Mit Schnäppchen gegen Lebensmittelverschwendung Die App „Too good to Go“ im Test in Dorsten

App „Too good to Go“: Mit Schnäppchen gegen Lebensmittelverschwendung
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Montag, 14.30 Uhr. Es ist Tüten-Abholzeit bei Angelique Johnigk im Reformhaus Kaubisch in der Dorstener Innenstadt. Schnell geht sie zum Kühlregal und dort zu den Produkten, die kurz vor dem Ablauf der Mindesthaltbarkeit stehen.

Sie packt Milch, Butterkäse, Speisequark, Topfen und Schlagsahne - alles in Bio-Qualität - in eine Tüte und überreicht sie dem Kunden. Dieser hat über eine App bereits 4 Euro dafür bezahlt.

Das Reformhaus Kaubisch macht seit Längerem bei „Too good to Go“ (etwa: zu gut, um weggeworfen zu werden“) mit. Dabei handelt es sich um eine App, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt.

Über diese App können Nutzer teilnehmende Geschäfte in ihrem Wohnort suchen. Diese stellen immer dann „Rettertüten“ ein, wenn sie zu viele Produkte haben, die sie aus diversen Gründen nicht mehr verkaufen können.

Gründe können das Ablaufen der Mindesthaltbarkeit oder kleine Schönheitsfehler sein. Auch viele Restaurants - wie zum Beispiel das „XIAO“ in Marl - machen mit und packen abends Essen in die Tüten, das sie an diesem Tag nicht verkaufen konnten. Der App-Nutzer kann diese Tüten dann per PayPal, Google Pay oder Kreditkarte kaufen und zur angegebenen Uhrzeit abholen.

Bio-Milch, -Käse, -Schlagsahne, -Topfen und -Speisequark liegen auf einem Tisch - der Inhalt der Test-Tüte aus dem Reformhaus Kaubisch.
So sah der Inhalt der Test-Tüte aus dem Reformhaus Kaubisch aus. © Manuela Hollstegge

„Für uns ist das eine super Methode, um weniger Lebensmittel wegwerfen zu müssen. Wir haben bislang nur gute Erfahrungen mit der App gemacht und viele Stammkunden, die immer wieder Tüten abholen“, erzählt Angelique Johnigk. In der Regel landen in dem Dorstener Reformhaus hauptsächlich Kühlprodukte in den Tüten für 4 Euro - meistens mit einem Warenwert von zirka 13 Euro.

Doch nicht nur das Reformhaus ist in Dorsten bei „Too good to Go“ am Start. Auch mehrere Shell-Tankstellen, wie beispielsweise die an der Halterner oder der Thüringer Straße, sind mit dabei.

Beim Testkauf landeten an der Halterner Straße für 3,50 Euro ein Schnitzel-Baguette, ein Nuss-Nougat-Croissant, ein Käsebrötchen und ein belegtes Brötchen mit Schinken in der Tüte.

Absatz nicht genau planbar

„Too Good To Go ist für uns eine ideale Plattform, mit der wir Lebensmittel retten können. Der Absatz lässt sich gerade bei Backshop-Artikeln leider nie ganz genau planen, sodass es immer wieder vorkommen kann, zu viel produziert zu haben“, erklärt Shell-Sprecherin Katrin Satizabal auf Anfrage. Aktuell würden rund 400 Shell-Stationen in Deutschland bei der App mitmachen.

Ein Schnitzelbaguette, ein Nuss-Nougat-Croissant, ein Käsebrötchen und ein mit Schinken belegtes Brötchen liegen auf einem Tisch - der Inhalt der Tüte von der Shell-Tankstelle in Hervest.
Der Inhalt der Test-Tüte von der Hervester Shell-Tankstelle © Manuela Hollstegge

Neben der Star-Tankstelle an der Borkener Straße sind in Dorsten auch diverse Filialen von Malzers bei „Too good to Go“ dabei - unter anderem in Wulfen und Hervest. Beim Testkauf am Standort Hervest gab es für 3,99 Euro ein großes geschnittenes Brot, ein Stück Bienenstich, zwei Stücke Pflaumenkuchen, ein Croissant sowie ein Körnerbrötchen.

„Malzers befasst sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Anstelle tagesfrische Backwaren und Snacks in die abendliche Retoure zu schicken, geben wir diese seit Ende September 2022 kostengünstiger an Too Good to Go-Mitglieder ab“, sagt Oliver Hein, Leiter Kommunikation bei Malzers. Aktuell würden sich alle 150 Malzers-Standorte an der App beteiligen.

Ein Brot, zwei Stücke Kuchen, ein Croissant sowie ein Körnerbrötchen - der Inhalt der Tüte von Malzers in Hervest.
So sah der Inhalt der Test-Tüte von Malzers in Hervest aus. © Manuela Hollstegge

In Dorsten landen jedoch nicht nur Kühlprodukte, Brötchen, Kuchen und Brote in den Rettertüten, sondern auch Getränke. Als einer der ersten in Dorsten beteiligt sich auch die Stiftsquelle bzw. Landpark an „Too good to Go“. Dort gibt es nahezu täglich Tetra Paks in verschiedenen Geschmacksrichtungen abzuholen - beispielsweise 12 mal 0,5 Liter-Paks Mineralwasser für 2 Euro oder 12 mal 0,5 Liter-Paks Frucht-Eistee für 4,50 Euro.

Krumme Anzahl

„Bei der Produktion von Produkten im Tetra Pak kommt es hin und wieder zu einer krummen Anzahl von Europaletten an Fertigprodukten. Diese können dann so nicht flächeneffizient verladen werden und müssen durch händischen Aufwand neu kommissioniert werden“, erklärt Betriebsleiter Alexander Höll.

Damit die Ware nicht unter Umständen vernichtet werden müsse, habe man sich entschlossen, diese lieber an Bürger aus dem Umkreis zu einem fairen Preis abzugeben.

Täglich kämen 50 bis 60 Personen, um die Produkte beispielsweise für Kindergeburtstage, Sportvereine, Fördervereine der Schulen oder den Öffentlichen Dienst abzuholen. Mehr Informationen zu „Too good to Go“ gibt es unter www.toogoodtogo.com/de.

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