
© picture alliance / Franziska Kra
Migranten in Dorsten: Wer bleiben darf, wird bevorzugt behandelt
Migrationsdienst in Dorsten
Menschen aus Eritrea und Syrien haben eine gute Bleibeperspektive. Menschen aus Irak, Iran und Somalia nicht. Die Migrationsdienste in Dorsten erleben, was die Geflüchteten davon halten.
Wer darf bleiben, wer muss gehen? Diese Frage wird von der Bundesregierung per Gesetz beantwortet. So wurden unlängst Änderungen bei den Herkunftsländern mit „guter Bleibeperspektive“ vorgenommen. Dazu zählen nur noch Eritrea und Syrien, nicht mehr jedoch Irak, Iran und Somalia. 335 Asylberechtigte hat die Stadt Ende 2019 gehabt; darunter waren fünf Menschen aus Eritrea und elf aus Syrien.

Margret Imach und Stefanie Feller vom Fachdienst für Integration und Migration der Caritas. © Freddy Schneider
Was das im Einzelfall bedeutet, erfahren die Berater der Dorstener Migrationsdienste in Einzelgesprächen mit den betroffenen Menschen. Margret Imach, Stefanie Feller und Rolf Puschnig, Flüchtlingsbetreuer des Caritasverbandes Dorsten, haben in ihrem gemeinsamen Jahresbericht zur Integrationsarbeit in Dorsten deutlich gemacht, was die Geflüchteten umtreibt und wo ihnen vom Gesetzgeber Grenzen gezeigt werden.
Die meisten würden gerne Deutsch lernen
„Die meisten Geflüchteten wünschen sich Deutsch- und Integrationskurse. Zu diesen Kursen haben aber nur noch Asylbewerbeer aus Eritrea und Syrien Zugang“, sagen die Caritas-Berater. Das führe zu Verstimmungen und Unzufriedenheit bei anderen Nationalitäten.
Aber selbst die Bewerber, die Aussicht auf ein Bleiberecht haben, müssen sich gedulden. Denn: Das Angebot für Integrationskurse mit Alphabetisierung ist außerordentlich gering in Dorsten, „Klienten müssen mit sehr langen Wartezeiten rechnen“, so die Berater.
In Dorsten leben unter den mehr als 76.000 Bewohnern eine Vielzahl von Menschen mit Migrationshintergrund. Statistisch gesehen besitzen 7,73 Prozent der Bewohner eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit, 14,88 Prozent haben einen Migrationshintergrund laut kommunalem Statistikradar GKD.
„In Dorsten lebt eine Vielzahl neu zugewanderter Menschen aus diversen Kulturen und mit unterschiedlichen Zuwanderungsgründen, die bei ihrer Ankunft im neuen Umfeld Unterstützung brauchen“, haben Margret Imach, Stefanie Feller und Rolf Puschnig festgestellt.
Migranten nehmen Beratung in Anspruch
Obwohl weniger Migranten 2019 in Deutschland ankamen, „fanden immer mehr Personen mit Migrationshintergrund den Weg in unsere Beratung“, heißt es im Jahresbericht der Migrationsdienste. 102 Beratungsgespräche mit Zugewanderten gab es 2019, sie haben 265 Familienangehörige. „Wir konnten 367 Personen erreichen.“
57 Prozent der Ratsuchenden waren verheiratet, 27 Prozent ledig. Die Zahl weiblicher Klienten ist 2019 auf 39 Prozent gesunken, im Jahr 2018 waren es noch 50 Prozent. „Die Zahl der männlichen Klienten ist auf 61 Prozent gestiegen“, so die Berater.
Familienzusammenführung ein sehnlicher Wunsch
Eines der brennendsten Themen der Asylbewerber war die Familienzusammenführung. Einen Rechtsanspruch auf Familiennachzug gibt es nicht. Das Bundesamt für Asyl und Flüchtlingsschutz verweist darauf, dass „seit dem 1. August 2018 der Familiennachzug von engsten Familienangehörigen zu subsidiär Schutzberechtigten zwar möglich ist, allerdings für ein begrenztes Kontingent von 1000 Personen pro Monat“. Diese Regelung führt in Dorsten zu erhöhtem Beratungsbedarf und „einer erhöhten Belastung für die Antragsteller“, geht aus dem Jahresbericht hervor.
Kindergartenplätze, Verschuldung, Sozialleistungen
Umzüge innerhalb von NRW oder von Deutschland bewegen Geflüchtete ebenfalls. Die Caritas unterstützt die Wünsche nach Möglichkeit. Fehlende Kindergartenplätze, Verschuldung sowie Zugang zu sozialen Leistungen sind weitere Themenkomplexe, für die die Beratung in Anspruch genommen wird.

Rolf Puschnig, bei der Caritas zuständig für Flüchtlingsbetreuung und Online-Beratung von Flüchtlingen. © Claudia Engel
Rolf Puschnig nimmt in der Reihe der Flüchtlingsberater eine Sonderstellung ein: Er ist Online-Berater für Zugewanderte. „Damit wird gewährleistet, das Fragesteller innerhalb von 48 Stunden eine Antwort erhalten.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
