Spannend ging es vor zwei Jahren an der Vogelstange beim Schützenfest des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Holsterhausen-Dorf zu. Drei Anwärter kämpften bei strahlendem Sonnenschein um die Königswürde.
Schuss um Schuss versuchte jeder sein Glück, bis schließlich Simon Köcher mit dem 133. Schuss das Glück auf seiner Seite hatte. Zur Königin wählte er Sophia Schlüter. Wie Simon Köcher die Erlebnisse damals wahrnahm und wie schön seine Amtszeit war, darüber sprach er im Interview.
War Ihre Regentschaft von langer Hand geplant gewesen?
Ich bin tatsächlich schon lange vorher mit der Idee hausieren gegangen. Es war mein Wunsch, passend zum Jubiläum des Vereins, König zu sein. Ich habe vorher auch noch nie um die Königswürde mitgeschossen.
Das heißt, Sie haben das erste Mal mitgeschossen, und es hat direkt geklappt?
Richtig. Allerdings war ich bereits 2008 Biervogelkönig. Damals hat es auch beim ersten Anlauf funktioniert. Ich bin zwar seitdem im Verein aktiv gewesen, war Hauptmann und dann Major, allerdings ernsthafte Ambitionen auf den Thron hatte ich erst vor zwei Jahren. Und dann auch geplant. Ich dachte mir: Zum Jubiläum König sein, das wäre super.
Auch wenn es geplant war, schienen Sie vor zwei Jahren dann doch überrascht zu sein, dass es geklappt hat. Lassen Sie uns an dem spannenden Endkampf nochmal teilhaben.
Beim Vogelschießen gab es zum Schluss neben mir noch weitere zwei ernsthafte Anwärter: Michael Schierenberg und Stefan Brückner. Und weil wir es alle Ernst gemeint haben, haben wir alle auch sehr gut geschossen. Daher war es auch ein recht kurzes Schießen und letztendlich fiel der Vogel schon beim 133. Schuss. Jeder Schuss war quasi ein Treffer. Und bevor ich wieder dran war, holte Michael Schierenberg den Großteil des noch verbliebenen Vogels runter. Das restliche Stück war nicht mehr groß und daher auch nicht einfach zu treffen. So kam dann meine Überraschung zustande, dass ich dieses kleine Stück tatsächlich passend getroffen hatte.
Scheinbar sind Sie ein guter Schütze!
Ein bisschen Übung hat man als Mitglied im Schützenverein. Da ist man dem Schießsport natürlich verbunden.
Wie haben Sie die Momente nach dem entscheidenden Schuss wahrgenommen?
Alle stürmten auf mich zu und wollten mir gratulieren. Ich wiederum wollte mich direkt bei meinen Mitanwärtern bedanken – und entschuldigen. Dann bahnte ich mir den Weg durch die Menschenmenge hin zu meiner Frau, meiner Familie und natürlich meiner Königin, Sophia Schlüter.
Wie ging es weiter?
Es folgte die Proklamation. Es waren so unglaublich viele Menschen da. Das war schön.
Oft sind Könige von den vielen Eindrücken und dem straffen Programm etwas überwältigt. Wie war das bei Ihnen?
Durch meine Ämter früher als Hauptmann und dann als Major war ich schon bei vorangegangenen Schützenfesten in der vordersten Reihe mit dabei. Ich wusste also bereits, was wann passieren würde und wurde nicht überrascht. Das war ganz angenehm.
Wer gehört neben Ihrer Königin Sophia Schlüter noch zum Thron?
Das Prinzenpaar besteht aus meiner Frau Nele Köcher und unserem Freund Jonas Glade.
Wie lief die Zusammenarbeit mit Ihrer Königin?
Sehr harmonisch. Wir kennen uns schon eine Ewigkeit und sind gute Freunde. Und da ich ja geplant hatte, König zu werden, konnten wir auch schon vieles im Vorfeld planen.
Nun waren Sie zwei Jahre König: Was hat Ihnen während der Regentschaft besonders gut gefallen?
Ach, da gibt es so vieles. Die Abordnungen haben zum Beispiel immer viel Spaß gemacht, weil man sich immer gut mit anderen Vereinen austauschen kann. Und ganz besonders schön war natürlich die von uns organisierte Königsfete. Normalerweise findet diese immer im Sommer statt. Wir wollten aber den engen Terminkalender etwas entzerren und hatten uns dazu entschlossen, die Fete im Winter auszurichten.
Wir haben dann auf dem Familienhof von Sophi (Hof Schlüter) einen Weihnachtsmarkt veranstaltet. Mit Glühwein, Feuerzangenbowle, Crêpes, Grünkohl und so weiter. Das war wirklich ein Highlight und sehr außergewöhnlich. Wir wollten damit einfach mal etwas Neues versuchen. Es hat zwar viel Arbeit gemacht, aber es haben auch viele Helfer mit angepackt. Getreu dem Motto: viele Hände, schnelles Ende.
Können Sie sich vorstellen, irgendwann erneut König zu werden?
So schön, wie die Zeit auch war, so einzigartig soll sie auch bleiben. Daher: Nein. Hinzu kommt, dass es meines Wissens nach in unserem Schützenverein noch keinen König gab, der ein zweites Mal dieses Amt übernommen hat. Daher will ich mit dieser Tradition nicht brechen.
Aufgrund des Jubiläums des Vereins wird es in diesem Jahr einmalig ein Kaiserschießen geben. Wie sieht es damit aus?
Ich schieße um die Kaiserwürde nicht mit. Allerdings werde ich im Anschluss die Proklamation übernehmen. Das ist schon Ehre genug.
Worauf freuen Sie sich beim Jubiläumsschützenfest nun besonders?
Eigentlich auf alles. Besonders toll ist es aber, dass wir sehr groß feiern. Alle Schützenvereine aus Dorsten und weitere befreundete Vereine, zum Beispiel aus dem Schwarzwald, folgen unserer Einladung. Sogar zusätzliche Musikgruppen sind vertreten. Der Umzug und die Parade werden daher größer als sonst ausfallen.
Haben Sie einen Tipp für den zukünftigen König?
Also viele Leute spekulieren ja in Bezug auf das Amt immer über Geld. Viel wichtiger ist aber der Aspekt der Zeit: Es ist wichtig, an bestimmten Veranstaltungen teilzunehmen und Präsenz zu zeigen. Denn den Verein macht mehr aus, als nur das alle zwei Jahre stattfindende Schützenfest. Wer also plant, König zu werden, sollte etwas Zeit mitbringen. Natürlich ist es so, dass nicht alles machbar ist. Das war ja bei mir auch so. Aber auch dafür ist Verständnis da.
Als Papa von Zwillingen war der Aspekt der Zeit bestimmt auch nicht immer einfach für Sie.
Ja, natürlich ist es einfacher, wenn man mehr Zeit hat. Wir hatten damals gerade unser Haus gekauft und die Zwillinge waren keine zwei Jahre alt. Aber wir hatten viel Unterstützung, zum Beispiel von meinen Schwiegereltern.
Und auch dass meine Frau als Mitglied des Throns nicht bei allen Veranstaltungen teilnehmen konnte, war in Ordnung. Da gibt es seitens des Vereins viel Verständnis. Aber unsere Töchter haben es uns auch leicht gemacht. Für sie war das Schützenfest vor zwei Jahren auch etwas ganz Besonderes, insbesondere, weil sie in der Kutsche mitfahren durften. Darauf freuen sie sich auch schon bei den nun bevorstehenden Festivitäten.
Haben Sie noch einen Tipp für den nächsten König?
Man sollte den Kollegen einfach vertrauen und sich keine Sorgen machen, von allem überfordert zu sein. Es ist alles strukturiert und organisiert.
Was möchten Sie zum Abschluss Ihrer Regentschaft unbedingt noch sagen?
Danke! Vielen Dank an Sophi, Nele und Jonas. Ein Dank gilt natürlich auch den Offizieren von Vorstand und Spielmannszug. Es ist wirklich eine tolle Gemeinschaft. Für mich als Holsterhausener Dorfjungen war die Königswürde etwas ganz Besonderes.