Es hatte ausgesehen wie eine Notlage: An der Erler Straße zwischen Dorsten-Rhade und Raesfeld-Erle stand am Donnerstagmittag (20.7.) ein Mann und winkte verzweifelt einer vorbeifahrenden Autofahrerin aus Rhade zu. Sein Tank sei leer, er müsse dringend zu seiner Frau ins Krankenhaus. „Und brauche auf die Schnelle 10 Euro, um sich an der nächsten Tankstelle den Benzinkanister füllen zu lassen, ich würde das Geld später zurückbekommen“, erzählt die Rhaderin.
Sie hatte angehalten und ihre Fensterscheibe heruntergekurbelt, um sich zu erkundigen, ob sie ihm helfen könne. Da sie in einem Gesundheitsberuf arbeite, habe sie sich verpflichtet gefühlt, in einem möglichen Notfall zu helfen, sagt sie. Doch dann wurde sie schnell misstrauisch, „obwohl der Mann gut gekleidet war und einen Anzug trug“. In dem Fahrzeug mit rumänischem Kennzeichen saß ein weiterer Mann: „Irgendwie war mir das plötzlich suspekt.“
Die Rhaderin fuhr weiter und informierte unter der Nummer 110 die Polizei. „Die wusste sofort Bescheid und sprach von ähnlichen Vorfällen“, sagt sie. Bevor die Polizei hätte was tun können, hatten die Männer mit dem rumänischen Wagen sich aber zwischenzeitlich aus dem Staub gemacht - obwohl sie doch vorgaben, kein Benzin mehr zu haben.
„Ich habe mit einer Arbeitskollegin gesprochen, die ein paar Minuten nach mir dort vorbeikam, da war das Auto schon weg.“ Das „Bauchgefühl“ trog also nicht.
Auch an der Dülmener Straße
Gut, dass die Autofahrerin so vorsichtig war. Denn im Internet finden sich zuhauf und bundesweit Polizeimeldungen mit Taten, bei denen hilfreiche Mitmenschen auf genau diese Betrugs- und Bettelmasche hereingefallen sind.
Nachdem die Rhaderin ihr Erlebnis in einer lokalen Facebook-Gruppe geschildert hatte, gab es sogar einige Hinweise von Bürgern, dass es in der Vergangenheit auch in anderen Dorstener Stadtteilen solche Vorkommnisse gegeben haben soll - unter anderem häufiger an der Dülmener Straße (B 58) in Wulfen nahe der dortigen Shell-Tankstelle.
Corinna Kutschke, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Recklinghausen, bestätigte, dass der Behörde das Phänomen „seit einiger Zeit bekannt sei“. Sie erinnert sich an einen solchen Betrugsfall am A 43-Zubringer in Marl. Von einer Häufung hier in der Region und in der jüngsten Vergangenheit aber habe sie keine Kenntnis. „Darüber wären wir von unserer Leitstelle informiert worden.“
Die Pressesprecherin warnt Autofahrer vor der Masche der Benzinschwindler. „Um an Geld zu kommen, bieten sie manchmal auch vermeintlich echten Schmuck oder teure Kleidung an, was sich später als gefälschte Ware herausstellt“, weiß sie. Und laut mancher Polizeiberichte werden gutgläubige Opfer sogar um weitere Wertsachen erleichtert.
Polizei kontaktieren
Corinna Kutschke rät, in solchen Verdachtsfällen sofort die Polizei zu kontaktieren und auf den mutmaßlich Gestrandeten aufmerksam machen. „Und wenn tatsächlich ein Notfall vorliegt, hätte es es den Nebeneffekt, dass wir den liegen gebliebenen Wagen absichern können.“
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