Die Ampel-Koalition will die Einbürgerung nach Deutschland erleichtern. Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP bereits auf die Eckpunkte eines neuen Einwanderungsgesetzes verständigt. So soll unter anderem die Einbürgerung bisher künftig nach fünf statt acht Jahren möglich sein, bei besonderer Integrationsleistung auch nach drei Jahren. Soweit die graue Theorie, die Realität in Dorsten ist eine andere.
In Dorsten ist die Nachfrage nach einem deutschen Pass in den letzten Jahren deutlich gestiegen. „Waren es 2019 noch etwa 100 Einbürgerungsinteressierte, sind es in in diesem Jahr etwa 300“, bestätigte Stadtsprecher Ludger Böhne auf Anfrage, ergänzt aber sogleich: „300 Interessierte bedeuten aber nicht automatisch auch 300 Einbürgerungen.“
Erfahrungsgemäß stellt sich oft erst im Erstgespräch heraus, dass Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Ohne Sprachkenntnisse und gesicherten Lebensunterhalt lohnt ein Antrag nicht. Manchmal stellt sich auch im Prüfverfahren erst heraus, dass Voraussetzungen nicht erfüllt sind.
Langwieriges Verfahren
Der aktuelle Andrang in Dorsten hat vor allem mit der Flüchtlingswelle 2015 zu tun. Im nächsten Jahr laufen demnach die bislang obligatorischen acht Jahre ab. Es ist aber durchaus üblich, dass es zwei bis drei Jahre dauern kann, bis die Zusage kommt. Ludger Böhne: „Das in anderen Städten nicht anders.“
Denn das Verfahren ist langwierig und kompliziert. Es beginnt mit einer Terminvereinbarung zum Beratungsgespräch (E-Mail: einbuergerungen@dorsten.de). „Die Interessentenliste ist sortiert nach Eingangsdatum“, erklärt der Stadtsprecher. Mit der Eingangsbestätigung und mit der Einladung zum Beratungsgespräch wird der Interessierte über das Verfahren und erste mitzubringende Unterlagen informiert.
Im Beratungsgespräch wird die persönliche Situation beraten. „Im Anschluss erhält man per Post eine Liste mit Unterlagen, die zur Antragsbearbeitung notwendig sind. Wenn alle Unterlagen eingereicht wurden, wird der Antrag geprüft und das Ergebnis mitgeteilt“, so Böhne.
Auf einen ersten Beratungstermin müssen Interessierte in Dorsten einige Monaten warten. Schneller geht’s anschließend auch nicht. „Die Verfahren benötigen und bekommen auch Zeit, weil hinter den Fällen immer Menschen und individuelle Biografien stehen, die berücksichtigt werden müssen “, sagt Böhne, „und weil der Gesetzgeber sorgfältige Prüfungen und eine ausreichende Mitwirkung der Interessenten verlangt.“
Am Ende entscheidet ein Test
Letzte Hürde ist der sogenannte Einbürgerungstest: 33 Fragen mit vier Antwortmöglichkeiten, in denen es um Geschichte, Politik und Staatskunde geht. „Wie viele Teilnehmer den Einbürgerungstest bestehen, erfährt die Stadt Dorsten nicht“, sagt Böhne, „da die Tests durch das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration ausgewertet werden.“
Immerhin: Ein Muster-Einbürgerungstest ist im Internetangebot des BAMF frei verfügbar. Damit sich die Interessenten vorbereiten können.
Die Informationen zur Einbürgerung auf der Internetseite der Stadt Dorsten (www.dorsten.de) sind aktuell. Hilfreiche und gut dargestellte Informationen finden sich zudem auf der Internetseite der Bundesbeauftragten für Integration (www.integrationsbeauftragte.de)
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