Als das Jahr noch relativ jung war, hatte Michael Martin immer schon mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest begonnen. Als ein Großhandel in den Niederlanden Süßigkeiten zum Sonderpreis anbot, fuhr er kurzerhand hin und kaufte gleich kistenweise.
So hat es der Weihnachtsmann-Darsteller aus Marl seit vielen Jahren gemacht. „Als Weihnachtsmann hat er nie jemandem einfach nur die Hand gegeben“, sagt sein Freund Christoph Krämer. „Er hat immer auch etwas geschenkt. Aber Michael verkörperte nicht nur als Weihnachtsmann, sondern auch sonst Großzügigkeit und Lebensfreude.“
Als „einzig wahrer Weihnachtsmann“ ist Michael Martin bekannt geworden. Seinen Jahresurlaub sparte er sich jedes Jahr für Dezember auf. Dann trat er bei Betriebsfeiern und privaten Veranstaltungen auf, besuchte Seniorenheime, Einkaufscenter oder verteilte Präsente in der Fußgängerzone.

„Wenn ich als Weihnachtsmann den Leuten zuwinke, habe ich noch niemanden erlebt, der an mir vorbeigeht und nicht lächelt“, hat Michael Martin einmal gesagt. „Es ist doch das Schönste auf der Welt, wenn Kinder auf einen zugerannt kommen und sich freuen.“
Kein gewöhnlicher Weihnachtsmann-Darsteller
Michael Martin war kein gewöhnlicher Weihnachtsmann-Darsteller. „Er verkörperte den Geist der Weihnachtszeit mit jeder Faser seines Wesens“, sagt Christoph Krämer. Niemals sah man ihn als Weihnachtsmann eine Zigarette rauchen, mit dem Handy telefonieren oder fluchen. Das verbietet der Kodex, an den er sich konsequent hielt.
Stattdessen strahlte er Güte und Harmonie aus, trug Gedichte vor, erzählte Geschichten, sang Lieder und befolgte die Kleidungsetikette: rotweißer Mantel, schwarze oder rote Hose und weiße Handschuhe.
Die Rute kam als Gag auf Firmenfeiern schon mal zum Einsatz, nie jedoch vor Kindern. „Ich kann die Kids doch nicht erst loben und beschenken und anschließend tadeln“, hat Martin mal gesagt. Er sei kein Erzieher, sondern sein Job als Weihnachtsmann sei es, Menschen glücklich zu machen und den Mythos zu erhalten.

Das tat er mit beispielloser Hingabe. Besonders beeindruckend war, wie er ängstlichen Kindern die Furcht vor dem Weihnachtsmann genommen habe, erzählt Christoph Krämer: „Er ging auf die Knie, um sich auf Augenhöhe zu begeben, und zeigte ihnen, dass er genauso klein sein konnte wie sie. Mit seiner einfühlsamen Art gewann er im Handumdrehen die Herzen der Kinder und erfüllte den Raum mit Freude und Lachen.“
Krankheitsbedingt war Michael Martin, der lange in Dorsten gelebt und dort seine Karriere als Weihnachtsmann begonnen hatte, zuletzt in den Vorruhestand gegangen. Er starb Ostermontag, sechs Tage vor seinem 59. Geburtstag.