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Stadt Dorsten hält detaillierte Corona-Zahlen unter Verschluss
Coronavirus
Die Stadtverwaltung hält detaillierte Zahlen zu den Corona-Erkrankungen in Dorsten unter Verschluss. Eine andere Kreisstadt hatte mit der Veröffentlichung keine Probleme.
160 Menschen aus Dorsten haben sich seit März mit dem Coronavirus infiziert. Aktuell sind noch drei Menschen erkrankt, zweimal bereits stand in Dorsten die „Corona-Null“. Diese Zahlen aktualisiert das Kreisgesundheitsamt an jedem Wochentag, mehr Informationen über die Verbreitung des Virus’ gibt es offiziell nicht. Der Stadtverwaltung liegen aber noch ganz andere Zahlen vor.
Absprache im Kreis: Keine Daten nennen
Welcher Altersgruppe gehören die Menschen an, die in Dorsten am Coronavirus erkrankt sind? In welchen Stadtteilen leben sie, welches Geschlecht haben sie? All das ist bekannt, doch die Details bleiben unter Verschluss. Im Rathaus fühlt man sich an eine Absprache mit Landrat Cay Süberkrüb (SPD) und den Bürgermeistern der anderen Städte gebunden.
Stadtsprecher Christoph Winkel bestätigte in dieser Woche auf Anfrage, dass der Landrat schon zu Beginn der Pandemie betont habe, „dass die Herausgabe solcher Daten allein aus datenschutzrechtlichen Aspekten nicht ratsam wäre. Als Stadt Dorsten haben wir diese Einschätzung befolgt.“
Kreis hat datenschutzrechtliche Bedenken
Da Süberkrüb derzeit im Urlaub ist, hat sich die Stadtverwaltung von der zuständigen Rechts- und Kommunalaufsichtsdezernentin Dr. Ann-Kathrin Besemann nun bestätigen lassen, dass diese Praxis beibehalten wird. „Eine Aufschlüsselung der bisherigen Covid 19-Fälle in den Stadtteilen, nach Altersgruppen und Geschlecht ist seitens des Gesundheitsamtes aus datenschutzrechtlichen Gründen weiterhin nicht vorgesehen“, heißt es. Und dann rückt sie auch die Stadt Dorsten nicht heraus.
Doch wird tatsächlich der Datenschutz verletzt, wenn man mitteilt, wieviele Menschen in Holsterhausen oder Wulfen erkrankt waren, welcher von drei Altersgruppen sie zuzuordnen sind und ob es sich um Männer oder Frauen handelt?
Die Stadt Haltern hatte offenbar keine Probleme, die differenzierte Auflistung „ihrer“ 84 Infizierten preiszugeben. Sie gab in der vergangenen Woche der Halterner Zeitung beispielsweise bereitwillig Auskunft, wieviele Menschen in welchen Stadtteilen erkrankt waren und wo es überhaupt noch keine Corona-Fälle gab. Informationen, die auch viele Dorstener in den letzten Monaten gerne über ihre Heimatstadt gehabt hätten, wie aus verschiedenen Diskussionen in den sozialen Medien hervorgeht.
Halterns Stadtsprecher Georg Bockey, der seit dem Wochenende im Urlaub ist, sagte laut Zeitungsbericht: „Viele der Erkrankten in Haltern hatten nach unseren Informationen geringe Symptome, es gab jedoch auch schwere Verläufe der Erkrankung.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
