Landwirt sät mit Blühpaten großes Wildblumenfeld in Dorsten aus Uni Münster zieht Bilanz

Landwirt sät Wildblumenfeld aus: Blühpaten sorgen für großen Erfolg
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Blühstreifen und Wildpflanzenfelder können im Kampf gegen das Insektensterben und für mehr Artenvielfalt helfen, das Nahrungsangebot für Insekten, Bienen, Vögel und andere Tiere zu verbessern. Doch den Bauern, die auf ihren bewirtschafteten Feldern solche Lebensräume abzweigen, fehlen dadurch Erträge. Der Landwirt Matthias Schulte-Hemming aus dem Dorstener Stadtteil Altendorf-Ulfkotte hat deswegen Bürger als zahlende „Blühpaten“ mit ins Boot geholt, um für mehr Artenschutz sorgen zu können.

Vor rund zwei Jahren hat er auf einem Feld in Hofnähe und in Nachbarschaft zur Hürfeld-Halde eine Wildblumenwiese angelegt, auf der interessierte Bürger gegen eine finanzielle Beteiligung - mit der die Aussaat, die Pflege und der Ertragsausfall bezahlt werden - eine Patenschaft übernehmen konnten. Mit Erfolg: „Weit mehr als 120 naturliebende Menschen vor allem aus Dorsten und Marl-Polsum haben mitgemacht“, erzählt er.

Dank ihrer Patenschaften konnte Matthias Schulte-Hemming auf über 7.000 Quadratmetern einer Vielzahl von Insekten, Vögeln und Wildtieren ein neues Zuhause bieten. Schon vor Jahren hatte sich Matthias Schulte-Hemming Gedanken zum Schutz der Umwelt gemacht, kooperiert mit dem Kreis Recklinghausen im Projekt „Vertragsnaturschutz“, arbeitet mit der Biologischen Station Lembeck zusammen und gehörte vor Jahren zu den Landwirten, die mit der Firma Odas Energie aus Wildkräutern gewinnen wollten.

Eine blühende Wildblumenwiese
Die Wildblumenwiese in voller Pracht © Privat

Einige Monitoring- und Auswertungs-Verfahren dieser Projekte wurden von der Universität Münster betreut. „Auch die Blühpatenschafts-Fläche wurde regelmäßig von der Abteilung Landschaftsökologie der Uni beobachtet“, erzählt der Altendorfer.

Die Wissenschaftler entdeckten eine Vielzahl von Vogelarten, die die Fläche zum Teil auch zum Brüten nutzten und die man auf „normalen“ Getreide- oder Maisfeldern so nicht findet: Feldlerche, Schwarzkehlchen, Goldammer, Dorngrasmücke, Sumpfrohrsänger, Wiesenschafsstelze, Feldsperling, Haussperling, Braunkehlchen, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wachtel, Kiebitz, Rebhuhn, Jagdfasan und auch den seltenen Wiesenpieper.

Großer Honigertrag

Der Landwirt konnte im Frühjahr auch beobachten, wie Hunderte von Schwalben über der Blühfläche und dem angrenzenden Rapsfeld flogen. „Sie fanden dort reichlich Nahrung in Form von Insekten.“ Nach seinen Angaben hielten sich dort auch gerne Rehe und Hasen auf. Und die Dorstener Imkerei Möllers, die an der Blühwiese einige ihrer Bienenstöcke aufgebaut hat, verzeichnete dort den höchsten Honigertrag ihrer vielen Standorte.

Ausgebracht hatte Schulte-Hemming eine Saat-Mischung, die Samen von 30 bis 40 heimischen Wildblumenarten beinhaltete. „Im ersten Jahr blühte die Fläche noch sehr farbenfroh, leider war es in diesem Jahr nicht mehr so bunt“, sagt er. Was einige der Blühpaten enttäuscht habe. „Aber den Bienen, Insekten und den anderen Tieren war das egal, sie hatten trotzdem genug Nahrung und einen sicheren Rückzugsort“, sagt der Altendorfer: „Ich mache das ja nicht, weil es für das Auge schön aussehen soll, sondern für den Naturschutz.“

Bienen auf Pflanze.
Zahlreiche Tiere finden auf dem Wildblumenfeld Nahrung. © Privat

Dennoch überlegt er, im Frühjahr eine Mischung zu nehmen, die zwei Jahre lang komplett blüht. „Oder ich säe jährlich Wildblumen aus.“ Denn weitermachen will er auf jeden Fall, „zur Not auch auf eigene Kappe mit kleinerer Fläche“. Denn nach Meinung der Uni Münster sei die Bepflanzung ein voller Erfolg gewesen.

Am liebsten wäre es dem Altendorfer Landwirt natürlich, wenn er bei der Fläche erneut auf Unterstützung der Öffentlichkeit zählen könnte. „Bereits mit 5 Euro können Interessenten Blühpaten werden und aktiv zur Rettung von Bienen, Insekten und Wildtieren beitragen“, sagt er. „Jeder weitere Quadratmeter kostet für zwei Jahre einen Euro.“ Auf Wunsch stellt der Altendorfer auch ein personifiziertes Zertifikat aus, „das sich auch gut als Geschenk für Naturliebhaber macht“.

Kontaktdaten

Wer sich beteiligen möchte, kann sich beim Hof Schulte-Hemming melden. Adresse: Altendorfer Straße 133, 46282 Dorsten, Tel. (0172) 5191120, E-Mail an mschultehemming@gmx.de