Angehörige beklagen Pflegenotstand in Dorstener Altenheim Viele Kündigungen in kurzer Zeit

Angehörige beklagen Pflegenotstand in Altenheim nach mehreren Kündigungen
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Die Mutter von Hannelore Schmidt (Name geändert) lebt seit vielen Jahren im Altenheim St. Laurentius. Doch „so schlimm wie jetzt war es noch nie“, sagt sie. Es fehle an Pflegekräften, an Zeit und Zuwendung für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Andere Angehörige berichten von „hausgemachten“ Problemen, von unfreundlichen Pflegern einer Leiharbeitsfirma und wenig vertrauten Gesichtern. „Das ist schwer zu verkraften für ältere Menschen.“ Auch sie wollen anonym bleiben, weil sie Nachteile befürchten für ihre Verwandten, die teilweise schon längere Zeit in dem Seniorenzentrum leben.

In der Einrichtung, deren Träger der Caritasverband Dorsten ist, werden fast 60 Senioren betreut. „Die Belegung der Einrichtung ist in den letzten Jahren konstant im Bereich zwischen 98 und 99 Prozent“, sagt Geschäftsführer Patrick Domin. Wohl auch, weil viele Lembecker im Alter gerne im vertrauten Dorf bleiben möchten, wenn sie sich nicht mehr alleine versorgen können. Etwa 70 Mitarbeitende, viele in Teilzeit, kümmern sich um die alten Menschen.

Seit Jahresbeginn, das räumt Domin ein, hat es ein Dutzend Kündigungen gegeben. Persönliche Veränderungen seien ein Grund gewesen, aber auch „Solidarisierung mit anderen Mitarbeitern, die gekündigt haben“. Dass es Differenzen gab mit der Heimleitung, wie Angehörige von Bewohnern unabhängig voneinander sagen, bestätigt der Caritasverband nicht.

Seniorenzentrum St. Laurentius in Lembeck von oben
Mitten im Dorf: Das Seniorenzentrum St. Laurentius ist fast immer voll belegt, weil ältere Menschen, die sich nicht mehr selber versorgen können, gerne in Lembeck bleiben wollen. © Guido Bludau (Archiv)

Dem personellen Engpass ist der Caritasverband mit sieben Neueinstellungen begegnet, sagt Domin. „Um weiterhin die Versorgung der Bewohner zu gewährleisten, erfolgt die Buchung von externen Pflegekräften über einen Fremddienstleister.“

Angehörige sehen das kritisch, weil es manche Bewohner ständig mit anderen Pflegekräften zu tun haben, aber „dieser Schritt ist leider unumgänglich“, betont Domin. Ziel sei es weiterhin, Fremdpersonal, das auch deutlich teurer sei, zu vermeiden und eigene Mitarbeiter zu gewinnen.

Schwieriger Arbeitsmarkt

Das Problem: Spätestens seit Corona habe sich der Arbeitsmarkt im Pflegebereich zu einem ausgeprägten Bewerbermarkt entwickelt, erklärt der Caritas-Chef. Es gibt mehr offene Stellen als Interessenten. Wer kündigt, aber seinen Pflegeberuf weiterhin ausüben möchte, kann ziemlich sicher sein, schnell einen neuen Job zu finden.

„Wir kämpfen, wie alle mir bekannten Einrichtungen im Kreis Recklinghausen und im Bistum Münster, massiv mit den Ausprägungen - jeden Tag“, sagt Domin. Es sei klar, dass die Arbeitsmarktentwicklung eine dauernde Herausforderung bleiben werde.

Die Kritik von Angehörigen ist Patrick Domin indes nicht verborgen geblieben. Individuelle Anfragen seien von ihm, der Pflegedienstleitung und der Heimleitung beantwortet worden. Am 10. Juli werde es zudem einen Angehörigenabend geben, „um die aktuelle Situation zu erläutern und Raum für offene Fragen zu geben“.