Der Rat in Gelsenkirchen hat mit großer Mehrheit den Bebauungsplanentwurf für die Erweiterung des Industriegeländes von BP in Scholven beschlossen. Damit sollen dort die Voraussetzungen für den Bau einer Recycling-Anlage geschaffen werden. BP will das US-Unternehmen Brightmark als Partner ins Boot holen.
Die Anlage soll eine Jahreskapazität von mehreren hunderttausend Tonnen haben. Der Kunststoff-Abfall soll im Pyrolyse-Verfahren recycelt werden: Chemische Verbindungen werden unter extrem hoher Hitze gespalten. Das entstehende Pyrolyse-Öl soll in der Raffinerie weiterverarbeitet werden und künftig einen Teil des Erdöls ersetzen.
Das 58,2 Hektar große Plangebiet im Norden von Gelsenkirchen grenzt an Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie Wohngebiete von Marl-Polsum und Dorsten. Das nächste Wohngebäude ist 450 Meter, das nächste Wohngebiet gut 1000 Meter entfernt.
Pläne liegen bald aus
Für das Projekt stimmten unter anderem SPD, CDU, AfD und FDP. Abgelehnt wurde es von den Grünen, Linken und mehreren kleinen Fraktionen.
Die Planunterlagen und Gutachten können Bürgerinnen und Bürger vom 17. Mai bis 27. Juni im Rathaus Gelsenkirchen-Buer, Goldbergstraße 12, vor dem Zimmer 304, einsehen. Auch auf der Homepage der Stadt Gelsenkirchen werden sie veröffentlicht. In dieser Zeit können Bürger dazu Stellung nehmen und Einwände vorbringen - entweder über ein Beteiligungsformular auf www.gelsenkirchen.de oder per Email an referat.stadtplanung@gelsenkirchen.de oder schriftlich an die Stadt Gelsenkirchen, Referat Stadtplanung, 45875 Gelsenkirchen.

Für das folgende Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz ist die Bezirksregierung Münster Genehmigungsbehörde.
Die Ruhr Oel GmbH – BP Gelsenkirchen stellte am Montag die Webseite www.circularitycenter.de ins Netz. Dort werden Fragen und Antworten zu dem geplanten „Kreislaufzentrum“ aus Unternehmenssicht beantwortet. Mit dem Kreislaufzentrum sollen etwa 160 Arbeitsplätze entstehen.
In Marl haben sich die Wählergemeinschaft Die Grünen und der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegen die Pyrolyse-Anlage in Scholven positioniert. Polsum sei von den Auswirkungen unmittelbar betroffen, schreiben Dr. Roland Gaschnitz, Beate Kühnhenrich und Johannes Westermann für die grüne WG in einer Erklärung. Vor dem Hintergrund des Großbrandes in einem Recycling-Unternehmen vor einer Woche in Ochtrup bitten die Grünen die Stadtverwaltung Marl, die Zahl der Brandereignisse bei der Kunststoff-Sortierung von Alba in Marl abzufragen.
Grüne sehen Rückschritt
Aus Sicht der Grünen ist die Entwicklung des Industriestandorts wichtig. Das Pyrolyse-Projekt stehe aber für Rückschritt, denn BP investiere damit weiter in Erdöl-Chemie.
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