Sohn wollte Mutter aus Dorsten im Wahn töten „Ich bin immer noch geschockt“

Sohn wollte Mutter im Wahn töten: „Ich bin immer noch geschockt“
Lesezeit

Dieser Fall ist traurig. Im vergangenen Sommer ist ein Schüler aus Dorsten-Hervest mit einem Messer auf seine Mutter losgegangen. Die Stiche gingen in den Nacken und in den Rücken. Hintergrund der Bluttat ist offenbar paranoide Schizophrenie. Am zweiten Verhandlungstag sprach der 24-Jährige von einem Komplott, in den auch seine Mutter verstrickt gewesen sei.

Dass ihr Sohn krank ist, weiß die Dorstenerin schon lange. Schon im Grundschulalter soll es Auffälligkeiten gegeben haben. „Er hat alles auf sich bezogen, fühlte sich verfolgt“, sagte die 48-Jährige dem Richter am Montag. In der Folgezeit soll es zu mehreren Psychiatrie-Aufenthalten gekommen sein. Danach sei dann aber eigentlich immer wieder alles gut gewesen.

Kleine harmlose „Ticks“

Ihr Sohn wechselte von der Förder- auf die Hauptschule, von dort auf die Realschule und wollte zuletzt sogar sein Abitur machen. Geblieben seien nur kleine „Ticks“, wie die Mutter sie nennt. Ihr Sohn öffne und schließe Schranktüren, schnipse mit den Fingern, lache vor sich hin. So als ob er auf etwas reagiere, das gerade in seinem Kopf ablaufe.

Es sei jedoch alles völlig harmlos gewesen. „Deshalb bin ich ja auch immer noch geschockt“, sagte sie den Richtern am Essener Landgericht. „Ich war doch seine Vertraute.“ Ihr Sohn sei auch nie aggressiv gewesen, habe nicht mal mit Gegenständen geworfen. „Mit sowas hat keiner gerechnet.“

„Komm Mutter, ich helfe Dir.“

Auch am 26. Juni letzten Jahres sei alles wie immer gewesen. Die Mutter will die Wohnung aufgeräumt und geputzt haben, brauchte dann jedoch Hilfe mit dem Katzenstreu. „Der Sack war mir zu schwer“, sagte sie den Richtern am Essener Landgericht. Ihr Sohn sei hinzugekommen, habe gesagt: „Komm Mutter, ich helfe Dir.“ Danach ging dann offenbar alles ganz schnell.

„Ich habe plötzlich einen richtig festen Schlag gespürt“, so die 48-Jährige. Sie habe sich umgedreht und ihren Sohn gesehen – mit einem Messer in der Hand. „Ich dachte, ich bin im falschen Film.“ Dann sei der 24-Jährige erneut auf sie zugekommen. „Ich habe nur noch um Hilfe gerufen.“

Keine Bestrafung möglich

Ein weiterer Sohn und der Freund ihrer Tochter seien schließlich zu Hilfe gekommen. Sie selbst habe sich dann in der Küche auf eine Bank gelegt. „Ich habe geblutet, der Rücken tat mir weh.“ In der Anklage ist von potenzieller Lebensgefahr die Rede.

Ihr Sohn hat vor Gericht von einer Art Verschwörung gesprochen, die allerdings diffus geblieben ist. Auf die Frage des Richters, ob er seine Mutter töten wollte, antwortete der 24-Jährige mit einem Wort: „Ja.“

Bestraft werden kann nicht. Er gilt als schuldunfähig. Im Prozess droht die unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie – zum Schutz der Allgemeinheit.

Dorstener greift Mutter im Wahn an: „Sag‘ mir jetzt, was die wollen“

Schwerer Arbeitsunfall im Marler Stern: Firmenchef nach Gerüststurz verurteilt

Brutale Bestrafung: Radfahrer in Dorsten gejagt und verprügelt: „Ich bin ausgerastet“