Rückschlag für die Pyrolyse-Pläne des BP-Konzerns in Gelsenkirchen: Das US-Unternehmen Brightmark wird auf dem erweiterten Gelände der BP-Raffineriestandorts Gelsenkirchen-Scholven keine Pyrolyse-Anlage errichten. „Die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen Brightmark wird am Standort Gelsenkirchen nicht weiterverfolgt“, bestätigt eine BP-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion den Ausstieg des US-Plastikrecycling-Spezialisten.

Die geplante Norderweiterung des Industriegeländes der BP-Tochter Ruhr Oel GmbH in Scholven ist in Marl auf heftigen Widerstand gestoßen. Besonders im direkt angrenzenden Ortsteil Polsum fürchten Anwohner Umweltbelastungen durch Lärm und Emissionen. Auch Berichte über Störfälle mit Bränden in vergleichbaren Anlagen sorgen für Unruhe.
Die Stadt Marl will gegen den Bebauungsplan Nr. 451 der Stadt Gelsenkirchen ein Normenkontrollverfahren einleiten. Der Marler Stadtrat wird voraussichtlich am 19. September einen entsprechenden Beschluss fassen. Der am 23. Februar 2024 von der Stadt Gelsenkirchen beschlossene Bebauungsplan ist die Rechtsgrundlage für die Schaffung von Industrieanlagen auf dem erweiterten BP-Gelände.
Die Stadt Marl hofft, dass auf dem Rechtsweg Verfahrensfehler beim Gelsenkirchener Bebauungsplan festgestellt und Industrieansiedlungen wie die Pyrolyse-Aanlage somit verhindert werden können. Die Stadt hat den Schutz der Bürger im Blick und will für den Ortsteil Polsum Optionen für neue Baugebiete aufrechterhalten. „Wir unterstützen die Klage der Stadt“, betont der Polsumer Ratsherr Maurice Wegener (CDU).
Brightmark-Ausstieg: Gerüchte gibt es seit Wochen
Gerüchte über einen Ausstieg von Brightmark gibt es seit Wochen. Zuletzt hatten Vertreter der Marler und Gelsenkirchener Grünen unter Leitung des bündnisgrünen Bundestagsabgeordneten Felix Banaszak mit BP-Managern am Standort Scholven gesprochen. An dem Gespräch vom 5. September mit dem BP-Europa-Vorstand und Leiter der Raffinerie Gelsenkirchen Arno Appel nahm auch Dr. Harald Gaschnitz teil. Der Diplom-Geologe ist für die Grüne WG Sachkundiger Bürger im Marler Stadtplanungsausschuss.
„Nach dem Gespräch hatte ich den Eindruck, dass BP am Thema Pyrolyse festhalten will, aber nicht unbedingt an Brightmark“, sagte Gaschnitz jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion: „BP setzt auf ein neues Konzept, will den Plastikmüll an andren Orten vorsortieren und auf den Einsatz von PVC verzichten, dessen Chlor-Anteil immer wieder zu Korrosionsproblemen an der Anlagen führt.“
BP will eine Kreislaufwirtschaft an der Raffinerie in Scholven aufbauen. Ein Fachunternehmen soll gebrauchte Kunststoffe im Pyrolyse-Verfahren in zirkuläre Rohstoffe umwandeln, die wiederum in den bestehenden petrochemischen Anlagen zur nachhaltigeren Herstellung von Propylen und Ethylen für die Weiterverarbeitung zu neuen Kunststoffen genutzt werden könnten. Bislang war der Einsatz von bis zu 700.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr angedacht. BP hält an der Pyrolyse fest, aber nicht an Brightmark.