Relativ wenige Zuschauer verfolgten am Donnerstag, an Weiberfastnacht, den Sturm der Narren auf das Alte Rathaus am Markt. Vielleicht wegen des kalten Wetters, wie Rudolf Haller vom Festkomitee Dorstener Karneval vermutete. Mit lauter Karnevalsmusik brachten sich die Narren in Stimmung und warteten geduldig auf die Uhrzeit, die traditionell den Straßenkarneval einläutet: 11.11 Uhr.
„Und jetzt versuchen wir, den Bürgermeister zu erstürmen“, sagte Rudolf Haller. Um an Tobias Stockhoff ran zu kommen, der sich im Alten Rathaus verschanzt hatte, schwang das Stadtprinzenpaar Stefan und Sonja Muth allerdings zunächst ein völlig untaugliches Werkzeug: einen aufblasbaren Rammbock aus Plastik.
„Haltet ein“
Wie sie damit durch die grünen Blendläden des Rathauses brechen wollten, bleibt wohl für immer ihr Geheimnis - für das seit 1986 denkmalgeschützte Gebäude erwies sich diese Wahl der Mittel natürlich als Glücksfall. „Haltet ein!“, rief Stockhoff von drinnen. „So wird das nicht funktionieren. Bei uns kann das Rathaus nur mit Köpfchen erobert werden.“
Die Blendläden waren mit einem Zahlenschloss und einer Kette gesichert. Vier Fragen hatte Stockhoff vorbereitet: „Welcher Vorname war 2023 der beliebteste in Dorsten. Erstens Ella, zweitens Stefan, drittens Sonja, viertens Rudi oder fünftens Dorstina?“ Für Prinz Stefan I. konnte es nur eine Antwort geben: „Dorstina!“ Auch wenn alle um ihn herum „Ella“ riefen. Stockhoff: „Stefan, da überleg aber noch mal.“ Jetzt nahm Prinzessin Sonja die Sache mit der Rathauserstürmung in die Hand: „Ella!“ Und damit konnte am Zahlenschloss eine 1 eingegeben werden.
Warten auf Dorstina
„Auf die Dorstina warten wir noch in Dorsten“, so Stockhoff, der die weiteren Fragen stellte. Am Ende löste das Prinzenpaar mit ein bisschen Unterstützung alle Aufgaben und konnte die Kette mit der Zahlenkombination 1251 von den Blendläden lösen. „Wer sich ein bisschen mit der Stadtgeschichte auskennt, der weiß, dass wir 1251 unsere Stadtrechte bekommen haben“, so Stockhoff.
Nach einer Bonusfrage trennte sich Stockhoff dann vom goldenen Schlüssel: „Bei uns erobert man das Rathaus mit Köpfchen und nicht mit Gewalt.“ Mit einem dreifachen Helau wurde das Stadtprinzenpaar bejubelt.

„Ich mach‘ jetzt Urlaub“
„Heute wollte noch gar keiner an meine Krawatte gehen“, so Stockhoff, doch in dem Moment hatte die Prinzessin schon die Schere parat. Ein Schnipp und Sonja I. reckte unter Jubel die abgeschnittene Krawatte in die Höhe. Stockhoff: „Damit habt ihr die Amtsgeschäfte. Ich mach‘ jetzt Urlaub.“
Bei einem Sektempfang im Rathaus feierten die Narren ihren Erfolg. Am späten Nachmittag ging es dann zum Prinzen-Aufwiegen in die Mercaden.
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