere Anklagen gegen ihn.

Der Mann war im Oktober 2023 auf dem Radweg der Borkener Straße in Holsterhausen unterwegs und klingelte vier Passanten an, obwohl die ihm schon längst den Weg frei gemacht hatten. Als sich einer von ihnen beschwerte, schlug der Angeklagte ihm eine volle Flasche Bier auf den Kopf und verwundete ihn dabei. Als sich die Beiden zwei Monate später in den Mercaden wieder über den Weg liefen, soll der Syrer seinem Gegenüber angedroht haben, ihn „zu töten“.

Weitere Anklagen

Auch der Tunesier hatte noch zwei weitere Anklagen auf dem Kerbholz. Im Freizeitbad Atlantis hatte er einiges an Alkohol konsumiert, obwohl er mit seinen kleinen Kindern dort schwimmen war. Als ihm ein Bademeister ein weiteres Bier verweigerte, drohte der Angeklagte damit, „später draußen auf ihn zu warten“.

Und dann war da noch die Geschichte in dem Kiosk an der Gahlener Straße, wo der 34-Jährige dem Inhaber einen Faustschlag versetzte und mit einem Metall-Aschenbecher bewarf. „Und das nur, weil ich eine Getränkeflasche nicht umtauschen wollte, die er woanders gekauft hatte“, so der Kiosk-Pächter. Inzwischen haben man sich aber wieder vertragen.

Beide Angeklagten kamen mit Bewährungsstrafen davon. Dem Tunesier (16 Monate auf Bewährung) kam ausnahmsweise zugute, dass er Ehefrau und vier kleine Kinder zu versorgen hat. Sobald er wieder auffällig wird, sitzt er sofort ein, gab ihm das Schöffengericht mit auf den Weg.

Das gilt auch für den Syrer (zehn Monate auf Bewährung). Da sie bei ihren Taten immer alkoholisiert waren, müssen beide Männer nun Termine bei einer Suchtberatungsstelle wahrnehmen - und außerdem jeweils 360 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten.