
© Michael Klein
Doppelt gemoppelt: Stadt Dorsten will einen Radweg wieder abbauen
Radverkehr
Überall fehlen Radwege - in Dorsten will die Stadtverwaltung aber eine Radverbindung entlang eines großen Wohngebiets wieder abbauen. Denn dort gibt es eine ungewöhnliche Besonderheit.
Bei ausgeschilderten Radwegen ist es normalerweise so: Es gibt von ihnen immer viel zu wenige in einer Stadt. In Dorsten ist es ähnlich - und dennoch möchte die hiesige Stadtverwaltung jetzt eine solche Radstrecke abbauen.
Es handelt sich dabei um einen städtischen Geh- und Radweg im Wohngebiet Kreskenhof in Holsterhausen. Er führt von der Stichstraße Koldenfeld, die von der Hauptstraße im Dorf abgeht, ungefähr 150 Meter lang Richtung Westen bis zur Straße „Zum Aap“.
Gebaut wurde er, als am Kreskenhof das Neubaugebiet entstand - also bevor die parallel zum Radweg führende alte Bahntrasse zwischen Schermbeck und Dorsten vom RVR zu einem Teilstück der „Radroute der Industriekultur“ ausgebaut wurde.
Heißt: Beide Radwege führen direkt nebeneinander her. Und deswegen möchte die Stadt ihre Wegeverbindung aufgeben, um Unterhaltungskosten sparen zu können. „Da dort ein verbindlicher Bebauungsplan herrscht, ist zwar noch nicht klar, ob wir das überhaupt dürfen“, erklärte Bürgermeister Tobias Stockhoff unlängst auf der Sitzung der Holsterhausener Stadtteilkonferenz. Doch wollte er aber zumindest schon mal ein Meinungsbild aus dem Stadtteil einholen.
Von Anliegern genutzt
Dort erfuhr er, dass der Geh- und Radweg durchaus von Anliegern genutzt wird, die aus dem Dorf und dem Wohngebiet weiter Richtung „Zum Aap“ und zur Bahntrasse fahren.
Allerdings würde die Stadt bei Aufgabe des Radwegs zumindest in Höhe der Harold-Allen-Straße einen Übergang als Querverbindung einrichten, damit die Radfahrer und Fußgänger vom Bahntrassenradweg aus ins Wohngebiet oder zur Hauptstraße einschwenken können. Wobei wohl eher zwei nötig wären, damit Radfahrer nicht zunächst ein Stück in Gegenrichtung fahren müssen, um auf die Bahntrasse zu gelangen.

Würde der Koldenfeld-Radweg abgebaut, würde die Stadt dafür sorgen, dass die Radfahrer vom Bahntrassen-Radweg über eine "Verschwenkung" zum Harold-Allen-Weg in das Kreskenhof-Wohngebiet kommen. © Michael Klein
Aus dem Stadtteilgremium kam keine Kritik an den Plänen der Stadt. „Nach ein paar Monaten hätten sich die Leute sowieso an die neue Situation gewöhnt“, mutmaßte ein Teilnehmer. Ein anderer schlug mehr im Spaß vor, den städtischen Radweg „jetzt schon mal für ein paar Monate zu sperren“ - dann sähe man, ob sich Bürger darüber beschweren würden. Doch soweit wird es nicht kommen. Meinungen der Anwohner nimmt die Stadt vorher entgegen.
In dem Zusammenhang kam eine Anfrage aus dem Plenum, was denn aus den Gedankenspielen geworden sei, die Radtrasse für den Bahnverkehr zu reaktivieren. Die CDU-Kreistagsfraktion hatte vor rund zwei Jahren diesen Vorschlag gemacht.
Inzwischen hatte der VRR eine Wiederbelebung der Bahnstrecke zwischen Wesel, Dorsten und Haltern längst für aussichtslos gehalten. Der Verkehrsverbund bezweifelt, dass es eine hohe Nachfrage gibt. In Schermbeck und Dorsten etwa führe die Strecke nur entlang der schwer erreichbaren Außenbereiche.
Außerdem schätzt der VRR den Aufwand als zu hoch ein. Die alte Trasse sei schon abgebaut oder überbaut.
Brücken schon abgebaut
Auch Bürgermeister Tobias Stockhoff wies auf der Stadtteilkonferenz darauf hin, dass in Dorsten die für den Schienenverkehr notwendig gewesenen Straßenbrücken längst abgerissen worden seien.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
