
Mit seiner neuen Testverordnung bringt Gesundheitsminister Lauterbach testwillige Bürger, Ärzte, Apotheker und Betreiber von Teststellen gleichzeitig gegen sich auf, meint unser Autor. © picture alliance/dpa
Lauterbachs Bürokratiemonster verprellt die Vorsichtigen
Meinung
Die neue Testverordnung spart viel Geld, bringt aber auch Verwirrung. Unser Autor meint: Lauterbachs Bürokratiemonster verprellt vor allem die, die das Coronavirus noch immer ernst nehmen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die kostenlosen Bürgertests am liebsten gar nicht abgeschafft hätte. Die Rechnung hat er aber ohne Finanzminister Christian Lindner (FDP) gemacht. Für die neue Testverordnung wird mit Kosten von 2,6 Milliarden Euro fürs zweite Halbjahr kalkuliert. Das entspricht einer Reduktion um zwei Drittel im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Fragt sich nur, welcher Preis für die eingesparten Milliarden gezahlt werden muss.
Leider ist es wiederholt nicht gelungen, eine handwerklich saubere Verordnung zu formulieren und neue Regelungen verständlich zu kommunizieren. Wer auch im dritten Corona-Sommer Vorsicht walten lassen möchte, muss seinen Anspruch auf einen kostenlosen oder ermäßigten Test mitunter kompliziert belegen. Wie diese Nachweise aussehen sollen, ist nicht näher bestimmt, das müssen Test-Willige selbst herausfinden.
Es sind aber nicht nur die vorsichtigen Bürger, die verprellt werden. Lauterbach hat auch Ärzte, Apotheker und Teststellen-Betreiber gegen sich aufgebracht. Letztere bekommen ihr Geld für Juli voraussichtlich erst Ende September. Gut möglich, dass weitere Betreiber aufgeben und wir ohne ausreichende Test-Infrastruktur in den Corona-Winter schlittern. Die Zahl der Testzentren in NRW hat sich im Vergleich zum Vorjahr bereits fast halbiert. Das fahrige Handeln des Gesundheitsministers und das Spardiktat des Finanzministers könnten uns noch teuer zu stehen kommen.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
