Neue Details im „Todespfleger“-Prozess Patientin lief „blutiger Schaum aus dem Mund“

Von Dorstener Zeitung
„Todespfleger“-Prozess: Patientin lief „blutiger Schaum aus dem Mund“
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„Mir fehlen manchmal selber die Worte.“ Das sagte ein 26-jähriger Dorstener Ende Januar vor dem Landgericht München I, als er die Taten gestand. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Pfleger vor, 2020 zwei seiner Patienten (80 und 89) getötet zu haben. Bei drei weiteren Patienten soll er es versucht haben. Weil er es bei zwei dieser Patienten mehrfach versuchte, zählt die Anklagebehörde insgesamt sechs Mordversuche.

Bei einer weiteren Verhandlung Anfang Februar kamen nun weitere Details ans Licht. Wie die „tz“ berichtet, beschrieb die Stationsleiterin des Krankenhauses, wie die Morde entdeckt worden waren. Die Stationsleitern wird zitiert: „Einem älteren Herrn, der bei uns auf der Station lag, ging es plötzlich schlecht, obwohl er morgens noch im Mobilisationsstuhl gesessen hatte. Wir haben sofort das Notfall-Team verständigt, er wurde dann auf der Intensivstation beatmet.“

Weil gleichzeitig Adrenalin-Ampullen im Medikamentenschrank der Station gefehlt hätten, wurden die Mitarbeiter stutzig. Der Verdacht fiel auf den Dorstener, weil sich der Gesundheitszustand seiner Patienten immer öfter verschlechtert habe.

Laut Anklage spritzte der Pfleger den Patienten auf einer sogenannten Wachstation Beruhigungsmittel, Adrenalin oder Blutverdünner. Zu den Patienten des Dorsteners zählte auch der Schriftsteller Hans Magnus Enzensbeger, der 2022 gestorben war. Laut Anklage wollte der Pfleger den Schriftsteller zweimal ruhigstellen – beim ersten Mal, um seinen eigenen Rausch auszuschlafen.

Patientin bekam Blutverdünner

Beim zweiten Mal soll er Enzensberger Beruhigungsmittel und später sechs Pullen Adrenalin gespritzt haben. Der Schriftsteller überlebte die Attacken, musste aber auf der Intensivstation beatmet werden.

Als weiteres Beispiel nannte die Stationsleitern vor Gericht nun eine Patientin, bei der der 26-jährige Pfleger Dienst gehabt habe. Ihr soll der Blutverdünner Heparin gespritzt worden sein. Das hatte zur Folge, dass der Frau „blutiger Schaum aus dem Mund“ lief, sagte die Stationsleiterin vor Gericht aus.

Urteil soll es Mitte Mai geben

Die Nachricht, dass der Dorstener mehrere Menschen getötet haben soll, habe die Stationsleiterin geschockt. Sie attestierte ihm zwar eine nachlässige Arbeitsweise, dass dadurch Menschen umkommen könnten, „hätte ich so nie erwartet“.

Der Dorstener gestand die Taten. Er habe aber nie vorgehabt, die Menschen in Lebensgefahr zu bringen oder gar umzubringen, aber das in Kauf genommen. Der Prozess dauert an. Das Urteil soll erst Mitte Mai dieses Jahres am Landgericht fallen.

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