Die Führungsriege im Dorstener Rathaus wird größer. Bürgermeister Tobias Stockhoff möchte neben der Ersten Beigeordneten Nina Laubenthal und dem Technischen Beigeordneten Holger Lohse einen dritten Beigeordneten installieren und hat offenbar einen Kandidaten im Blick.
Doch die Entscheidung über diese Personalie trifft der Stadtrat. Zunächst muss die Stelle ausgeschrieben werden.
Wunschkandidat des Bürgermeisters ist Karsten Meyer. Der Stadtkämmerer wird zwar in der Vorlage für den Haupt- und Finanzausschuss und den Stadtrat nicht namentlich erwähnt, sein jetziges Aufgabenfeld entspricht exakt dem, das in der Stellenausschreibung genannt ist. „In den letzten Jahren hat der Verantwortungsbereich des Dezernates II sowohl in seinem Umfang als auch in seiner Bedeutung erheblich zugenommen.“
Karsten Meyer verantwortet seit dreieinhalb Jahren eben jenes Dezernat, in dem es um die Stadtfinanzen, das Personalmanagement von mehr als 1.200 Mitarbeitenden, die städtische IT und Mediengestaltung, der Kommunale Servicebetrieb Dorsten (ehemals Entsorgungsbetrieb) und die Digitalisierung der Stadtverwaltung geht.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn sich Karsten Meyer auf diese Stelle bewerben würde, da er schon jetzt als unser Kämmerer und Dezernent ein echter Gewinn für Dorsten ist“, bestätigte Stockhoff auf Anfrage.
Dass der 47-jährige Raesfelder dem Wunsch seines Chefs Folge leistet, ist zu erwarten. „Ich bin seit 25 Jahren in der Stadtverwaltung. Das Rathaus und die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist für mich wie ein zweites Zuhause“, sagte Meyer auf Anfrage
Bürgermeister spricht von „Besoldungsgerechtigkeit“
Stockhoff begründet seinen Vorstoß wenige Monate vor der Kommunalwahl auch mit „Besoldungsgerechtigkeit“. Die Kommunale Geschäftsstelle für Verwaltungsmanagement habe ihm bestätigt, dass der Kämmerer - gemessen an seinen Aufgaben - im Vergleich zu anderen Mitarbeitenden nicht gut genug bezahlt wird.
Gleichwohl würde die Einstufung in eine neue Besoldungsstufe (B2) die Stadt jährlich nur etwas mehr als 4000 Euro zusätzlich kosten. Möglicherweise schwingt beim Bürgermeister auch die Sorge mit, dass einer seiner Spitzenkräfte eines Tages abgeworben werden könnte.

Beigeordnete müssen sich nach acht Jahren der Wiederwahl stellen. Daran ist vor 25 Jahren der damaligen Beigeordnete Dr. Johannes Backherms gescheitert. Ein Jahr zuvor war der ehemalige Sozialdemokrat als parteiloser Bürgermeister-Kandidat angetreten und hatte sich vermutlich nicht nur Freunde gemacht.
Für den neuen, dritten Beigeordneten wünscht sich der Bürgermeister „eine breite Mehrheit aus Überzeugung“ im Stadtrat. „Eine solche Entscheidung würde ja eine Wirkung für mindestens zwei bis drei Wahlperioden des Stadtrates entfalten.“
Der Vergleich mit anderen Städten
Drei Beigeordnete für eine Stadt von der Größenordnung Dorstens sind nicht ungewöhnlich. Zum Vergleich: Gladbeck hat sogar vier Beigeordnete, Castrop-Rauxel ebenfalls drei. In Marl gibt es hingegen schon seit 2017 keine Beigeordneten mehr, weil die Stadt sparen wollte.
Die Kreisstadt Recklinghausen hat seit letztem Jahr wieder vier Dezernate (plus das Bürgermeister-Dezernat, dem u.a. auch der Kultur-Bereich zugeschlagen wurde). Der technische Bereich war bis dahin in einer Hand und wurde aufgesplittet.