Schermbecker Wölfe erobern neue Jagdgründe Gloria riss Tiere in Gelsenkirchen

Schermbecker Wolfsrudel „erobert“ neue Jagdgründe - auch in Großstadt
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Wie die AG Wolf des Gahlener Bürgerforums berichtet, sind in der Nacht vom 3. auf den 4. April zwei Mutterschafe am Lipperhofweg in Gartrop-Bühl in Hünxe getötet worden. Mutmaßlich bei einer Wolfsattacke, denn bei beiden Schafen seien Kehlbisse zu sehen. Eines der beiden Schafe weise auch eine Verletzung am Hinterbein auf. Völlig ausgeweidet wurde das andere Schaf.

Die Risse wurden an das LANUV gemeldet. Der Zaun bestand aus einem Knotengeflecht mit Untergrabeschutz und einer stromführenden Litze. Ob tatsächlich Wölfe und wenn ja welche für die Attacke verantwortlich sind, müssen nun genetische Proben zeigen.

Überraschende Ergebnisse

In einigen zurückliegenden Fällen ist die Untersuchung, die wie immer vom Senckenberg-Institut durchgeführt werden, bereits abgeschlossen. Und diese bringen einige Überraschungen hervor.

Erstmals waren in diesem Jahr mehrere Nutztierrisse in Raesfeld verzeichnet worden. Bei einem steht nun fest, dass zumindest ein Wolf aus dem Schermbecker Rudel verantwortlich ist. Vier Schafe wurden am 26. Januar 2024 gerissen und zwei verletzt, die später verendeten. Als Verursacher konnte Wolf GW3616m identifiziert werden, der seit Juni 2023 im Bereich des Schermbecker Wolfsrudels erstmals nachgewiesen werden konnte.

Gloria in Dorsten aktiv

Auch ein Wolf des seltenen Haplotyps HW02 (eine Nukleotidsequenz, die auch Gloria besitzt) war bei dem Riss in Raesfeld beteiligt, konnte aber nicht individualisiert werden. Ebenso scheiterte die Individualisierung bei einem Riss am 12. Februar in Raesfeld, als drei Schafe getötet wurden und eines nicht mehr gefunden wurde. Fest steht nur, dass zwei Wölfe beteiligt waren, einer mit Haplotyp HW01 (den GW3616m aufweist) und einer mit HW02. Eindeutig nachgewiesen werden konnte Gloria bei einem Riss am 7. Februar 2024 in Dorsten, bei dem ein Schaf getötet wurde und zwei verletzt wurden.

Bei einem Riss am 5. März in Raesfeld wurde ein Wolf mit HW01 nachgewiesen, die Individualisierung ist noch in Bearbeitung. Ein Riss am 22. März wird ebenfalls noch untersucht.

Erstmals in Großstadt

Die größte Überraschung ist allerdings der Nachweis einer Wolfsattacke auf Damwild in Gelsenkirchen, wo am 26. Februar drei Tiere ums Leben kamen. Laut Veterinäruntersuchungsamt waren dort „deutliche Hinweise auf einen Übergriff durch einen großen Caniden mit einem relativ typischen Kehlbiss“ gefunden worden. Nun steht fest: Es war Gloria.

Es ist der erste nachgewiesene Nutztierriss durch einen Wolf in der Großstadt, die nur zur sogenannten „Pufferzone“ der Wolfs-Förderkulisse Westmünsterland zählt. Letztere war 2023 aus dem Wolfsgebiet Schermbeck hervorgegangen und nach Norden und Osten erweitert worden.

Aller Wahrscheinlichkeit nach muss Gloria für diese drei Damwild-Risse in Gelsenkirchen die Städte Bottrop oder Dorsten durchquert haben - ihr bislang weitester Ausflug nach Osten, seit Gloria sich 2018 in der Region angesiedelt hat.

Die Förderkulisse Westmünsterland mit der umgebenden Pufferzone (schraffiert)
Die Förderkulisse Westmünsterland mit der umgebenden Pufferzone (schraffiert) © LANUV

Dieser Artikel wurde erstmals am Montag, 8. April 2024 veröffentlicht.