Der Ärger sitzt noch immer tief. Vor knapp einem Jahr haben Petra und Dieter Schönfelder über Nacht ihr Heim verloren. Sie wohnten auf dem Dorstener Campingplatz „Schult im Anker“, als die Lippe über die Ufer trat. Ihnen blieben nur wenige Minuten, um den Platz in der Nacht auf den 27. Dezember 2023 zu verlassen.
Das Hochwasser hat alles zerstört – den Wohnwagen, den Anbau, die Möbel. Den Schaden soll ein Gutachter später auf über 80.000 Euro beziffert haben. Jetzt will die Stadt die Situation auf dem Campingplatz überprüfen. Das hat eine Rechtsvertreterin am Freitag in einem Prozess am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen angekündigt. Dabei soll es auch um möglicherweise illegal errichtete Gebäude gehen.

Die Schönfelders waren 2019 auf den Platz gezogen. „Das war unser kleines Paradies“, sagen sie. „Wir haben da viel Arbeit reingesteckt.“ Auch der Garten soll ein Traum gewesen sein. Bevor das Hochwasser kam, hatten sie gerade erst ihr Badezimmer renoviert. Auch ihre Haustiere – ein Kater und eine Hündin – fühlten sich pudelwohl.
Was sie nicht wussten und erst später herausgefunden haben: Der Campingplatz liegt nach ihren Angaben in einem Überflutungsbecken der Lippe. „Davon war vorher nie die Rede“, sagte Dieter Schönfelder am Rande des Prozesses. Sonst wären sie nie dort hingezogen. „Uns wurde gesagt, dass wir in der Nähe eines Hochwassergebietes liegen.“ Das hätten sie nicht als besonders gefährlich eingeschätzt.
Bitter für sie: Ihr Heim war zwar versichert, Geld gibt es trotzdem nicht. Die Versicherung weigert sich angeblich, den Schaden zu ersetzen. „Selbst schuld“ - so oder so ähnlich soll die Antwort gelautet haben, die Dieter Schönfelder erhalten hat. Wer sich in einem Überflutungsgebiet ansiedele, könne nicht darauf setzen, dass die Versicherung zahle.
Was er nicht versteht: Dass die Stadt auch nach der Hochwasser-Katastrophe nicht eingeschritten ist, um die aus seiner Sicht unhaltbaren Zustände auf dem Campingplatz zu beenden. „Da passiert nichts. Da wird genauso rumgewuppelt wie vor Jahren.“ Wenn jemand in seinem Garten ein Haus baue, komme dagegen sofort das Ordnungsamt.
„Es passiert endlich was“
Vor Gericht hat er deshalb beantragt, die Stadt zu verpflichten, alle angeblich illegal errichteten Gebäude binnen sechs Monaten abreißen zu lassen. Erfolg wird er damit aber nicht haben. Aus Sicht der Richterin haben die Schönfelders kein Klagerecht, weil sie selbst nicht mehr auf dem Campingplatz leben.
Dieter Schönfelder ist trotzdem zufrieden, weil die Stadt nun alle Campingplätze überprüfen wolle. „Es passiert endlich was“, sagte er am Rande des Prozesses. „Das ist genau das, was ich wollte.“ Schadenersatz will er natürlich auch noch einklagen.