NRW-Schulministerin Feller (CDU) in Dorsten „Jeden Strohhalm für mehr Unterricht nutzen“

Schulministerin Feller will „jeden Strohhalm für mehr Unterricht nutzen“
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Dorothee Feller erntete zustimmenden Applaus für das, was sie kurz zuvor auf der Bühne im Hangar des Dorstener Segelflugplatzes gesagt hatte. Die Bildungs- und Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) war am Sonntag (30.4.) beim Frühjahrsempfang der Dorstener CDU - und damit in ihrer Heimatstadt - zu Gast.

Das Schwerpunktthema der Veranstaltung war damit klar: Wie geht es in den nächsten Jahren in den Schulen weiter? Welche Herausforderungen warten? Worauf müssen und können sich die Schülerinnen und Schüler, die Eltern, aber auch die Lehrkräfte in Dorsten sowie im ganzen Bundesland einstellen?

„Bildung in NRW ist ein weites Feld“

Auf viele dieser schwierigen Fragen gab Feller Antworten - aber nicht auf alle. „Bildung in NRW ist ein weites Feld“, sagte sie. Daher könne und wolle sie nicht über alle Themen sprechen. Beispielsweise nicht über die Panne beim Bereitstellen der diesjährigen Abitur-Aufgaben in den naturwissenschaftlichen Fächern.

Die schriftlichen Prüfungen in Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik mussten vom 19. April auf den 21. April verschoben werden. Der Grund: Landesweit hatten zahlreiche Schulen Probleme, die vorgesehenen Aufgaben herunterzuladen und auszudrucken - wegen Serverproblemen. Schulministerin Feller entschuldigte sich zwar öffentlich für die Panne, stand aber dennoch in der Kritik.

Anstatt nochmal auf das Vergangene zu blicken, schaute Feller in ihrer Heimatstadt lieber auf das, was kommt. Denn das sei eine ganze Menge. Mehrere grundlegende Herausforderungen machte sie aus. Dazu zählen unter anderem der Lehrermangel, die fehlende Wertschätzung für den Beruf, die Digitalisierung und die Integration von geflüchteten Kindern in den Schulalltag.

Bildung wirkt Hass entgegen

Unter anderem diese Aspekte stünden im Fokus des Schulministeriums. „Denn“, so Feller, „wir nehmen in letzter Zeit eine Häufung von Krieg und Krisen wahr. Das ist Nährboden für Hass und Gewalt.“ Dem entgegenwirken könne eine gute schulische, berufliche und politische Bildung.

Um diese zu garantieren, brauche es mehr Personal - vor allem in Grund-, Haupt- und Realschulen. Daher sollen Seiteneinsteiger in den Beruf nicht alleine gelassen werden. Für mehr Wertschätzung sollen mehr Gehalt bis 2026 und gleiche Bezahlung für Lehrkräfte aller Schulformen sorgen - ein Wahlversprechen, was die CDU eingehalten habe.

Allerdings, sagte Feller, müsse es auch möglich sein, 40 oder 50 Kilometer zur Arbeit zu fahren. Bislang sei es ein „ungeschriebenes Gesetz gewesen, dass Lehrkräfte nach einer Beurlaubung einen Anspruch darauf haben, an einer Schule im Umkreis von 35 Kilometern eingesetzt zu werden. Dies führe dazu, dass an einigen Schulen zu viele und an anderen Schulen zu wenig Lehrkräfte eingesetzt seien.

Feller: „Jeden Strohhalm nutzen“

Ebenfalls müsse im Einzelfall entschieden werden, ob dem Antrag auf eine Teilzeitstelle stattgegeben werden kann. „Lehrermangel kann ein Grund sein, um einen solchen Antrag abzulehnen“, sagte die NRW-Schulministerin. Feller weiter: „Ich muss jeden Strohhalm nutzen, um mehr Unterrichtsstunden zu generieren.“ Ihr gehe es vor allem um die rund 13.000 Lehrkräfte, die sich in der sogenannten voraussetzungslosen Teilzeit befinden - nicht um diejenigen, die aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten.

Schwarzmalen wollte Feller trotz der umrissenen Herausforderungen nicht. „Wir dürfen nicht vergessen“, sagte sie, „wir haben supergut aufgestellte Schulen und sehr engagierte Lehrer.“ Damit richtete sie sich direkt an die Vertreter der Dorstener Schulen, die ebenfalls vor Ort waren.

Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff, der Fraktionsvorsitzende Bernd-Josef Schwane sowie NRW-Schulministerin Dorothee Feller überreichten Vertretern des Fördervereins der Grundschule Deuten einen Scheck über 500 Euro für ihr Engagement.
Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff, der Fraktionsvorsitzende Bernd-Josef Schwane sowie NRW-Schulministerin Dorothee Feller überreichten Vertretern des Fördervereins der Grundschule Deuten einen Scheck über 500 Euro für ihr Engagement. © Julian Preuß

Vieles aber geht nicht nur mit Hilfe der Lehrkräfte. Oftmals braucht es andere Unterstützung. Zum Beispiel von Fördervereinen. Und einen hob Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) im Rahmen des Frühlingsempfangs besonders hervor. Die Dorstener CDU würdigte das Engagement des Fördervereins der Deutener Grundschule mit ihrem Ehrenamtspreis - dotiert mit 500 Euro.

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