Ein Streifenwagen der Polizei Recklinghausen ist am 6. Juni 2023 auf der Lippramsdorfer Straße in Dorsten-Lembeck verunglückt. Der mit drei Beamten besetzte Mercedes Sprinter prallte frontal gegen einen Straßenbaum, die Insassen wurden teils lebensgefährlich verletzt.
14 Monate später stehen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen vor dem Abschluss. Dem Fahrer droht eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung. „Derzeit wird dem Verteidiger des Beschuldigten Akteneinsicht und Gelegenheit zu einer abschließenden Stellungnahme gewährt. Eine rechtliche Bewertung des Sachverhalts durch die Staatsanwaltschaft Essen wird im Anschluss erfolgen“, teilte Sprecher Leif Seeger auf Anfrage mit.
Der Fahrer hatte in einer Vernehmung angegeben, sich nicht an den Unfall in Dorsten erinnern zu können. Seine letzte Erinnerung habe er an den Antritt der Fahrt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft im Frühjahr.
Die drei Beamten der 5. Bereitschaftshundertschaft in Recklinghausen waren für einen nächtlichen Sondereinsatz im Kreis Borken unterwegs gewesen. Auf dem Rückweg nach Recklinghausen kam es in Lembeck frühmorgens zu dem schweren Unfall.
Staatsanwaltschaft verliert die Geduld
Die Erinnerungslücken alleine erklären indes nicht, warum es mehr als ein Jahr gedauert hat, bis der Unfallhergang offenbar aufgeklärt ist. Immer deutlicher wurde in den zurückliegenden Monaten, dass es erhebliche Irritationen zwischen den verschiedenen Behörden gab.
Im April schließlich verlor die Staatsanwaltschaft Essen die Geduld und schickte eine sogenannte „Ermittlungsverfügung“ an die ermittelnde Polizei in Dortmund. Die Staatsanwaltschaft forderte u.a., dass auch der dritte Beamte, der auf der Rückbank des Mercedes Sprinter war, vernommen wird. Das wollte die Polizei Dortmund laut eigener Aussage erst dann machen, wenn „ein Gutachten vorliegt, das erklärt, warum der Gurt auf der Rückbank beim Aufprall gerissen ist“.
Mit dem Unfallhergang hat das aber nicht unmittelbar etwas zu tun.
Mittlerweile ist die Ermittlungsakte wieder in Essen eingetroffen. „Vier bis sechs Wochen“ sollte das dauern, etwa vier Monate wurden es. Der dritte Beamte, der wohl auf der Rückbank schlief und lebensgefährlich verletzt wurde, ist vernommen worden. Eingegangen ist bei der Staatsanwaltschaft Essen auch das in Auftrag gegebene Gutachten zu der Frage, warum der Sicherheitsgurt, mit dem der Polizeibeamte auf der Rückbank angeschnallt war, bei dem Unfall gerissen ist.
„Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass der Gurt durch Reibung geschmolzen ist“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Was zumindest ein Beleg dafür sein könnte, wie heftig der Aufprall an jenem 6. Juni 2023 auf der Lippramsdorfer Straße war.