Schulden bei „harten Jungs“ Mit Kinderwagen und Baby auf Beutezug im Dorstener Media-Markt

Schulden bei harten Jungs: Mit Kinderwagen und Baby auf Beutezug
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Er hatte „Straßenschulden“ in Höhe von mehreren tausend Euro, und zwar bei Kokain-Dealern in Holland. „Harte Jungs“, sagte der 26-Jährige. Um einen Teil des Geldes zurückzahlen zu können, fasste der Wulfener einen Plan: Mithilfe einer guten Freundin ging er am 3. Januar 2023 auf Beutezug mit Kinderwagen und Baby im Dorstener Media-Markt.

„Auf Pärchen mit einem Kind zu machen, wirkt unverdächtiger“, erklärte der junge Mann am Mittwoch (14.2.) vor dem Dorstener Schöffengericht, wo sich das Duo für diese ungewöhnliche Diebstahlsmasche verantworten musste.

Und so schob der zweifache Vater (nach eigenen Angaben „zugekokst“) einen Kinderwagen durch den Elektronik-Markt, während seine 27-jährige Begleiterin - selbst Mutter von drei Kindern - ihre Jüngste auf dem Arm trug.

Aus einem Regal entwendete der Angeklagte zwei „Nintendo-Switch“-Spielekonsolen, indem er die Sicherheitsetiketten entfernte und die jeweils mehr als 350 Euro teuren Geräte in den leeren Baby-Schlafsack packte, der im Kinderwagen lag.

Pech nur, dass zwei Ladendetektive im Videoüberwachungs-Büro auf die Beiden aufmerksam geworden waren: Sie erkannten auf dem Video die 27-Jährige wieder - sie hatte eine Woche zuvor mit ihrem Ehemann und ebenfalls mit der kleinen Tochter auf dem Arm im Laden einen Laptop mitgehen lassen.

Überraschung an der Kasse

Als die Ladendetektive an der Kasse das Duo stellen wollten, erlebten sie allerdings eine Überraschung: Die Konsolen lagen nicht mehr im Kinderwagen, der Täter hatte sie nämlich zwischendurch wieder zurückgelegt. Zum einen hatte die Angeklagte ihm zuvor ins Gewissen geredet, zum anderen hatte der 26-Jährige plötzlich selbst Gewissensbisse bekommen.

Dennoch: Weil er die Ware im Laden bereits in einer privaten Transporttasche verstaut hatte, wurde ihm dies juristisch als „vollendeter Diebstahl unter Drogeneinfluss“ ausgelegt. Da er zum Tatzeitpunkt unter Bewährung stand, gab es eine sechsmonatige Haftstrafe für den Beschuldigten.

Und es dürfte wohl noch etwas an Gefängnisaufenthalt draufkommen - denn demnächst wird der aus der U-Haft vorgeführte und mehrfach vorbestrafte Wulfener noch wegen eines Wohnungseinbruchs in Dorsten erneut vor Gericht stehen. Wegen Beihilfe bekam seine Begleiterin eine Geldstrafe in Höhe von 900 Euro aufgebrummt.

Und dann war da noch eine weitere Anklage: Der Wulfener soll im Juli 2023 seine Lebenspartnerin an den Haaren gezogen, sie gestoßen und übelst beleidigt haben, weil sie seiner Meinung nach zuvor zu lange bei ihrer Mutter gefrühstückt hatte. Doch dieses Verfahren wurde eingestellt, weil die Frau im Gerichtssaal von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht als Verlobte Gebrauch machte.

„Sein Charakter fiel um“

Ihre Mutter will mit dem Angeklagten nichts mehr zu tun haben, sagte sie aus. In den ersten beiden Jahren der Beziehung mit ihrer Tochter sei er zwar noch ein „guter Mensch“ gewesen, „doch dann fiel sein Charakter komplett um“. Der 26-Jährige räumte dies ein und begründete seine Wesensänderung mit seinem starken Kokainkonsum seitdem. Das Urteil erlaubt ihm nun, während der Haftzeit eine Drogentherapie anzutreten.