Magnetfischen ist ein Riesenspaß. Tausende Menschen angeln weltweit schon nach unentdeckten Schätzen. Der neunjährige Paul aus Dorsten auch. Er zog ungeahnte Schätze aus dem Barkenbergsee.
Paul ist 9. Und hat Ferien. Lange sechs Wochen Ferien. Da kommt schon mal Langeweile auf. Ob das Fernsehprogramm vielleicht was zu bieten hat? „Auf keinen Fall soll Paul immer fernsehen“ - diesen Wunsch hat Pauls Mutter vor ihrem Ferienaufenthalt in Holland seinem Vater Thorsten Huxel aufgetragen. Und der überlegte umgehend, wie er die Ferienlangeweile seines Sohnes unterhaltsam und lehrreich vertreiben kann. „Bei Recherchen habe ich dann die Magnetangeln im Internet entdeckt“, sagt Thorsten Huxel.
In Amerika sei das Magnetfischen schon Hype, in Deutschland ist die Schatzsuche mit den magnetischen Angelködern auf dem Vormarsch. Ihn in Gewässern auszuwerfen, kann erstaunliche Funde zutage fördern. Fans schwärmen von ihren Funden. Mit dieser Ankündigung war Pauls Neugier geweckt. Vater Thorsten Huxel besorgte die Magnetangel im Internet.
Am Mittwoch machten sich die beiden dann zum Barkenbergsee auf. Was sie dort erwartete, hätten sie sich niemals träumen lassen: „Paul wollte unbedingt einen Schatz finden. Und er hat einen gefunden und auch noch aufregende Momente erlebt“, erzählt Thorsten Huxel. Momente, in der Feuerwehrtrupps und Polizei eine tragende Rolle spielen sollten. Ein Motorradfahrer, dem sein Krad gestohlen worden war. Und Polizeibeamte, die einen Schatz nicht beherbergen wollten.
Angel vor der Bibi am See ausgeworfen
„Wir haben uns am Ufer vor der Bibi am See positioniert und die Angel ausgeworfen“, sagt Thorsten Huxel. Und schon machte es das erste Mal „klick“. „Zunächst haben wir zwei Einkaufswagen aus dem Wasser gezogen.“ Der nächste Fund war schon deutlich pfundiger: ein Tresor.
Paul war erheblich verstimmt, als ihm Vater Thorsten zu erklären versuchte, dass er den Tresor nicht einfach aufflexen könne. „Es gibt ein Fundrecht. Erst einmal müssen die Fundgegenstände, insbesondere die, von denen man annimmt, dass sie Werte beherbergen, der Polizei ausgehändigt werden. Die fahndet dann nach den Besitzern.“ Paul war erst zu beruhigen, als ihm Thorsten Huxel erklärte, dass er, vorausgesetzt der Tresor beinhalte Schätze, Anspruch auf Finderlohn habe. Fünf Prozent stünden ihm zu - „gebongt“, sagte Paul und erlaubte seinem Vater, die Polizei zu informieren.
Polizei in Wulfen hat keine Asservatenkammer
„Wir sind dann mit unserem Transportrad und dem Tresor im Korb zur Wache nach Wulfen gefahren. Die Beamten wollten den Safe aber nicht annehmen. Sie hätten keine Asservatenkammer, hieß es“, so Thorsten Huxel. So kamen dann die Kollegen aus Dorsten ins Spiel, die auf der Hauptwache über einen solchen gesicherten Aufbewahrungsraum für Beute oder Diebesgut oder Beweismittel verfügen. Also rückten Beamte aus Dorsten nach Barkenberg aus.
Plötzlich hing ein Motorrad am Magnet
In der Zwischenzeit angelten Paul und Thorsten Huxel eifrig weiter im Barkenbergsee. Neben kleineren Metallgegenständen, die dort achtlos hineingeworfen worden waren, hatten Vater und Sohn kurze Zeit später einen erheblich „dickeren Fisch“ an der Angel: „Diesmal war es ein Motorrad.“ Ein definitiv gestohlenes Krad, das dort von dem Dieb nach der Spritztour versenkt worden war. Weil Öl aus dem Krad auslief, alarmierte Thorsten Huxel die Feuerwehr. „Ich war dann doch etwas zerknirscht, als die Teams mit 40 Mann und großem Equipment am See eintrafen“, sagte Thorsten Huxel.

Thorsten Huxel und Sohn Paul hätten es sich nicht träumen lassen, was aus ihrer harmlosen Magnetangelaktion im Barkenbergsee erwachsen würde: ein Feuerwehreinsatz mit 40 Mann, dazu noch Polizei und Vertreter des Entsorgungsbetriebes. © Foto privat
Während Beobachter den Auflauf, der wegen des auslaufenden Öls obligatorisch ist, mit kritischen Bemerkungen wie „Wer bezahlt denn das alles?“ kommentierten, beäugten andere Schaulustige das Feuerwehrspektakel am See. Die Wehrleute bargen das Krad fachkundig und unter Einsatz von allerhand Hilfsmitteln, um den Ölaustritt im Wasser des Sees zu verhindern.

Polizei und Feuerwehr untersuchen das Fund-Krad aus dem Barkenbergsee. © Foto privat
In der Zwischenzeit war auch der Eigentümer des Krades von der Polizei ermittelt worden. „Ich glaube, der war nicht so begeistert, dass sein Krad nach zwei Monaten spurlosen Verschwindens doch noch aufgetaucht war“, meint Thorsten Huxel dem Gesicht des Mannes abgelesen zu haben. Jedenfalls laufen nun die Ermittlungen, wer das Zweirad gestohlen und es dann versenkt hat.
Paul hat einen aufregenden Mittwoch erlebt
Paul jedenfalls hat an diesem Ferienmittwoch allerhand geboten bekommen. Und hofft nun sehnlichst, dass im Safe vielleicht noch ein größerer Bargeldbetrag gefunden wird. Denn fünf Prozent, das weiß Paul ja jetzt, würden ihm als Finderlohn zustehen. Vater Thorsten Huxel dämpft seine hohe Erwartungen aber ein wenig: „Wahrscheinlich ist eher, dass das Geld längst raus ist und der Safe nach dem Diebstahl im See versenkt worden ist.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
