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Maskenpflicht: Busfahrer der Vestischen hoffen auf „soziale Kontrolle“
Nahverkehr
In den Bussen der Vestischen muss eine Maske getragen werden. Aber nicht nur dort. Die Fahrer könnten bei Verweigerern das Hausrecht geltend machen, haben aber meist anderes im Sinn.
Ein Fahrgast steigt am ZOB in einen Bus ein. Er nimmt die hintere Tür, weil die vordere seit Wochen nicht geöffnet wird. Einen Mund-Nase-Schutz trägt er nicht. Der Fahrer sieht’s im Rückspiegel und erinnert ihn übers Mikro an die Maskenpflicht, doch den neuen Passagier interessiert das nicht. Und nun?
„Solche Fälle sind die absolute Ausnahme“, glaubt Christoph van Bürk, Sprecher der Vestischen Straßenbahnen GmbH. „Die allermeisten Fahrgäste halten sich zum Glück an die Maskenpflicht. Wir haben ja schon vor der Landesverordnung erfolgreich an Eigenverantwortung und gegenseitige Rücksichtnahme unserer Kunden appelliert.“
Manchmal allerdings hilft gutes Zureden wenig. Dann hofft die Vestische auf „soziale Kontrolle“. Fahrgäste sollen also andere Menschen, die keine Maske tragen, dazu auffordern, Mund und Nase zu bedecken. Denn der Fahrer befindet sich „auf einem schmalen Grat“, gibt der Sprecher der Vestischen zu. Der Betrieb müsse laufen, außerdem sei schwer zu erkennen, ob der Fahrgast nicht vielleicht von der Maskenpflicht befreit sei.
Eine Frage der Abwägung
Für die Einhaltung der Maskenpflicht sind laut van Bürk ohnehin die Ordnungsbehörden zuständig - übrigens auch an den Haltestellen, die ja zum Betriebsgelände gehören. Der Fahrer müsste sich also, wenn er einen Fahrgast ohne Maske aus dem Bus „schmeißen“ möchte, Hilfe holen. „Doch dann gerät der Fahrplan durcheinander. Das ist also eine Frage der Abwägung.“ Und während der Fahrt müsse er „in erster Linie auf den Verkehr und nicht auf die Einhaltung der Maskenpflicht achten“.
In der Leitstelle der Vestischen gab es in den letzten Wochen fünf Beschwerden aus Dorsten. So wenig Ärger es augenscheinlich wegen der Maskenpflicht gibt, so sehr trifft die Coronakrise die Vestische jedoch wirtschaftlich. Sie hat im März 700.000 Euro weniger eingenommen als üblich, im April 1,5 Millionen Euro und im Mai 1,4 Millionen Euro. Aktuell lägen die Fahrgastzahlen im Vergleich zum Juni 2019 nur bei 40 Prozent, bestätigte van Bürk.
„Wir benötigen den Rettungsschirm“
Im Konjunkturpaket, auf das sich die Koalitionsspitzen geeinigt haben, heißt es, dass den Nahverkehrsunternehmen nach Schätzung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fünf Milliarden Euro an Einnahmen durch Fahrgeld fehlen.
Unterstützen möchte die Bundesregierung sie mit der Hälfte dieses Betrages: 2,5 Milliarden Euro. „Wir hoffen darauf, dass die Bundesländer das aufstocken. Wir benötigen den Rettungsschirm“, sagt van Bürk.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.

Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
