Mauritz Hagemann lebt seit zwei Jahren in Dorsten. Der Bürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen hat zum Beispiel das ehemalige Zechengelände zu schätzen gelernt.

© Stefan Diebäcker

Mauritz Hagemann: Der Unbekannte mit der sozialen Ader

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Mauritz wer? Der Bürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen ist der große Unbekannte im Wahlkampf in Dorsten. Höchste Zeit also, Mauritz Hagemann vorzustellen.

Dorsten

, 17.08.2020, 18:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mauritz Hagemann hat sich eine Holzbank vor dem Vinylcafé für das erste Kennenlernen ausgesucht. Das alte Zechengelände Fürst Leopold hat der 31-Jährige kennen und schätzen gelernt. „Das kann als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum eines Tages eine ganz neue Marke für Dorsten werden“, sagt er.

„Wir leben in einer Stadt, die etwas zu bieten hat“

Seit zwei Jahren lebt Mauritz Hagemann mit seiner Freundin in der Dorstener Altstadt. „Ich habe damals in Gladbeck gearbeitet und wusste bereits, dass ich bald nach Marl kommen würde. Meine Partnerin arbeitet in Reken, da war Dorsten ein guter Mittelpunkt für uns“, sagt der gebürtige Bocholter. „Nach Marl wären wir wohl nicht gezogen. Wir wollten in eine Stadt, die auch etwas zu bieten hat.“

Dorsten hat er inzwischen „ganz gut kennengelernt“. Die Stadt sei auf einem guten Weg, die Verkehrsanbindung nicht schlecht, aber „sicherlich verbesserungswürdig“. Auch das Kulturangebot für junge Menschen ist ausbaufähig, sagt der Mann, der CrossFit macht, Gitarre spielt, Punk-Rock hört und ehrenamtlich Musik-Rezensionen für ein Online-Magazin schreibt.

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Drei Fragen an Mauritz Hagemann

Nach seinem Jurastudium „in Regelzeit“ wurde Mauritz Hagemann 2016 Richter, war letztes Jahr auch mal ein paar Monate am Amtsgericht in Dorsten und ist seit Anfang diesen Jahres am Sozialgericht in Dortmund. „Eine spannende Aufgabe“, sagt er, „und toll, dass ich als Richter mithelfen kann, dass Menschen die sozialen Sicherheiten, die wir zum Glück haben in Deutschland, auch bekommen.“

Wie sind Sie zur Politik und zu den Grünen gekommen?

Ich bin 2009 nach der Bundestagswahl Parteimitglied geworden. Die schwarz-gelbe Mehrheit wollte u.a. die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängern, das habe ich als falsch empfunden. Ich wollte aber nicht nur meckern, sondern mich auch klar positionieren.

Welchen Einfluss hatten Ihre Eltern auf die Entscheidung?

Die sind immer schon bei den Grünen gewesen, auch aktiv, zu Hause in Isselburg. Ich glaube, es gibt bei Kindern von politisch engagierten Eltern zwei Möglichkeiten: Man wendet sich komplett in die andere Richtung oder man macht das, was die Eltern auch machen. Bei mir war letzteres der Fall.

In der Grünen-Hochschulgruppe in Münster hat Mauritz Hagemann ab 2011 „relativ viel mitgearbeitet“ und u.a. die Öffentlichkeitsarbeit für Campusgrün, den Bundesverband grün-alternativer Hochschulgruppen, übernommen. „Das Studium war mir aber immer wichtiger als die politische Karriere.“

Bei der Kommunalwahl 2014 trat Mauritz Hagemann in einem Wahlbezirk seiner Heimatstadt Isselburg für die Grünen an und erhielt 16,8 Prozent der Stimmen. „Ich wusste damals schon, dass ich langfristig Kommunalpolitik machen möchte. Aber ein Ratsmandat wäre kurz vor dem zweiten Staatsexamen zu früh gekommen.“ Seine Partei vertrat er später aber im Ausschuss für Jugend, Schule, Sport, Kultur und Soziales.

Wären 16,8 Prozent ein Ergebnis, mit dem Sie auch in Dorsten zufrieden wären?

Bei der Ratswahl wären wir damit sicherlich zufrieden, bei der Bürgermeisterwahl mit vier Kandidaten wäre mir das eher zu wenig. Ich hoffe schon, dass ich auch Wählerinnen und Wähler aus dem linken Lager überzeugen kann.

Die Grünen hatten eigentlich keine Ambitionen, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten zu stellen und wollten sich in der Frage neutral verhalten. Doch nach dem Rückzug von SPD-Kandidatin Jennifer Schug dachte die Partei um. „Bei einem Zweikampf um das Amt hätten wir uns für Tobias Stockhoff als Vertreter einer demokratischen Partei aussprechen müssen“, erklärt Mauritz Hagemann.

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Die „üblichen Verdächtigen“ standen allerdings nicht zur Verfügung, also erklärte sich Mauritz Hagemann „nach intensiven Gesprächen“ bereit zur Kandidatur. „Die juristische Ausbildung hat sicherlich für mich gesprochen, auch wenn ich noch ein unbekanntes Gesicht bin. Das werden wir in den letzten Wochen vor der Wahl auch nicht mehr so ändern können wie es vielleicht wünschenswert wäre.“

Haustürbesuche und Kampagnen im Netz

In den sozialen Medien will sich Mauritz Hagemann bekannt machen, dort, wo auch viele junge Menschen unterwegs sind. An 22 Abenden wird er vielen Dorstenern mit dem Kandidaten des jeweiligen Wahlbezirks einen kurzen Besuch abstatten. „Guten Tag, ich bin der Neue von den Grünen, mich lernen Sie jetzt kennen.“

Auf Listenplatz zwei seiner Partei wird Mauritz Hagemann ganz sicher im Stadtrat sitzen. Und wenn er und seine Partei es in fünf Jahren möchten, wäre der Bekanntheitsgrad bei einer neuerlichen Kandidatur sicherlich deutlich höher.