Steigende Tierarztkosten machen nicht nur Besitzern zu schaffen „Belastet uns massiv“

Hohe Tierarztkosten macht auch Dorstener Tierheim zu schaffen
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Seit dem 22. November gibt es eine neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Insbesondere Katzenhalter trifft das sehr. Sie müssen nun anstatt 9 Euro, 23,60 Euro für eine allgemeine Untersuchung zahlen. Die Kosten bei Hunden steigen von 13,50 Euro auf ebenfalls 23,60.

Das setzt nicht nur den Tierhaltern zu, sondern auch den Tierheimen. „Das belastet uns an der Stelle massiv“, betont Noel Hinz, Vorsitzender des Dorstener Tierschutzvereins, der das örtliche Tierheim betreibt. In den letzten fünf Jahren hatte der Verein Tierarztkosten von 50.000 Euro pro Jahr. Er gehe davon aus, dass sich diese Summe jetzt um einen fünfstelligen Betrag erhöhen werde.

Auf der anderen Seite könne er die Anpassung der Gebührenordnung „super nachvollziehen“, sagt er.

Tierärztin Dr. Dorothee Dickhöfer aus Dorsten pflichtet ihm da bei. Seit 1999 gab es keine Anpassung der Gebührenordnung mehr. Sie findet es insbesondere wichtig, dass die Gehälter der Mitarbeiter bereits seit Oktober tariflich um gut 20 Prozent gestiegen seien.

Durch die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) erhoffe sie sich, dass der Berufsstand erhalten bleibe. Es habe kaum Nachwuchs in der Tiermedizinbranche gegeben, egal ob in Praxen oder im Notdienst. „Wegen des niedrigen Gehalts sind die meisten eher in andere medizinische Bereiche gegangen“, erklärt sie.

Zudem habe man durch die Erhöhung mehr Geld für besseres Equipment, das sich die Patientenbesitzer auch wünschen würden. „So ist eine noch bessere Versorgung garantiert“, betont Dickhöfer.

„Menschen werden kritischer“

Trotzdem bemerke sie schon Auswirkung der neuen Gebührenordnung. Im Vorfeld haben sich viele Kunden Termine für Untersuchungen oder Impfungen gemacht, um noch den alten Preis zu bezahlen.

Jetzt gebe es eine höhere Nachfrage nach den Kosten von Behandlungen. „Die Menschen werden kritischer und wollen mehr aufgeklärt werden, was ich absolut verstehen kann“, sagt Dickhöfer.

Sie empfiehlt Tierbesitzern, wenn noch möglich, eine Krankenversicherung abzuschließen. Eine andere Möglichkeit sei, sich monatlich Geld an die Seite zu legen, rät sie. Denn die Kosten für die reguläre Sprechstunde sind ebenfalls gestiegen.

Sorge macht Dorothee Dickhöfer, dass Tierhalter länger abwägen würden, zum Tierarzt zu gehen oder Untersuchungen so lange, es geht, aufzuschieben. „Das ist eine große Gefahr“, betont sie. Am Ende könnten Krankheiten chronisch werden und die Behandlungen noch teurer.

Auch Futtermittel immer teurer

Aber nicht nur die Kosten für den Tierarzt haben sich extrem erhöht, sondern durch die allgemeine Preissteigerung auch die Futtermittelpreise und Zubehör.

Das Dorstener Tierheim hat zum Beispiel für Paletten von Katzenstreu sonst immer 350 Euro gezahlt. Nun kosten diese 750 Euro, was aber auch an den hohen Gaspreisen liege. Denn: Katzenstreu wird mit Gas getrocknet, erklärt Noel Hinz.

Dorothee Dickhöfer mit einem Dackel in ihrer Praxis.
Dorothee Dickhöfer, Tierärztin in Dorsten, erhofft sich von der neuen Gebührenordnung der Tierärzte den Berufsstand zu erhalten. © privat

Aber auch die hohe Anzahl an Bewohnern des Tierheims spiele dabei eine Rolle. „Viele Tiere bedeuten auch viele Kosten“, betont er. Für die Stadt Dorsten nimmt das Tierheim Fundtiere auf.

Wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs werden diese immer mehr. Auch die steigenden Tierhaltungskosten gehören zu den Gründen, warum Tiere abgegeben werden, erklärt Hinz. Sie bekommen mehrmals täglich Anfragen, weil Besitzer ihre Tiere abgeben wollen.

Tierheim kaum noch Kapazität

Da aber gleichzeitig die Nachfrage nicht mehr ganz so groß sei, Tiere aufzunehmen, komme das Tierheim an seine Kapazitätsgrenze. „Wir haben aktuell über 60 Katzen, viel mehr können wir nicht unterbringen“, betont Hinz.

Trotzdem versuchen die Tierschützer zu helfen. Sie bieten an, Tiere über die Homepage oder die Sozialen Medien zu vermitteln. „Die Warteliste dafür wird immer länger“, sagt er. Wenn es gar nicht mehr gehe, dann würde man die Tiere auch selbst kurzfristig unterbringen oder einen Platz suchen. „Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, betont er.

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