
© Polizei Recklinghausen
Raubüberfälle in Dorsten auf Geschäfte: Schlugen zwei bewaffnete Täter elfmal zu?
Überfallserie in Dorsten
Unheimliche Überfallserie auf Geschäfte in Dorsten: Seit Mai schlugen Täter elfmal zu. Maskiert und bewaffnet. Handelt es sich um eine Serie? Eine Ermittlungskommission prüft die Fälle.
Vier Raubüberfälle in der Händelstraße. Einer in der Bochumer Straße. Zwei Überfälle auf einen Supermarkt an der Seikenkapelle, wobei es einmal beim Versuch bleibt. Dazu Überfälle auf einen Discounter in Barkenberg, auf eine Tankstelle an der Dülmener Straße in Wulfen und einen Imbiss an der Weseler Straße in Wulfen. Zuletzt überfielen zwei Täter am Dienstagabend (3.12.) den Netto-Markt an der Marler Straße.
Die Ermittlungskommission „Durstina“ (Mittelalter-Name für die ersten Dorstener Siedlungen) bei der Polizei in Recklinghausen hat seit Anfang Mai mit Kriminellen zu tun, die wiederholt in Geschäften in der Feldmark, auf der Hardt, in Wulfen und in Wulfen-Barkenberg zugeschlagen und Bargeld erbeutet haben, nachdem sie Kassierer und Kassiererinnen oder Verkäufer und Verkäuferinnen mit einer Schusswaffe in Angst und Schrecken versetzt hatten.

Rewe und dm an der Händelstraße sind von dem unbekannten und bewaffneten Räuber in kurzer Zeit heimgesucht worden. © Claudia Engel
Bis heute konnten die Männer nicht gefasst werden. Auffällig: der Aktionsradius der Verdächtigen, die Täterbeschreibungen und das Schema, wie die Taten verübt werden. Handelt es sich möglicherweise um dieselben Männer? Genauer gesagt um zwei Männer, die seit Mai im Dorstener Norden und Osten aktiv sind? Dass es sich bei den Taten tatsächlich um eine Serie handeln könnte, will die Polizei nicht bestätigen.
Zeugen beschreiben den einen Mann zum Beispiel als eher klein (1,60 bis 1,66 Meter groß) und dünn. Der andere Mann soll deutlich über 1,80 Meter groß sein und ist ebenfalls schlank. Beide sprechen akzentfreies Deutsch. Die Täter sind meist dunkel gekleidet und maskiert, tragen entweder einen Schal vor dem Gesicht oder eine Sturmhaube, die den Kopf verhüllt. Der dm-Täter hatte im Frühsommer eine Käppi auf. Immer haben die Männer eine Schusswaffe dabei, mit der sie die Angestellten bedrohen.
In Schermbeck wurde ein Räuber gefasst
Im benachbarten Schermbeck wurde am Montagabend ein 23-Jähriger gefasst, nachdem er einen Supermarkt an der Weseler Straße überfallen hatte. Aufgrund von konkreten Zeugenhinweisen konnte die Polizei den Räuber kurz nach der Tat fassen. Inwieweit er mit anderen Überfällen in Zusammenhang gebracht werden kann, wird von den Ermittlern zurzeit geprüft.
Das hätte die Ermittlungskommission in Recklinghausen auch gerne: Zeugen, die trotz der Schreckminuten genau hinschauen oder vor den Überfällen melden, wenn sie Verdächtige im Umfeld der Supermärkte oder Geschäfte beobachten. „In der Regel spähen die Täter die Lage aus“, sagt Polizeisprecher Michael Franz. Sie warteten ab, bis sich ein Geschäft leere, um dann zuzuschlagen. Die Taten werden überwiegend in den späten Abendstunden begangen. Häufig kurz vor Geschäftsschluss.
„Meist geben die Augenzeugen zwar eine Täterbeschreibung ab. In der Regel sehen die Betroffenen einen Menschen, der in den Laden reinkommt. Sie werden bedroht und angewiesen, Geld aus der Kasse auszuhändigen. Dann verlassen die Täter das Geschäft“, sagt Polizeisprecher Michael Franz.
Wohin flüchtet der Räuber, rennt er zu Fuß weg oder nimmt er ein Auto?
Selten werde aber beobachtet, was die Räuber tun, wenn sie das Geschäft verlassen haben. Ob sie vielleicht in ein Auto einsteigen, zu Fuß flüchten und in welche Richtung sie sich aus dem Staub machen. Michael Franz: „Das sind wertvolle Hinweise für die Ermittler.“
Franz warnt aber davor, aktiv ins Geschehen einzugreifen. „Auf gar keinen Fall sollten Zeugen die bewaffneten Räuber verfolgen.“ Schreckschusspistolen seien von echten Schusswaffen für den Laien nicht zu unterscheiden. Niemand solle sein Leben gefährden, wenn er eine Straftat beobachte.
Die Ermittlungskommission „Durstina“ im Raubdezernat des Polizeipräsidiums arbeitet unter Hochdruck. Verdeckte Aktivitäten gehören dazu. Zeugen sollten sich eine Nummer merken, um die Fahnder auf die richtige Spur zu bringen: 110.
Die Chronologie des Schreckens
- 6.5. 2019: Überfall auf den dm-Markt an der Händelstraße.
- 10.5. 2019: Überfall auf den Rewe-Markt Händelstraße.
- 18.5. 2019: Zweiter Überfall auf den Rewe-Markt Händelstraße.
- 10.8. 2019: Überfall auf den Pennymarkt an der Händelstraße.
- 18.9.2019: Überfall auf den Netto-Markt Barkenberg.
- 23.10.2019: Überfall auf den Edeka-Markt an der Seikenkapelle.
- 25.10.2019: Überfall auf den Imbiss an der Wulfener Straße.
- 8.11.2019: Zweiter Überfall auf den Edeka-Markt an der Seikenkapelle.
- 13.11.2019: Überfall auf die Aral-Tankstelle an der Dülmener Straße.
- 29.11.2019: Überfall auf den Fressnapf an der Bochumer Straße.
- 3.12.2019: Überfall auf den Nettomarkt Marler Straße.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
