Viel Lob erhielt Veranstalter Christian Joswig am Freitag und Samstag beim Red Balloon Festival am Jugend- und Kulturzentrum „Das Leo“. Hunderte Besucher waren an beiden Tagen gekommen und feierten. Und am meisten freute Christian Joswig, dass „alles friedlich geblieben ist“. Das Security-Team konnte Däumchen drehen. „Es gab nicht mal einen Mückenstich“, so Joswig.
Dass einige sogar ihre Kinder mit zum Festival gebracht hatten, natürlich ausgestattet mit Gehörschutz, zeigt Joswig, „dass sich die Leute hier sicher fühlen“. Bunt gemischt waren die Altersgruppen und damit auch ein Stück weit die Musikgeschmäcker. „Es war Abwechslung drin“, sagt Joswig über das Programm. „Nicht jeder mochte alles. Aber das ist auch nicht das Ziel. Für jeden Geschmack war etwas dabei.“

Vom besseren Wetter profitierten die Bands, die am Freitag die Bühne rockten. Abends war der Platz vor der Bühne gut gefüllt, was die Zwei-Mann-Band „ledereen“ mit ihrer punkigen Attitüde gut zu nutzen wusste.
Eine verrückte Bühnenshow bot anschließend „Tragedy“ aus New York, die Songs etwa von ABBA oder den „Bee Gees“ durch den Metal-Fleischwolf drehte und dabei mit mehrstimmigem Gesang begeisterte. Insbesondere „Lance“ hatte dabei immer wieder die Lacher auf seiner Seite, der als „kompletter Idiot“ von seinem Bandkollegen vorgestellt wurde.
Die Aufgabe von „Lance“: Party machen. Ohne ein Musikinstrument zu spielen oder zu singen, hüpfte er über die Bühne, knutschte mit Gummipuppen und trieb einen Spaß nach dem anderen.
Die „Fantabulous Blues Brothers“ aus Dorsten schafften es anschließend, die Stimmung hochzuhalten. Und das, obwohl Sänger Karsten Hertzog wegen eines Knöchelbruchs auf wildes Tanzen verzichten musste.
Samstag
Überraschend eröffnete am Samstagnachmittag die Band „Sweet Disaster“ aus Haltern. Der Bassist von „Silver Leaf“ hatte sich die Hand gebrochen, weshalb die Band absagen musste. Reichlich Applaus erhielt „Why Amnesia“, die vor allem mit ihrer stimmgewaltigen Frontfrau und eingängigen Melodien punkten konnte. Rap-Einlagen und Metal verbanden „Kingz auf der Stage“, die besonders das jüngere Publikum anlockten.
Viel Lob gab es seitens der Besucher auch für die Band „Brew Berrymore“, die mit Syntheziser-Sound eher poppige Töne anschlugen.
Dann startete ein heftiger Platzregen. Viele Besucher verkrochen sich unter Zelten oder Regenschirmen. Für die anderen wurden Regenponchos verteilt. Einige Besucher nutzten die Gelegenheit für einen Regentanz. „Splinter“ aus Holland boten anschließend eine musikalisch reife Leistung, wobei sich insbesondere der Hammond-Organist hervor spielte, der gleichzeitig den Bass-Part übernahm. Virtuose Hammond- und Gitarren-Soli erinnerten stark an Deep Purple, waren aber manchen Konzertbesuchern zu lang: „Ich dachte, die hören nie mehr auf“, meinte einer.

Die volle Dröhnung gab es anschließend bei „Motörblast“, deren Name nicht umsonst an Motörhead erinnert. Als der Sänger und Bassist die Bühne betrat, musste man schon zweimal hingucken - so sehr erinnerte er auch optisch an den 2015 verstorbenen Frontmann Lemmy Kilmister. Und genauso wie dieser eröffnete er die Show: „We are Motörblast und we play Rock‘n‘Roll.“ Und ab ging die Post, was vom Publikum mit viel Applaus gewürdigt wurde.
„Am Samstag hätten etwas mehr Leute kommen können“, sagte Christian Joswig am Sonntag, aber das hatte wohl mit der Regenprognose zu tun. Joswig lobte die starke Team-Leistung, die das Festival erst möglich gemacht hatte. „Jetzt müssen wir noch das Chaos beseitigen und das dauert bestimmt den ganzen Nachmittag“, so Joswig am Mittag.

„Es ist nicht das größte Festival, aber ein feines“, sagt Joswig, der sich für eine Wiederholung bereits einen Kritikpunkt auf den Zettel geschrieben hat. „Wir müssen überregional stärker medial präsent werden.“ Es sei ein lokales Festival, aber man wolle versuchen, mehr Publikum auch aus anderen Städten anzulocken. Denn: „Das Gesamtpaket ist stimmig.“
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