Grundwasser drückt in Keller von Dorstener Familie „Ich habe geheult“

Grundwasser drückt in Keller von Dorstener Familie: „Ich habe geheult“
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Den 27. Dezember wird Stephanie Schmidt nicht so schnell vergessen. Als sie mittags in den Partykeller ihres Hauses an der Wasserstraße in Hervest ging, fiel ihr eine Pfütze auf. Und dann noch eine. „Ich dachte erst, es hätte reingeregnet durch die Tür.“

Doch als die Familie das Wasser mit einem Stapel Handtücher weggewischt hatte, fiel auf, dass immer wieder neues Wasser an mehreren Stellen zwischen Boden und Wand nachfloss. „Da ist Panik ausgebrochen“, sagt Stephanie Schmidt. Das meiste Mobiliar schaffte die Familie aus dem Raum oder stellte es höher.

Carsten Schmidt zeigt, wie hoch das Wasser zwischenzeitlich im Keller stand.
Carsten Schmidt zeigt, wie hoch das Wasser zwischenzeitlich im Keller stand. © Berthold Fehmer

Eimer um Eimer füllte die Familie, doch das Wasser drang weiter in den Keller ein. Auch nachts. Stephanie Schmidt, ihr Mann Carsten und Sohn Max legten eine Nachtschicht ein, auch ein Freund half. Irgendwann habe sie aus lauter Verzweiflung geweint, gibt Stephanie Schmidt zu.

Lippe-Hochwasser

Woher das Wasser kommt, wird deutlich, wenn man die Lage des Hauses betrachtet, in dem die Familie seit 2013 lebt. Keine 50 Meter weiter südlich steht das Hochwasser der Lippe derzeit - zwischenzeitlich erreichte der Pegel 10 Meter. „Die Wassersäule drückt auf das Grundwasser“, so Carsten Schmidt, der von Nachbarn gehört hat, dass auch sie gerade mit nassen Kellern kämpfen.

Die Lippe steht nach den Regenfällen der letzten Wochen sehr hoch. Direkt dahinter liegt die Wasserstraße in Hervest.
Die Lippe steht nach den Regenfällen der letzten Wochen sehr hoch. Direkt dahinter liegt die Wasserstraße in Hervest. © Berthold Fehmer

Das Haus von Familie Schmidt wurde 1909 gebaut. „Es ist das älteste an der Wasserstraße“, sagt Stephanie Schmidt - das hätten ihr Nachbarn erzählt. Obwohl das Haus zwischenzeitlich saniert wurde, fehlt eine Bodenplatte oder sogenannte „weiße Wanne“, die das Eindringen von Wasser verhindern könnte.

Vom Nachbarn lieh Carsten Schmidt eine Tauchpumpe aus, außerdem einen Nasssauger. Beeindruckt ist die Familie davon, wie viel Hilfe ihr in der schweren Zeit angeboten wurde - von Freunden, Nachbarn, teilweise sogar von Unbekannten über die Sozialen Medien. „Man hat uns sogar Essen gebracht“, sagt Stephanie Schmidt.

Diese Pumpe soll laut Carsten Schmidt bereits 40.000 Liter Wasser in die Kanalisation gepumpt haben.
Diese Pumpe soll laut Carsten Schmidt bereits 40.000 Liter Wasser in die Kanalisation gepumpt haben. © Berthold Fehmer

Carsten Schmidt brachte unterhalb des Gäste-WCs und Fußbodens eine Pumpe an, die nun permanent Wasser in die Kanalisation pumpt. Laut Schmidt zeigt eine App der Pumpe an, dass diese bereits 40.000 Liter in sieben Tagen gepumpt hat.

Wie groß die Schäden im Keller am Ende sein werden, kann man derzeit noch nicht genau sagen. Froh ist Carsten Schmidt darüber, dass im Keller kein Holzfußboden liegt, sondern ein Boden aus Epoxid-Harz. Die Außentür zum Keller sei aufgequollen, sagt er - außerdem hatte er Löcher in die Fußleiste der Tür gebohrt, damit das Wasser aus dem Keller abfließen konnte, der glücklicherweise ein leichtes Gefälle zur Tür aufweist.

Hoffen auf Regenpause

Die Familie hofft, dass der Dauerregen der letzten Wochen und Monate nun eine längere Pause einlegt. Wenn das Wasser nicht mehr nachläuft, will Carsten Schmidt mit einem Bautrockner den Keller trockenlegen. Froh ist er übrigens darüber, dass nicht der Kellerraum betroffen ist, in dem die Technik für die Heizung untergebracht ist. Schäden an der gerade erst angeschafften Wärmepumpe wären noch ärgerlicher gewesen.

Wenn der Keller trocken ist, will Carsten Schmidt einen Pumpenschacht in diesen Jahr bauen, um eine Wiederholung dieser aufreibenden Wochen zu verhindern. Zudem hofft er darauf, dass auch die Versicherung die Schäden übernimmt. „Der Wasserspiegel muss sinken, dann bekommen wir alles wieder in den Griff.“

Hinweis der Redaktion: Der Artikel erschien ursprünglich am 3. Januar 2024.

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