Dass die Mitglieder unterschiedlicher politischer Ausschüsse gemeinsam zu einer Sitzung zusammenkommen, ist in Dorsten eher selten. Und wenn, dann geht es meist um besonders wichtige oder teure Projekte. Wie am kommenden Montag (23.9.) um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses.
In diesem Fall betrifft es den Sport (und zwar die BG Dorsten), es betrifft die Schulen (vor allem die Neue Schule) - und es betrifft die ganze Stadt. Denn es geht zum einen um eine erforderliche Sanierung der jetzigen Juliushalle. Und zum anderen soll am Ende der Planungen direkt nebenan eine „zentrale Halle für die Stadtgesellschaft“ entstehen, die multifunktional über Sport und Schule hinaus auch für größere städtische Veranstaltungen aller Art geeignet sein soll.

Von letzterer Nutzung war bislang nicht explizit die Rede, wenn über die geplante neue Vierfach-Sporthalle geredet wurde, die dort errichtet werden soll. Bereits 2020 hatte der Rat dieses Bau-Projekt beschlossen, doch in der Priorisierungsliste war es seitdem hintenan geblieben - weil es sehr teuer wird, weil die Ämter zu wenig Personal haben, weil andere Maßnahmen dringender sind: „Fertigstellung Ende 2028“, Projekt aber „zurückgestellt“ hieß es im Sommer im Bauausschuss.
Die Stadt geht mittlerweile von Baukosten in Höhe von 12,5 Mio. bis 20 Mio. Euro für die neuerdings anvisierte Planung aus. Viel Geld, das Dorsten derzeit nicht hat. Aber: „Auch wenn die Umsetzung in der aktuellen Finanzlage aus eigenen Mitteln nicht realisierbar ist, hält die Verwaltung eine Vorratsplanung für sinnvoll, um bei einem möglichen Förderprogramm von Bund oder Land schnell reagieren zu können“, heißt es in der Vorlage für die gemeinsame Sitzung von Schul- und Sportausschuss.
Bewerbungskonzept
Eine solche Förderung sei zwar aktuell „nicht absehbar, aber dennoch nicht unwahrscheinlich“, heißt es. Um sich dann sofort bei Fördergebern mit einem Konzept bewerben zu können, soll die Politik nun 50.000 Euro im Etat freigeben. Damit sollen in Kooperation mit der BG Dorsten eine Machbarkeitsstudie und ein Raumprogramm in Auftrag gegeben werden.
Ungeachtet dessen soll die Politik in der Sitzung auch grünes Licht für die Sanierung der bestehenden Juliushalle geben. Denn Renovierungsarbeiten (die nach groben Schätzungen zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro kosten dürften), seien dringend notwendig: für eine neue Zwischendecke, für einen neuen Hallenboden und für Arbeiten an der Heizungs- und Lüftungsanlage.

Nur so könne der Schulsport an der Neuen Schule (die die Halle von 8 bis 15.30 Uhr nutzt) als sogenannte „Pflichtaufgabe“ der Stadt überhaupt gewährleistet werden. Zudem werde die Juliushalle selbst bei einem gleichzeitigen Neubau einer Vierfach-Sporthalle zunächst weiter benötigt - als Ausweichquartier für die Vereine und Schulen, die zukünftig von weiteren Sporthallen-Sanierungen in Dorsten betroffen sein werden.
Auch Bedenken
Beim künftigen Bedarf für eine Vierfach-Sporthalle gibt es aber auch „Bedenken“, so die Stadt. Beim Schulsport zum Beispiel ging eine erste Bedarfsermittlung der Stadt davon aus, dass auch die Bonifatius-Grundschule den Neubau würde nutzen wollen - und die Sporthalle der Boni-Schule im Gegenzug dafür aufgeben werden könne.
Die Schulleitung der Bonifatiusschule habe aber „nachvollziehbare Gründe“ dagegen vorgebracht: zu lange Wegezeiten, zu viel Abstimmungsbedarf mit der Neuen Schule, nicht grundschulgerecht. Nicht zuletzt würde der Boni-Schule ihre „Aula“ fehlen, sollte die Bonifatius-Turnhalle abgerissen werden.

Auch ein dauerhafter Bedarf einer Vierfach-Sporthalle allein für die Neue Schule steht in den Sternen. Denn den gibt es laut Stadt nur, wenn die Schule mehr als sechs Züge hat. Allerdings: Mittelfristig werden dort nur fünf Züge erwartet - auch wenn der Schulentwicklungsplan derzeit noch sehr optimistisch 6,5 Züge für möglich hält.
Künftiger Nutzer der Vierfach-Sporthalle wird auch weiter die BG Dorsten sein, die derzeit in der 1. Regionalliga und damit in der vierthöchsten deutschen Liga Basketball spielt. Nach Angaben der Stadt empfiehlt die BG Dorsten für den Neubau eine bauliche Ausstattung, die die Basketball-Bundesliga für die 2. Liga („pro-A-Liga“) vorschreibt: Unter anderem Tribünen an drei Hallenseiten für mindestens 1500 Zuschauer, Holzboden, Linierung nur für Basketball, spezielle Technik, LED-Werbebanden, Presse- und Schiedsrichterraum und Kassenbereich nach außen. Auch ein neues BG-Vereinsheim wäre nötig - falls die jetzige Juliushalle in ferner Zukunft nicht mehr benötigt und abgerissen werden sollte.
Und auch die Stadt hat eine Ausstattungs-Wunschliste für künftige eigene und größere nicht-sportliche Veranstaltungen: Eine versenkbare oder ausziehbare Bühne, eine Leinwand mit Beamer, mobile Theken, eine Küche, ein Bodenvlies, das bei Bedarf über den Holzboden gelegt werden kann und ein Stuhllager stehen auf der Wunschliste des Rathauses.
Hochzeitswäldchen soll bleiben
Unklar war bislang die Standortfrage. Die städtische Gesellschaft InfraDor hat inzwischen untersucht, wo ein Neubau infrage käme. Am geeignetsten sei der Bereich des jetzigen Skater-Parks und der Basketball-Felder zwischen Borkener Straße und Juliushalle, heißt es.
Als Ersatzfläche für diese Freizeitnutzungen schlägt die Stadt das Grundstück vor, auf dem das leer gezogene Ex-Hausmeister-Haus steht, das dann abgerissen werden könne. Die Bäume im „Hochzeitswäldchen“ nebenan sollen auf jeden Fall unangetastet bleiben.