Millionen Menschen in Deutschland hat der Tod von Fußballlegende Franz Beckenbauer bewegt. Am Sonntag (7.1.) ist der „Kaiser“ im Kreise seiner Familie gestorben. Unzählige Nachrufe sind seitdem veröffentlicht worden.
Die meisten von ihnen widmen sich seinem Wirken als Spieler, Trainer und Funktionär. Viele schreiben auch über persönliche Begegnungen und Erinnerungen. Davon kann auch Josef Frank berichten. Der Dorstener kam Beckenbauer näher als viele andere.
Beckenbauer lädt zum Kinderfest
Der 84-Jährige wischt mit den Fingern über sein Smartphone. Er blättert durch seine Fotogalerie. Dann zeigt der Tischtennisspieler und Langläufer fotografierte Zeitungsartikel aus dem Jahr 1998: eine Ankündigung zu einem Kinderfest und der passende Nachbericht dazu.

Kinder spielten und tobten auf dem ehemaligen Bauernhof im österreichischen Oberndorf bei Kitzbühel. Beckenbauer hatte sie eingeladen, eine schöne Zeit auf seinem Hof zu verbringen. Sein größter Erfolg als Trainer, Deutschlands Triumph bei der Fußball-WM in Rom, lag da bereits acht Jahre zurück.
„Wir haben das in einer Programmzeitschrift gelesen“, erinnert sich Josef Frank. Denn: Der Dorstener hat zu diesem Zeitpunkt im Juli 1998 gemeinsam mit seiner Frau in der Nähe Urlaub gemacht. Die eigenen Kinder seien da schon aus dem Haus gewesen.
Keine Verbundenheit zum FC Bayern
Neugier habe die beiden gepackt, erzählt Josef Frank. Als Sportinteressierter habe er den ehemaligen Libero bewundert. Dem FC Bayern - bei dem Beckenbauer damals Präsident war - sei er allerdings weniger verbunden.
Trotzdem haben sich Josef Frank und seine Frau auf die Suche nach dem Kinderfest auf Beckenbauers Hof gemacht. „Zweimal haben wir uns erkundigt, unter anderem beim Fremdenverkehrsbüro“, sagt der gebürtige Eifeler. Mit Erfolg.
Sie fanden Beckenbauers Residenz am Kaiserweg 33. Ob der Straßenname Zufall war oder nach Beckenbauers Spitznamen benannt worden war, wisse er nicht, sagt Josef Frank mit einem Lachen. Tatsächlicher Namensgeber ist der Wilde Kaiser - ein Tiroler Gebirgszug - der sich in Sichtweite des Hofes befindet.
„Kaiser“ fährt im Auto vor
Dieser sei abgeriegelt gewesen, berichtet Josef Frank. „So richtig nah dran sind wir nicht gekommen. Das war auch eine geschlossene Veranstaltung. Aber wir haben ihn in seinem Auto vorfahren sehen“, sagt der 84-Jährige. Und ein Hund sei am Zaun entlang gelaufen.
Mehr als 30 Jahre nach dem Besuch am Kaiserweg habe ihn der Tod des „Kaisers“ getroffen, gesteht Josef Frank. „Das war ein berührender Moment.“ Der Dorstener blickt von seinem Smartphone auf und schließt die Fotogalerie. Die originalen Zeitungsausschnitte befänden sich zu Hause, eingeklebt in ein Fotoalbum. Zur Erinnerung an den Besuch beim „Kaiser“.
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