Riesiger Kran am Dorstener Hafen Betriebsleiter Andreas Schimanski erklärt den Hintergrund

Riesiger Kran am Dorstener Hafen lud Transformatoren ab
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Der große rote Autokran auf dem Gelände des Dorstener Hafens, der allein schon imposant genug wäre, diente nur als „Hilfskran“, wie Betriebsleiter Andreas Schimanski verriet. Der Hilfskran und sein „großer Bruder“, der „Liebherr 1700“, hatten am Mittwochmorgen ihren Job bereits größtenteils verrichtet.

Für Schimanski war der Kraneinsatz auch nicht alltäglich. „Vor zig Jahren war schon mal so einer da“, sagt er und erinnert sich an die aufwändigen Untersuchungen, ob die Statik der Kaimauer die Belastung überhaupt aushält. Auch im aktuellen Fall habe der Vorlauf am Hafen rund ein halbes Jahr gedauert.

248 Tonnen wiegt der grau-grüne Transformator.
248 Tonnen wiegt der grau-grüne Transformator. © Berthold Fehmer

Die Aufgabe des Liebherr-Krans war es, zwei auf dem Kanal angelieferte große Transformatoren an Land zu heben. 248 Tonnen pro Stück wiegen die Siemens-Transformatoren laut Schimanski, die für die Umspannanlage in Marl-Polsum gedacht sind.

Schwer wie 40 Elefanten

248 Tonnen, das sind vom Gewicht her knapp 180 durchschnittlich schwere Autos oder etwas mehr als 40 ausgewachsene afrikanische Elefantenbullen. Für den Liebherr 1400 ist das allerdings längst nicht die Belastungsgrenze. Maximal könne dieser 700 bis 800 Tonnen heben, so Schimanski.

Einer der Transformatoren wurde bereits am Dienstagabend mit einem Schwertransport zu seinem Ziel gebracht. 58 Meter lang sei der nächtliche Transport gewesen, der mit Polizeischutz und Straßensperrungen verbunden gewesen sei, so Schimanski. Der zweite Transport sei für Donnerstagabend geplant.

Blindleistungskompensation

Die Transformatoren dienen dazu, die Umspannanlage Marl-Polsum umzubauen, so Matthias Machinek, Sprecher von Amprion. „Amprion bekommt das schlüsselfertig übergeben.“ Der Umbau sei Teil der Energiewende, so Maschinek. Es werde eine sogenannte STATCOM-Anlage gebaut, die wichtig für die Blindleistungskompensation sei.

Was heißt das? Wenn Wechselstrom transportiert wird, bauen sich magnetische und elektrische Felder auf und ab. Die sogenannte Blindleistung sorgt dafür, dass in Deutschland diese Felder 50-mal pro Sekunde auf- und abgebaut werden. Die Leistung, die dafür benötigt wird, bleibt im Netz und heißt deshalb Blindleistung - im Gegensatz zur Wirkleistung, die beim Verbraucher etwa die Kaffeemaschine antreibt.

Kraftwerke gehen vom Netz

Die Blindleistung wurde bisher vor allem durch die Generatoren der Großkraftwerke bereitgestellt, „gewissermaßen als Nebenprodukt“, so Machinek. Viele davon gehen allerdings demnächst wegen der Energiewende vom Netz. „Wir müssen also die Flexibilität woanders herholen.“

Gleichzeitig steigt laut Amprion aber der Blindleistungsbedarf des Netzes, weil nun immer größere Leistungen über große Distanzen übertragen werden müssen. Bei den geplanten Trassen „Korridor B“ und „Windader West“ soll ja der Strom beispielsweise von Windparks an der Nordsee kommen.

Spannung stabilisieren

Sogenannte STATCOM-Anlagen können die Blindleistung stufenlos und hochdynamisch einstellen, sodass Amprion unmittelbar auf wechselnde Bedingungen im Netz reagieren und die Spannung stabilisieren kann.

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