Viele Kinderärzte sind aktuell wegen des RS-Virus überlastet. Gabriela Marinova bemerkt die hohe RSV-Welle bei Kleinkindern deutlich in ihrer Praxis in Wulfen. „Eigentlich kommen nur noch Kinder mit RSV und Grippe zu uns“, sagt sie. Insbesondere in den vergangenen zwei Wochen seien RS-Virusfälle und Verdachtsfälle deutlich gestiegen, so die Kinderärztin.
Das Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) macht gerade vielen Eltern zu schaffen. Denn das ist besonders gefährlich für Kleinkinder, Frühchen und Babys. Erwachsene können sich zwar auch infizieren, aber der Infekt verläuft deutlich milder als bei Kindern. Meistens äußert sich das Virus bei ihnen mit einer leichteren Erkältung.
Kinder dagegen haben zum Beispiel hohes Fieber, Husten, Schnupfen oder Appetitslosigkeit. Da insbesondere kleinere Kinder und Babys engere Atemwege haben, kann sich eine Ansteckung mit RSV zu einer Bronchitis, Atemwegsinfekten oder einer Lungenentzündung entwickeln. Sowohl Kinder als auch Erwachsene stecken sich durch die sogenannte Tröpfcheninfektion an. Also durch Husten oder Niesen.
Kinderkliniken überlastet
Zu Marinova in die Praxis kommen vor allem Kinder bis zu zwei Jahren, die sich mit dem Virus infiziert haben. „Das große Problem ist, dass es aktuell schwierig ist, Betten in den Kinderkliniken zu bekommen“, betont sie. Viele hätten bereits einen Aufnahmestopp. „Oder sie sagen, dass die Eltern sich auf den Weg machen sollen, es aber sein kann, dass dann kein Bett mehr frei ist.“
Die Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln ist nach eigenen Angaben bereits überlastet. Marinova versucht, ihre Patienten ambulant zu behandeln, auch wenn das schwierig sei. So sollen die Eltern mit ihren Kindern nach zwei Tagen erneut zur Kontrolle kommen.
Wenn Kinder aber zum Beispiel nicht mehr so viel trinken oder nicht mehr gut Luft bekommen, dann müssen sie ins Krankenhaus, erklärt die Kinderärztin.
Das Virus tritt insbesondere im Winter zwischen November und April auf. Doch in diesem Jahr scheint die Welle nochmal gravierender zu sein als sonst. Das liege unter anderem daran, dass das Immunsystem durch die Corona-Schutzmaßnahmen, wie Maske tragen und Abstand halten, außer Übung sei.
Infektion wird nachgeholt
Die meisten Kinder stecken sich eigentlich bis zum zweiten Lebensjahr mit RSV an. Dadurch bauen sie einen gewissen Immunschutz auf. Durch die Corona-Maßnahmen passierte das nicht, sodass viele Kinder die Infektion nun sozusagen nachholen.
Marinova fiel es schwer zu sagen, ob sich die RSV-Situation im Vergleich zum letzten Jahr verschlimmert hat. Aber der geringere Immunschutz durch die Corona-Pandemie spielt ihrer Ansicht nach dabei auf jeden Fall eine Rolle.
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