Sechs Storchenpaare sind in Dorsten heimisch geworden - mehr braucht die Stadt nicht

© Guido Bludau

Sechs Storchenpaare sind in Dorsten heimisch geworden - mehr braucht die Stadt nicht

rnStörche in Dorsten

Werner und Luise waren 2004 das erste Dorstener Storchenpaar. Seitdem haben sich fünf weitere Storchenpaare in Rhade, Deuten und Hervest niedergelassen. Jetzt reicht’s.

Dorsten

, 02.08.2019, 04:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit glänzenden Augen wohnen die Dorstener Storchenfans der alljährlichen Beringung von Jungstörchen im Hervester Bruch bei. „An die 100 Leute versammeln sich dann mit dem Hervester Deelen Droppen und stoßen auf den Storchennachwuchs an“, sagt Niels Ribbrock, stellvertretender Geschäftsführer der Biologischen Station in Lembeck.

Doch genug ist genug: Weil die Störche sich seit 2004 in Dorsten tierisch vermehrt haben, sind weitere Jungpaare unter den Zugvögeln bei uns nicht mehr willkommen. „Neuanlagen von Nisthilfen sind nicht notwendig. Weitere Ansiedlungen werden von uns aus nicht unterstützt“, sagt Niels Ribbrock, der auch Landschaftsökologe ist.

Storchenbestand wird überwacht

Die Biologische Station in Lembeck überwacht den Storchenbestand in Dorsten. Niels Ribbrock ist dabei, wenn die Jungstörche beringt werden. Werner und Luise, das Pionier-Ehepaar unter den Dorstener Störchen, ist seit 2004 in Dorsten ansässig. Immer dann, wenn es im Frühjahr aus dem sonnigen Süden zurück in die Dorstener Gefilde geht, lassen sich Meister und Meisterin Adebar in ihrem Horst im Hervester Bruch nieder, um das zu tun, wofür der Storch sinnbildlich steht: Fruchtbar sein und sich vermehren.

Ihrem Beispiel sind weitere Storchenpaare seit 2004 gefolgt. Zuletzt ein Pärchen, das sich erst spät im Hervester Bruch West niedergelassen hat. Auf dieses Paar namens Horst und Walburga ist der Heimatverein Hervest mächtig stolz. Werner und Luise im Osten des Hervester Bruchs hatten jahrelang massiv verhindert, dass weitere Störche in der Nachbarschaft heimisch wurden. Sie zerstörten den Nestaufbau im benachbarten Horst. Im Randbereich von Hervest wurde ein drittes Pärchen gesichtet.

Zwei Pärchen sind in Rhade heimisch

Und nicht nur im Hervester Bruch wird tüchtig geschnäbelt und geklappert. In Rhade sind es gleich zwei Pärchen, die am Westerfeldweg und Haverkämper Weg ihr Jungvolk großziehen. Von einem weiß man, dass es Agnes und Ludger getauft wurde. Nebenan, in Deuten, haben sich HerrMann und Inge niedergelassen.

Sind sie schon wieder da: Alljährliches Spektakel im Hervester Bruch, wenn die Störche aus dem Süden zurückkehren.

Sind sie schon wieder da: Alljährliches Spektakel im Hervester Bruch, wenn die Störche aus dem Süden zurückkehren. © Guido Bludau

Für das Dorf Deuten ein Spektakel, um mal wieder ein Fass aufzumachen: Die Deutener prosten sich mit einem frisch gezapften Bierchen unter dem Horst zu, wenn die Storchenbrut die Köpfe über den Nestrand erhebt.

Über die Stadtgrenze hinweg nach Schermbeck-Gahlen ist schon der nächste Storchenhorst im Gespräch. Von den sechs Paaren in Dorsten, so Niels Ribbrock, haben fünf erfolgreich gebrütet. „Vermutlich sind zwölf Jungstörche flügge geworden.“ Ob sie aber ihr erstes Lebensjahr überstehen, wird sich erweisen. Denn die Ausfallquote beim Zug in den Süden und zurück sei „enorm“.

Storch ist keine bedrohte Art mehr

Angesichts der dichten Besiedlung mit Horsten und Storchenpaaren darin braucht Dorsten keine weiteren Störche mehr, die ihrerseits Nachwuchs produzieren, wie Niels Ribbrock verdeutlicht. „Die Storchenbestand im Nordwesten Deutschlands hat sich stark vergrößert. Mittlerweile ist der Storch in der Roten Liste der bedrohten Tierarten herabgestuft worden.“ Er werde jetzt als ungefährdet geführt. Niels Ribbrock: „Diese Herabstufung erfolgte, da der NRW-Bestand 2015 mit 200 Brutpaaren ein vorläufiges Maximum erreicht hatte.“ Mit seinen sechs Brutpaaren ist Dorsten gut dabei.

Ein gerade beringter Jungstorch. Auch das passiert alljährlich traditionell vor allem im Hervester Bruch.

Ein gerade beringter Jungstorch. Auch das passiert alljährlich traditionell vor allem im Hervester Bruch. © Bludau

Die reichen Storchenjagdgründe in Dorsten haben sich unter Jungstörchen wohl herumgesprochen. Feuchte Wiesen, allerhand Krabbelgetier für den Prädator unter den Vögeln, der alles frisst, was ihm vor den Schnabel kommt. Der Storch braucht ein Ökosystem, was ihn trägt, hat Nikolai Evermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station, 2017 gegenüber der Dorstener Zeitung gesagt. Das scheint in Dorsten gegeben zu sein.

Junggesellen möchten eigenes Revier gründen

Die Junggesellenvögel sind auf ihrer Rückreise aus dem Süden scharf darauf, einen gut geführten Horst in Dorsten für sich zu erobern. „Sie wollen ein eigenes Revier gründen.“ Dann kommt es an einem Horst schon mal zur Schlacht zwischen zwei Vögeln, wie schon in Hervest beobachtet, bei denen der stärkere Vogel sein neues Zuhause bezieht.

Storchenromantiker können sich deshalb vielleicht von dem Gedanken verabschieden, dass es immer noch Werner und Luise sind, die sich im Januar/Februar im Hervester Bruch als erste einfinden. Werner und Luise sind nämlich schon ganz schön alt: mindestens 17 Jahre. Ein Alter, das Störche erreichen können, aber: Werner und Luise sind unberingt. „Wir haben keinen Beleg dafür, dass es sich noch um die Altvögel handelt.“

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