Schleuse in Dorsten Ina Surma (25) leitet millionenschweren Umbau

Ina Surma (25) leitet millionenschweren Umbau der Schleuse
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Der Wesel-Datteln-Kanal ist laut Ursula Gehrke, Sprecherin des Wasserstraßen- und -Schifffahrtsamts, nach dem Nord-Ostsee-Kanal der meistbefahrenste Kanal Deutschlands. Rund 90 bis 100, zu Spitzenzeiten auch schon mal 120 Schiffe, müssen sonst pro Tag durch die Schleuse in Dorsten - oft mit Kohle oder Flüssigerdgas (LNG) beladen.

Obwohl dafür derzeit nur die kleinere der beiden Schleusenkammern zur Verfügung steht, halte sich der Stau an der Schleuse noch in Grenzen, so Gehrke. Die große Kammer wird seit Juli umgebaut - unter Aufsicht der „Baubevollmächtigten“ Ina Surma (25) - die Chefin der Baustelle. Seitdem würden einige Schiffe den Umweg über den Rhein-Herne-Kanal wählen.

Die große Schleuse wird derzeit saniert. Der Schiffsverkehr läuft nun ausschließlich über die kleine Schleusenkammer.
Die große Schleuse (links mit den großen Hubtoren) wird derzeit saniert. Der Schiffsverkehr läuft nun ausschließlich über die kleine Schleusenkammer. © Berthold Fehmer

Die 222 Meter lange und 12 Meter breite Schleusenkammer in Dorsten, erbaut im Jahr 1928, musste für den Umbau zunächst leer gepumpt werden. Notwendig wurden die Arbeiten vor allem aus einem Grund. Surma: „Die Tragfähigkeit der Nischenpoller war nicht mehr gegeben.“

Was sind Nischenpoller? Während die Schiffe die 9 Meter Höhenunterschied zurücklegen, werden sie an der Seite mit Seilen gesichert - an den Nischenpollern. Wegen des ein- und ausströmenden Wassers sei dies notwendig, damit die Schiffe nicht gegeneinander oder gegen die Hubtore stoßen, so Surma.

Der Querriegel aus Beton ist der sogenannte "Energievernichter", der verhindern soll, dass das Wasser zu turbulent in die Schleuse strömt.
Der Querriegel aus Beton ist der sogenannte „Energievernichter", der verhindern soll, dass das Wasser zu turbulent in die Schleuse strömt. © Berthold Fehmer

Energievernichter unter Wasser

Die gewaltigen Kräfte, die während des Schleusens entstehen, kann man sich anhand von einigen Zahlen vorstellen. 26.500 Kubikmeter Wasser passen in die Schleuse. Bei jedem Schleusen wird in wenigen Minuten Wasser bewegt, das laut Surma 160.000 Badewannen füllen würde. Um die Schiffe dabei ruhig halten zu können, gibt es auch einen großen Betonriegel unter Wasser - im Fachjargon von Surma heißt der „Energievernichter“.

Ausführende Firma ist der deutsche Ableger eines französischen Unternehmens: Eiffage Infra-Nordwest. Im Durchschnitt arbeiten etwa 15 Mitarbeiter täglich an der Baustelle. Um die Nischenpoller erneuern zu können, wurden sie zunächst abgebrochen. Dann wurden Quader fast auf der ganzen Höhe der Schleuse aus dem Beton geschnitten, Eisen und neue Poller reingepackt und wieder betoniert. Das passiert nur auf der Südseite der Schleuse. Von 13 Pollerreihen sind dort bereits sieben fertig.

An den helleren Stellen in der Betonwand erkennt man die Nischenpoller, die erneuert werden mussten. Nur die unterste Reihe, die aufgrund von Bergsenkungen schon lange eigentlich unter Wasser liegen würde, wird nicht ersetzt.
An den helleren Stellen in der Betonwand erkennt man die Nischenpoller, die erneuert werden mussten. Nur die unterste Reihe, die aufgrund von Bergsenkungen schon lange eigentlich unter Wasser liegen würde, wird nicht ersetzt. © Berthold Fehmer

Die Nischenpoller auf der Nordseite werden in Zukunft nicht mehr gebraucht und die Löcher mit Beton verfüllt. Ebenfalls nicht mehr gebraucht wird laut Surma nach dem Umbau der „Festmacherdienst“, also Mitarbeiter, die beim Festmachen der Schiffe halfen.

Die untersten Nischenpoller werden übrigens nicht mehr ersetzt. „Wir sind hier im Bergsenkungsgebiet“, erklärt Surma den Hintergrund. Die komplette Schleuse liege mittlerweile zwei Meter tiefer als vor knapp 100 Jahren. Da der Wasserstand im Kanal aber gleich hoch blieb, lagen die untersten Poller seit Jahren bereits unter Wasser und wurden nicht mehr genutzt.

Fertigstellung steht bevor

„Etwa Mitte Dezember ist angepeilt“, sagt Surma auf die Frage, wie lange man noch für die Baustelle benötigen werde. Etwa zweieinhalb Jahre Planung gingen den Arbeiten voraus, mit denen man nun im Zeitplan liege. Jetzt, wo die Schleuse außer Betrieb sei, werden laut Surma zugleich noch einige „kleinere“ Mängel behoben, wie etwa ein 60-Zentimeter-Riss im westlichen Hubtor, der mit Blechen verschlossen wird. Die Tore stammen übrigens nicht aus dem Jahr 1928, sondern wurden in den 1950er-Jahren eingebaut.

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