Überfall-Opfer (67) aus Dorsten „Als Taxifahrer die merkwürdigsten Menschen im Auto“

Überfall-Opfer: „Als Taxifahrer die merkwürdigsten Menschen im Auto“
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Uwe M. ist noch vergleichsweise neu in der Taxibranche. Der 67-jährige Dorstener, der eigentlich anders heißt, fährt seit anderthalb Jahren Nachtschichten in der Stadt. Eigentlich könnte er seinen Ruhestand genießen. Doch nach einem Schicksalsschlag fiel er in ein Loch und brauchte Ablenkung.

Vor drei Jahren sei seine Lebensgefährtin gestorben, erzählt M. im Gespräch mit der Redaktion. „Ich habe nachts nur geheult und wollte mir schon einen Strick nehmen. Eine Bekannte sagte dann, dass ich mir doch für die Nacht eine Arbeit suchen sollte.“ Das habe er getan. „Ich wollte nicht mehr grübeln und weinen und seitdem habe ich die Nacht zum Tag gemacht.“

Als Taxifahrer bewege man sich insbesondere nachts „in anderen Kreisen“, wie M. sagt. Ein Traumjob ist das für ihn nicht. „Man hat die merkwürdigsten Menschen im Auto.“ Einmal habe ihn ein Fahrgast von der Rückbank aus gefragt, was er tun würde, wenn er jetzt auf einmal ein Messer im Rücken hätte.

„Die wollten mich abziehen“

Damals blieb es bei der Frage. Nun wurde Uwe M. tatsächlich während einer Nachtschicht am Hammer Weg von zwei maskierten Männern überfallen und mit einem Messer bedroht. Möglicherweise war eine dritte Person beteiligt. Eine etwa 18 Jahre alte Frau saß als Fahrgast im Auto, als der Überfall passierte. Uwe M. kennt die Frau von früheren Fahrten, sagt er. Sie sei gemeinsam mit den Tätern verschwunden. „Ich denke mal, die wollten mich abziehen.“

Als er mit der Frau auf der Rückbank auf dem Hammer Weg wenden wollte, habe ein Mann hinten an die Scheibe geklopft, erzählt der Taxifahrer. „Sie hat dann gelacht und was von ‚mein Bruder‘ gesagt.“ Dann ging alles ganz schnell. Einer der Räuber habe die fingerbreit offen stehende Fensterscheibe an der Fahrertür runtergedrückt. „Und dann hat mich auch schon die Faust an der Augenbraue getroffen.“

Hammer Weg in Dorsten aus der Luft
Seit einem halben Jahr gebe es vermehrt Polizeieinsätze am Hammer Weg, berichtet eine Anwohnerin. © Beat Linde

Der Täter habe die Tür aufgehebelt und sei mit einem Messer in der Hand ins Auto gesprungen. „Ich dachte nur, das war‘s jetzt“, so Uwe M. Der 67-Jährige wehrte sich, bis der Täter von ihm abließ. Am Ende waren Handy und Portemonnaie weg. „Für mich war da sehr viel Geld drin. An dem Tag hatte ich meine Rente abgeholt.“

Dass die Tat einen Hintergrund im Drogenmilieu hat, wie man es sich in der Stadt bisweilen erzählt, kann die Polizei nicht bestätigen. Darauf gebe es keine Hinweise, sagte eine Sprecherin. Es seien inzwischen aber mehrere tatverdächtige Personen ermittelt worden. Bislang habe sich der Verdacht aber noch nicht erhärtet.

Einsätze häufen sich

Zuletzt häuften sich Polizeieinsätze am Hammer Weg. Wenige Tage nach dem Überfall auf Uwe M. wurde eine Frau in ihrer Wohnung überfallen. Im Dezember fuhr eine 17-Jährige nachts ohne Fahrerlaubnis im Auto auf dem Hammer Weg und baute einen Unfall, als sie vor einer Streife flüchten wollte. Einen Zusammenhang zwischen den Taten sehen die Ermittler allerdings nicht.

Laut einer Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist es seit etwa einem halben Jahr „richtig schlimm“ geworden am Hammer Weg. In der abgelegenen Straße zwischen Kanal und Lippe gebe es vermehrt Polizeieinsätze, seit dort neue Mieter eingezogen seien. Die würden auch überall Müll, Einkaufswagen oder Teppiche rumliegen lassen.

Uwe M. ist seit dem Vorfall freigestellt. Er würde sich wieder ins Taxi setzen, sagt er, auch nachts. Aber dann würde er nur noch das Nötigste mit ins Auto nehmen. „Ich hätte einfach gerne meine Sachen wieder“, sagt er.

In ein paar Tagen habe er den nächsten Termin bei der Polizei. Da gehe es um eine andere Sache: einen renitenten Fahrgast, der sich weigerte auszusteigen. „Ich scheine das irgendwie anzuziehen“, sagt der Dorstener.

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