„Übelste Art und Weise“ Dorstener brutal zusammengeschlagen und in Straßengraben geworfen

Dorstener brutal zusammengeschlagen und in Straßengraben geworfen
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So ganz im Detail konnten die beiden Anwohner nicht erkennen, was sich da in der Dunkelheit auf ihrer Straße abspielte. „Aber ich habe gesehen, dass mindestens fünf Leute jemanden verprügelten“, sagte einer der Nachbarn aus. „Und es blitzte etwas auf, es könnte eine Eisenstange gewesen sein.“

Nachdem die Täter ihr Opfer in den Straßengraben geschubst und sein Fahrrad auf ihn geworfen hätten, seien sie mit einem Auto geflüchtet und dann nochmal zurückgekehrt. „Da habe ich das Nummernschild notiert“, so der Augenzeuge.

Dieser brutale Vorfall, der sich am 26. März des letzten Jahres auf der Köhler Straße im Wulfener Gewerbegebiet abspielte, beschäftigt jetzt die Gerichte. Auf der Anklagebank des Dorstener Schöffengerichts saßen am Mittwoch (24. Mai) zwei der Tatverdächtigen: ein Brüderpaar aus Wulfen (39 und 25).

Das Opfer, ein 40-jähriger Dorstener, erzählte im Zeugenstand eine wahre Horrorgeschichte. Eigentlich wollte er seiner früheren Lebensgefährtin, die ihn damals kurz zuvor verlassen hatte und zu dem älteren der beiden angeklagten Brüder gezogen war, nur einen wichtige persönlichen Aktenordner vorbeibringen. Mit dem Rad fuhr er laut seiner Aussage zur Adresse des „Nachfolgers“, wo er von der Ex und ihrem neuen Freund empfangen wurde. „Ich hatte das Gefühl, sie sei unter Druck gesetzt worden“, erklärte er.

Der Angeklagte habe dann „einen glänzenden Knüppel“ gezogen: „Dann bin ich mit dem Rad abgehauen.“ Doch der Beschuldigte sei ihm mit seinem Auto gefolgt, „und dann zielstrebig auf mich zugebrettert“: Um sich zu retten, habe er sich noch so eben mit dem Rad zur Seite schmeißen können.

„Glänzender Knüppel“

Nachdem die herbeigerufene Polizei wieder abgerückt war, fuhr der 40-Jährige mit dem Rad weiter. „Ich war ja nur leicht verletzt.“ Auf der Köhler Straße am Ende des Gewerbegebiets habe sich schließlich ein weiteres Auto vor ihm quergestellt. „Mehrere Leute sind ausgestiegen und haben mich mit einem Elektroschocker und mit Schlagstöcken am ganzen Körper verprügelt.“ Im Krankenhaus Dorsten wurden später ein Schädel-Hirn-Trauma und einige Prellungen sowie Wunden bei ihm festgestellt.

Als das Opfer im Gerichtssaal zu Protokoll gab, dass die Schläger „richtig Gas gegeben hätten“, nachdem einer der Tatverdächtigen „Wir bringen Dich um“ ausrief, war die Verhandlung in Dorsten schneller als gedacht zu Ende.

Ans Landgericht verwiesen

Auf Anregung von Strafrichterin Lisa Hinkers wurde das Verfahren gegen die beiden Brüder an das Landgericht Essen verwiesen - es könnte als Tatvorwurf nämlich nicht gefährliche Körperverletzung, sondern „versuchter Totschlag“ im Raum stehen. Das Opfer sei „auf übelste Art und Weise“ misshandelt worden: „Da wurde die Gefahr in Kauf genommen, dass jemand im Straßengraben stirbt.“

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