
© Friedr. Klawiter
„Moskauer Circus“ mit Tiger-Nummer sagt sein geplantes Gastspiel in Dorsten endgültig ab
Zirkus-Gastspiel
Weil das US-Car-Treffen am Ausweichtermin auf dem Zechengelände stattfindet, muss der Moskauer Circus sein verschobenes Gastspiel absagen. Im Vorfeld wurde bereits Kritik am Programm laut.
Der „Moskauer Circus“ hat sein zunächst im Juli geplantes und dann auf August verschobenes Gastspiel auf dem ehemaligen Hervester Zechengelände in Dorsten komplett abgesagt. Das ist besonders ärgerlich für die Leser unserer Zeitung, die sich im Vorfeld zweimal an unserer Freikarten-Verlosung beteiligt hatten.
Immerhin: Die Gewinner der zweiten Verlosung können am 22. August zum Gastspiel nach Recklinghausen kommen, erklärte Michael Wagner, Sprecher des Zirkusunternehmens.
Der Zirkus hatte noch keine Plakate gehängt, ob bereits Tickets in den Verkauf gelangt sind, war bislang seitens des Zirkus-Unternehmens nicht zu erfahren. Ursprünglich hatte der Zirkus über die Presse angekündigt, dass er Mitte Juli in die Lippestadt kommen wolle. Weil aber in zwei anderen Städten die Auftritte ausgefallen waren, musste das Unternehmen die Tournee neu überplanen und nannte als neuen Termin den 15. bis 18. August.
„Kuriose Terminabsprache“
Doch auch der lässt sich nicht halten. „Terminüberschneidungen“, nennt Michael Wagner gegenüber unserer Redaktion als Grund für die Absage. „Kurios“ nennt Vanessa Tempelmann, als Vorstandsmitglied der Ruhrstadt-Stiftung verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Creativ-Quartiers Fürst Leopold, auf dessen Grundstück an der Fürst-Leopold-Allee der Zirkus sein 1000 Besucher fassendes Zelt aufbauen wollte, die Terminabsprachen mit dem Unternehmen.
„Der Zirkus hatte uns für Juli angefragt. Plötzlich haben wir selbst erst aus der Presse erfahren, dass der Zirkus im August kommen wollte“, so Vannessa Tempelmann. Aber: An dem vom Zirkus kommunizierten neuen Termin war das Zechengelände gar nicht frei: „Für unser nächstes US-Car-Treffen am 18. August benötigen wir selbst die Stellplätze.“ Dem Zirkus seien Alternativtermine genannt worden, „aber bisher haben wir noch keine Rückmeldung erhalten“, so Vanessa Tempelmann. Gegenüber unserer Zeitung kündigte der „Moskauer Circus“ indes inzwischen an, „vielleicht im nächsten Jahr nach Dorsten kommen zu wollen“.
Zirkus hat mit Moskau wenig zu tun
Der Moskauer Circus bezeichnet sich als einer der letzten Großzirkusse in Deutschland. Allerdings: Auch wenn der Name und die kyrillischen Schriftzüge auf der Internet-Homepage den Anschein machen — aus Moskau kommt der Zirkus nicht. Er hat seinen Sitz nicht in der russischen Hauptstadt, sondern in Bayern, besteht aber aus internationalen Zirkusleuten, nur eben nicht aus Russland.
Das Programm, das in Dorsten gezeigt werden sollte, umfasst Drahtseil- und Trapez-Artistik, Handstand- und Trampolin-Akrobat, aber auch eine Tigerdressur. Das hatte bei vergangenen Gastspielen in anderen Städten immer wieder mal zu Protesten von Tierschützern geführt.
Kritik in Facebook-Gruppe
Auch in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du aus Dorsten kommst, wenn...“ hatte die Gastspiel-Ankündigung für Dorsten vor ein paar Tagen zu einer Diskussion unter Mitgliedern der Gruppe geführt. Fast alle Nutzer, die sich daran beteiligten, kritisierten die geplante Tiger-Nummer, manche forderten dazu auf, den Zirkus zu boykottieren, andere verlangten von der Stadt, dem Zirkus keine Genehmigung zu erteilen.
Aber weil es kein Gesetz gegen Wildtiere in Zirkussen gibt, sind Verbote auf lokaler Ebene schwer umzusetzen. Zumal der geplante Standort Fürst-Leopold-Allee eine Privatfläche ist. „Für die Nutzung ist keine Genehmigung seitens der Stadt erforderlich“, so Stadt-Pressesprecher Ludger Böhne. Aber selbst auf einer städtischen Fläche hätte es kaum Handhabe gegeben: Im Jahr 2016 scheiterte bekanntlich ein Antrag der SPD-Fraktion im Dorstener Rat knapp - die Sozialdemokraten hatten damals gefordert, Zirkus-Unternehmen, die Wildtiere im Programm haben, keine öffentliche Fläche anzubieten.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
