Ein grundsätzliches Verbot von Bleimunition, wie es derzeit in der Europäischen Kommission beraten wird, könnte auch die hiesigen Schützenvereine treffen. „Eine gezielte Ausnahme für Schützenvereine oder Schießstände ist bisher nicht vorgesehen“, schreiben Christof Rasche und Dietmar Brockes, Abgeordnete der FDP im NRW-Landtag, in ihrer Kleinen Anfrage.
Hinter dem geplanten Bleimunitions-Verbot steckt der Plan, Einträge von Blei in die Umwelt zu minimieren. Laut NABU sterben Millionen von Tieren qualvoll an Bleivergiftungen.
„Schwerer zu beschaffen“
Doch die beiden FDP-Abgeordneten sehen Probleme auf die Schützenvereine zurollen: „Alternativen wie bleifreie Munition sind teurer, schwerer zu beschaffen und oft nicht für alle Waffen geeignet. Ein Verbot würde Schützenvereine vor große finanzielle und organisatorische Herausforderungen stellen.“ Für eine gezielte Ausnahme des Verbots sprechen sich auch der Bund der Historisch Deutschen Schützenbruderschaften oder der Deutsche Schützenbund aus.
In den Dorstener Schützenvereinen sei diese Diskussion noch nicht angekommen, sagt Hendrik Schulze-Oechtering, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dorstener Schützenvereine. Mit dem Bleimunitionsverbot hat er persönlich aber durchaus schon zu tun, denn Schulze-Oechtering ist auch Jäger. Hochwild dürfe man beispielsweise nur noch mit bleifreier Munition beschießen. Ebenso sei es an Gewässern verboten, Bleimunition zu verwenden. Und zu Gewässern zählen etwa auch kleine Bachläufe.
Andere Gewehre notwendig
Dass bei einem Bleimunitionsverbot auch am Schießstand der Schützen andere Gewehre genutzt oder Änderungen an Gewehren vorgenommen werden müssen, „wird das erste Problem sein“, erwartet Schulze-Oechtering. Falls dort nur noch mit „Stahlschrot“ (bleifreie Munition, die nicht zwangsläufig aus Stahl besteht) geschossen werden dürfte, müssten auch die „Kugelfänge eine andere Beschaffenheit haben“.
Denn Stahlschrot ist beispielsweise nicht so weich wie Blei und neigt eher zum Abprallen. Und vor solchen Abprallern müsste man Schützen und Zuschauer schützen. Letztlich wäre dies wohl vor allem eine Aufgabe für die Anbieter von mobilen Vogelstangen. Einige Schützenvereine haben aber auch eigene Vogelstangen und wären ebenfalls von Umrüst-Zwängen betroffen.
Dass Stahlschrot schwerer zu beschaffen sein könnte als Bleimunition, hält Schulze-Oechtering für denkbar, wenn Schützen und Jäger von jetzt auf gleich komplett umstellen müssten. Vermutlich würden sich Hersteller von Munition aber auf die geänderte Nachfrage einstellen. Stahlschrot sei zudem etwas teurer als bleihaltige Munition.
Ausgleich für Belastung
Die beiden FDP-Abgeordneten fragen die Landesregierung nach den Kosten für eine mögliche Umrüstung der Schießstände. Und welche Maßnahmen sie ergreift, um Ausnahmen für Schützenvereine und Schießstand-Betreiber zu erreichen. Und: „Wird die Landesregierung den Schützenvereinen im Falle eines Verbots die finanzielle Belastung ausgleichen?“
Schulze-Oechtering, der auch für die CDU im Dorstener Rat sitzt, sagt, dass CDU und FDP gleichermaßen gegen das mögliche Bleimunitionsverbot für Schützenvereine seien: „Man schießt mit Kanonen auf Spatzen. Wir lehnen das ab.“ Viele Schützenvereine würden nur einmal im Jahr oder sogar nur alle zwei oder drei Jahren schießen. Und da die Gewehre eingespannt sind, seien Fehlschüsse neben den Kugelfang ausgeschlossen.
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