Sind Lippe und Kanal die Grenze zwischen Ruhrgebiet und Münsterland? Schon bei der Frage, wo die „Grenze“ ist, sind sich die Dorstener nicht einig. Es gibt sehr unterschiedliche Ansichten, ob Dorsten zum Ruhrgebiet oder zum Münsterland gehört oder wo das eine aufhört und das andere beginnt.
Im Folgenden dokumentieren wir einige Einschätzungen und bedanken und bei allen, die sich per E-Mail oder Kommentar in den Sozialen Medien an der Debatte beteiligt haben.
Familie Nagel schreibt:
Als Zwangseingezogene fühlen wir uns überhaupt nicht als Ruhrgebietler, so wie alle Alteingesessenen in den ehemals selbstverständlich dem Münsterland zugehörigen Dörfern Lembeck, Rhade, Deuten. Das hat sich durch den massiven Zuzug (meist aus den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen, Bottrop, Essen usw.) leider geändert. Die Dörfer sollten sich ein Beispiel an Kirchhellen nehmen; dort wird weiterhin nur der Name Kirchhellen angezeigt, nicht Bottrop.
Unverständlich, dass der Bürgermeister sich nicht mehr dafür einsetzt, dass es klar ist, dass die Herrlichkeit Lembeck selbstverständlich zum Münsterland gehört. Er selbst tritt doch bei Heimatvereinsfesten im blauen Kittel und Holzschuhen auf.
Richard Vadder meint:
Da Dorsten eine Flächenstadt ist, lässt sich die Frage „Tor zum Münsterland“ oder „Brücke zum Ruhrgebiet“ nicht so leicht beantworten. Ich wohne in Wulfen und fühle mich mehr zum Münsterland hingezogen, obwohl ich im Ruhrgebiet arbeite. Meine Gründe hierfür sind sicherlich meine Kindheit in Wulfen, wo ich noch das Landleben (Dorfleben/Dorfgemeinschaft) mit allen Eigenarten erfahren durfte.
Andersherum hat der Bergbau in Dorsten auch viele Menschen geprägt, die sich mehr als Brücke zum Ruhrgebiet sehen, auch in Gebieten nördlich der Lippe. Ähnlich ist es im Sport. Viele Dorstener aus den unterschiedlichsten Ortsteilen sind Fans von Schalke, Bochum, Essen oder Dortmund und stehen evtl. deshalb dem Ruhrgebiet näher.
Und das ist auch gut so, es macht die Stadt Dorsten facettenreich, interessant und lebenswert.
Ute Hartmann äußert sich wie folgt:
Ich wohne in Rhade und fühle mich eindeutig mehr zum Münsterland hingezogen. Der Kreis Recklinghausen ist für mich nicht nachvollziehbar, da Recklinghausen viel weiter entfernt ist als Raesfeld oder Borken, die eindeutig dem Münsterland zugehörig sind.
Wolfgang Kirchhoff ordnet die Debatte so ein:
Die nördlichen Stadtteile, Lembeck und Rhade fühlen sich sicherlich viel mehr dem Münsterland zugeordnet. Allein landschaftlich spricht vielmehr dafür. Auch sprachlich ist zumindest bei der älteren Bevölkerung das Münsterländer Platt durchaus gebräuchlich. So wäre man vor Jahren auch viel lieber nach Borken als nach Dorsten eingemeindet worden.
Allerdings muss man sagen, dass im Rahmen der Städteflucht in den 1970er- bis 1990er-Jahren viele Ruhrgebietler (auch ich gehöre dazu) ins schönere „Grüne“ gezogen sind. Inzwischen hat es daher eine „Durchmischung“ der Bevölkerung, gerade in Lembeck und Rhade, gegeben, sodass durchaus das Ruhrgebiet ebenfalls präsent ist. Dies trifft aber auch auf Orte wie Heiden, Velen, Dülmen und Borken zu.
Hella Sinnhuber meint:
Ist die Frage sportlich, politisch oder emotional gemeint? Als in Gelsenkirchen geborenes Kind von Flüchtlingseltern erlebe ich die Welt in Dorsten vollkommen zweigeteilt. Es gibt die Münsterländertypen und eben die Zugereisten. Fun Fact:  Die Hunderasse „kleiner Münsterländer“ soll angeblich auch in Dorsten entstanden sein.
Hans Nover schreibt:
Ich finde, mit „Tor zum Münsterland“ ist es sehr schön und treffend beschrieben. Da wir hier in Dorsten auf der Schachtanlage Fürst Leopold von 1913 bis 2001 Kohle gefördert haben, sehe ich Dorsten schon dem Ruhrgebiet zugehörig. Mit wenigen Tritten in die Pedale unserer Bikes jedoch sind wir bereits mitten in der Natur des Münsterlandes.
Ingrid Stiehler kennt beide Regionen
Aufgewachsen bin ich in Wanne-Eickel, wohnte und machte meine Ausbildung später in Wattenscheid und war dann in Bochum berufstätig. Als ich mit meinem Mann 1980 nach Dorsten gezogen bin, in den schönen Stadtteil „Neue Stadt Wulfen“ (wie Barkenberg damals noch hieß) - da gab es hier zwar auch noch Zechen, aber als „Ruhrpott“, wie wir ihn kannten, habe ich Dorsten nie gesehen. Dazu war Dorsten schon immer zu grün, zu wenig hektisch und zu gepflegt.
Für mich ist und bleibt es ein wunderbarer Standort, zwischen Ruhrpott und Münsterland, um zeitnah in Richtung Süden in den Pott zu kommen und trotzdem die Vorzüge eines grünen Wohnortes am Rande des Münsterlandes zu genießen. Die Versorgung mit Schulen, Kindergärten, Ärzten, Krankenhäusern, Seniorenheimen, Einkaufsmöglichkeiten, Schwimmbädern, Bibliotheken, Veranstaltungshallen, etc. ist fantastisch - und steht den Möglichkeiten in den Orten im „Pott“ in nichts nach. Die Anbindungen mit Auto oder Bahn sind perfekt in alle Richtungen - das genießen wir sehr. Dorsten lässt sich da nicht in eine Schublade stecken - ist eben einmalig!
Danny Fath ist sich sicher:
Ruhrgebiet! Allein die Zechen und der Akzent der Sprache (Ruhrdeutsch).
Ich fühle mich auch eher hingezogen in Richtung Ruhrgebiet (Bottrop, Oberhausen, Essen, etc.). Gern auch teilen: Wulfen, Deuten, Lembeck, Rhade gehören zum Münsterland und Holsterhausen, Hervest, Hardt, Östrich, Altstadt, Altendorf, Feldmark gehören zum Ruhrgebiet.
Karl-Heinz Steffes meint:
Dorsten hat die Zeche Fürst Leopold gehabt und gehört somit eindeutig zum Pott, mit Ambitionen zum Münsterland. Dorsten ist eine Stadt mit Zukunft und mit Potenzial. Hier wird noch viel entstehen.
André Krychowski zieht einen Vergleich
Fragt doch mal in Haltern. Als es noch die Zeche gab und die Subventionen geflossen sind, war es Ruhrgebiet. Heute verkaufen sich Natur und Tourismus besser im Münsterland und schon nennen wir die Stadt „am See“, weil es da ein Industrie-Baggerloch gibt.
Der Kreis Recklinghausen ist und bleibt Ruhrgebiet. Ob ihr wollt oder nicht.
Ulrike Behmer sagt:
Definitiv Münsterland. Es wurde damals aber dem Ruhrgebiet zugeordnet, wegen der Steuerzuteilung. Da gab es mehr Geld für die Stadt. Total doof. Dorsten war immer das Tor zum Münsterland, weil es vor zig Jahren nach dem Krieg der einzige Weg war, vom Ruhrgebiet ins Münsterland zu kommen.
Andre Andre ist auf den Geschmack gekommen
Sowas sieht man immer gut an den dominierenden Biermarken. Da es eher nicht die Ruhrpottmarken sind, eher Münsterland, auch wenn man geografisch Ruhrgebiet sein kann.