Die BP-Raffinerie im Gelsenkirchener Stadtteil Scholven in direkter Nachbarschaft zum Dorstener Stadtteil Altendorf-Ulfkotte. Auf dem nördliche Gelände plant BP eine Kunststoff-Recyclinganlage.

© BP Europe SE

Schadstoff-Deponie und Kunststoff-Recyclinganlage: „Das könnte unzumutbar sein“

rnStadtteil Altendorf-Ulfkotte

Auf Dorsten kommt ein Projekt zu, das Gelsenkirchen mit Stimmenmehrheit bereits abgesegnet hat. Den Bürgern von Altendorf-Ulfkotte schwant nichts Gutes. Sie sind besonders betroffen.

Dorsten

, 03.04.2022, 06:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Firma BP plant eine Recycling-Anlage für Kunststoff im nordöstlichen Bereich ihres Raffineriegeländes. Das grenzt direkt an Dorstener Stadtgebiet an: Die Menschen in Altendorf-Ulfkotte wären direkte Nachbarn.

Mit diesem Projekt setzt BP Akzente: ein „Leuchtturmprojekt für die Region“, das mehr als hundert Arbeitsplätze in Aussicht stellt. BP ist mit 2.000 Arbeitsplätzen derzeit der größte Arbeitgeber in der Nachbarstadt. Was in Gelsenkirchen mit Stimmenmehrheit des Rates der Stadt gebilligt worden ist, weckt bei den Bewohnern von Altendorf-Ulfkotte großes Unbehagen. Das wurde bei der jüngsten Stadtteilkonferenz am Donnerstagabend deutlich.

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Die Dimension des Projektes sei gewaltig, die Rundhalle in Dorsten dagegen eine Kleinigkeit, sagte Christian Müller, der durch die Diskussion führte. „Die Anlage soll 800.000 Tonnen Plastik verwerten, zum Vergleich: In Lünen steht Europas größte Recyclinganlage, die eine Million Tonnen Material verarbeitet“, so Müller. Dementsprechend hoch dürfte das Verkehrsaufkommen ausfallen: Circa 200 Lkw täglich dürften über die Straßen rollen, um an der Stadtgrenze von Altendorf-Ulfkotte Material für die Anlage zwischen Autobahn 52, Auf der Kämpe in Gelsenkirchen und Altendorfer Straße in Dorsten anzuliefern. Mit Lärm- und Staubemissionen wird ebenfalls zu rechnen sein.

Das Genehmigungsverfahren für die Anlage, die BP gerne betreiben möchte, stehe aber erst am Anfang, ergänzte Bürgermeister Tobias Stockhoff in der Versammlung. Die Dorstener Stadtverwaltung habe der Gelsenkirchener Verwaltung signalisiert, dass sie an dem Verfahren beteiligt werden wolle. Denn: „Dieses Projekt hat erhebliche Auswirkungen auf Altendorf-Ulfkotte“, so Tobias Stockhoff. Die Belastungen für die Menschen im Grenzgebiet zu Gelsenkirchen könnten womöglich „unzumutbar“ sein.

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BP sagt indes, geplant sei im nördlichen Teil des Betriebsgeländes eine „innovative Anlage für Kunststoff-Recycling im Sinne einer umweltfördernden Kreislaufwirtschaft. Für den Bau einer solchen Anlage eignet sich die Fläche der sogenannten Norderweiterung ideal“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Und weiter: „Gemeinsam mit einem Partner könnte dort künftig aus Kunststoffen - wie zum Beispiel gebrauchte Verpackungen und Plastikflaschen - sogenanntes Pyrolyseöl produziert und anschließend in der Raffinerie für die nachhaltige Herstellung von Propylen und Ethylen genutzt werden.“ Der Einsatz von fossilem Rohöl ließe sich so deutlich reduzieren.

Stadtteil grenzt direkt an das Raffinerie-Gelände an

Altendorf-Ulfkotte grenzt direkt an das 40 Hektar große Gelände der Recycling-Anlage an. „40 Hektar, das sind 40 Fußballfelder“, verdeutlichte Christian Müller. Die Anlage will BP rund um die Uhr an allen sieben Wochentagen ganzjährig betreiben. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht Recyclingstadtteil werden“, hieß es am Donnerstagabend. Denn Altendorf-Ulfkotte ist weiteren Belastungen ausgesetzt: Die Hürfeldhalde im Ortsteil ist als Deponiestandort für kontaminiertes Baumaterial der Schadstoffklasse 1 im Gespräch.

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Auch hier muss der Ortsteil, wenn die Deponie genehmigt wird, mit hohem Verkehrsaufkommen und Emissionen rechnen. Zur Veranschaulichung, wie das Deponie-Material zu bewerten ist, sagte der Bürgermeister: „Das würde man nicht in den Garten streuen.“ Der Dorstener Rat hat sich eindeutig positioniert und sich einstimmig gegen eine Deponie auf der Halde ausgesprochen.

Weitere Verfahrensbeteiligte sind aber auch die Bezirksregierungen Arnsberg und Münster als Genehmigungsbehörden. Altendorf-Ulfkotte will wegen der beiden Projekte die Bürger mit Informationsveranstaltungen auf dem Laufenden halten. Kunststoff-Recycling-Anlage und Deponiestandort werden wachsam beobachtet. Weitere Eingriffs-Möglichkeiten behalten sich die Bürger vor.