Lange Monate tat sich bei den Bauarbeiten für den neuen Bahnhofsvorplatz in Dorsten nichts. Doch inzwischen wird rund um das Bahnhofsgebäude wieder gebaggert: Schwere Maschinen beackern das Gelände im Bereich des abgerissenen und eingeebneten stadtseitigen Tunnels, auch am Treppen-„Hintereingang“ an der Gelsenkirchener Straße ist schon eine Menge Erdreich umgeschichtet worden.
Personelle Engpässe, Verzögerungen bei Unternehmen und Gutachtern, Lieferschwierigkeiten, Probleme bei Ausschreibungen: Es gab mehrere Gründe, die dazu führten, dass die Bauarbeiten nach den Tunnelabriss-Arbeiten im Winter 2022/2023 kaum vorangegangen sind, dass die Bahnpendler weiter mit Baustellen-Provisorien zu kämpfen haben.
Rampen sind erstes Ziel
Doch nun ist die Münsteraner Firma Benning, die bereits am Umbau der Fußgängerzone und bei der Renaturierung des Schölzbaches tätig war, mit Arbeitern und Gerätschaften angerückt. „Erstes Ziel ist, die Rampen auf der Ost- und Westseite soweit herzustellen, dass der provisorische Treppenturm bald abgebaut werden kann“, hatte der Leiter der Straßenbauabteilung, Hubert Stenkamp, unlängst den Politikern des Umwelt- und Planungsausschusses bei einer Baustellenführung erklärt.
Die Firma ist in fast allen Bereichen am Werke, vor allem mit Erdarbeiten. „Derzeit werden auch die Tunnel-Spundwände abgetrennt“, erklärt Christoph Winkel (Pressestelle der Stadt). Diese sollten eigentlich vor Monaten beseitigt werden, ließen sich aber nicht aus dem Erdreich ziehen. Parallel dazu werden im Augenblick die für den neuen Vorplatz nötigen Fertigteile wie Stützwände, Sitzblöcke und Pflanzentröge hergestellt. Die Betonvorsatzschalen an den Spundwänden seien noch in der planerischen Abstimmung.

Über Weihnachten und Neujahr werde die Baustelle kurz pausieren, bevor es am 2. Januar weitergeht, sofern es die Wetterlage zulässt. Auch wegen der Wetterabhängigkeit hält sich die Stadt derzeit mit Prognosen zurück, wann der gesamte Bereich - der künftig Johannes-Rau-Platz heißen wird - fertig gestellt sein wird.
Beim denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude, das zum Bürgerbahnhof unter Trägerschaft der Dorstener Arbeit mit Ausbildungsgastronomie umgebaut wird, gehen die Sanierungsschritte gut voran, hieß es bei der Baustellenbegehung der Politiker. Die Gebäudehülle sei fertig, der Original-Farbzustand von 1876 ist wiederhergestellt. Die Wandflächen drinnen sind fast komplett verputzt worden. Die Treppe und die neuen Außentüren würden bis Jahresende eingesetzt.
Wenn der Estrich fertig sei, seien im Januar die Bodenfliesen an der Reihe. Danach stehen Elektro-Feininstallation und die Malerarbeiten an. „Geplant ist eine Bauabnahme bis Ende März“, so Architekt Michael Wieners (Stadtverwaltung). Diese Prognose beinhalte aber keine Pufferzeiten, faktisch sei auch eine Abnahme erst im Sommer möglich.

Die Zeit drängt, denn der Großteil der Gesamtkosten in Höhe von 12,8 Millionen Euro wird durch Fördermittel aus dem „Wir machen Mitte“-Programm bestritten. Die Fördergeber haben die Durchführungsfrist bereits verlängert, sie läuft aber Ende März aus. Aber: „Alle Kommunen haben mit den Befristungen Probleme, deswegen ist bei der EU bereits ein entsprechender Antrag gestellt worden, die Fristen zu lockern“, erklärte die Verwaltung im Umwelt- und Planungsausschuss.
Eigenanteil: 3,2 Mio. Euro
Die Stadt stehe in ständigem Austausch mit den beauftragten Baufirmen, damit sich die Bauzeit nicht weiter hinauszögert und sich der städtische Eigenanteil - der bereits auf 3,2 Millionen Euro gestiegen sei - nicht noch weiter erhöht.
Die Grünen fragten im Ausschuss nach, ob die „Dorstener Arbeit“ sofort starten könne, wenn der Bahnhof fertig sei. Wichtig dafür sei, dass über den ehemaligen Haupteingang (aus Richtung Vestische Allee) angeliefert werden könne. Die Verwaltung erwiderte, diese grundsätzliche Erschließung werde möglich gemacht.