Es ist nicht so ganz klar, was im Kopf dieses Mannes vorgeht. Vor Gericht wirkt er ruhig und nachdenklich, doch es muss auch noch ganz andere Zeiten gegeben haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 32-Jährigen aus Dorsten gleich eine ganze Serie von Wut-Ausrastern vor. Seit Dienstag (7.3.) beschäftigt der Fall das Landgericht in Essen.
Es war im vergangenen Sommer, als der Angeklagte offenbar außer Rand und Band geriet. Er warf einen Ziegelstein auf das Auto seiner Schwester, legte vor seiner Notunterkunft Feuer, bedrohte seine Mutter. Außerdem stahl er seiner Familie fast 2.000 Euro Bargeld und brach in den Kindergarten St. Johannes an der Marler Straße ein. Bereichern wollte er sich aber offenbar nicht.
Wohnung komplett zerlegt
„Ich war total verzweifelt und wusste nicht mehr, was ich machen wollte“, sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt. Da sei er in Wut geraten. Als erstes musste die Einrichtung seiner Notunterkunft dran glauben. Sie wurde komplett zerlegt. Im Prozess sind Fotos gezeigt worden, auf denen nur noch Einzelteile des Kleiderschranks zu sehen sind. Kein einziges Möbelstück war ganz geblieben.
Später hatte er alles auf die Terrasse geschleppt und angezündet. Die Feuerwehr hatte die bis zu zwei Meter hohen Flammen mitten in der Nacht löschen müssen. Die Gefahr, dass das ganze Haus abbrennt, war offenbar groß. Der Angeklagte selbst hatte sich darüber allerdings keine Gedanken gemacht.
Geld auf die Straße geworfen
Kurios: Das viele Bargeld, das zum Großteil der Tochter einer Schwester gehörte, hat er nach eigenen Angaben fast komplett weiterverschenkt. „Ich bin durch die Stadt gelaufen und habe das Geld aus dem Sparschwein einfach auf die Straße geworfen“, sagte er den Richtern. Auch beim Tierheim ist er damals vorbeigegangen. „Da habe ich 500 Euro gespendet.“
Die ebenfalls gestohlenen IT-Geräte will er im Kanal versenkt haben. „Das war irgendwie Rache“, so der Dorstener. Wofür, ist allerdings nicht ganz klar.
EC-Karte aus dem Kindergarten
In den Kindergarten St. Johannes ist der 32-Jährige gleich zweimal eingebrochen. Beim ersten Mal hebelte er eine Tür auf, beim zweiten Mal ein Fenster. „Er hat es sich dort gemütlich gemacht und geraucht“, heißt es in der Anklage. Außerdem nahm er eine EC-Karte mit, mit der er später in einer Dorstener Tankstelle einkaufen ging und Bargeld abhob.
Hintergrund der vielen Straftaten ist offenbar ein starker Alkohol- und Drogenmissbrauch. Hinzu kommen psychische Probleme. Bei seiner Festnahme hatte der Angeklagte eine mit Metallkugeln geladene Gaspistole dabei. Die Vorwürfe selbst hat der Dorstener nach Rücksprache mit seinem Verteidiger Michael Schwankl gestanden. Mit einem Urteil ist Ende März zu rechnen.
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