
Julius Wojda leitet bei RVR Ruhr Grün das Rangerwesen und den biologischen Waldschutz. Derzeit seien auffällig viele Menschen mit einem Pilz-Körbchen im Wald unterwegs, sagt er. © Wolter/dpa
Zahl der Pilzsammler wächst - und nicht alle halten sich an die Regeln
Naturschutz
Der Dorstener Julius Wojda ist der neue Chef der RVR-Ranger. Die Probleme im Wald nehmen zu, sagt er. Gewerbliche Pilzsuchertrupps, die in NRW für Unmut sorgen, beobachtet er im Vest aber nicht.
Pilze sind „in“: Die Zahl der Sammler in den nordrhein-westfälischen Wäldern hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Darauf weist das Land in einer aktuellen Pressemitteilung hin. Und versieht diese mit der Aufforderung von Forstministerin Silke Gorißen, beim Pilzesammeln die geltenden Regeln zu beachten: „Leckere Speisepilze wie Pfifferlinge oder Steinpilze dürfen bitte nur in Maßen und ausschließlich für den Eigenbedarf gesammelt werden.“
Gleichzeitig klagt der Waldbauernverband NRW nach dpa-Angaben über gewerbliche Pilzsuchertrupps, die die teuren Pilze kilo- oder gar zentnerweise aus dem Wald holen. Die Profi-Sammler kämen mit Stirnlampen, Trillerpfeifen, Funkgeräten für die Kommunikation untereinander und riesigen Körben, kritisiert der Verband, der sich als Sprachrohr für die rund 150.000 privaten Waldeigentümer in NRW sieht. Diese Beschwerde geht dem NRW-Forstministerium dann aber doch zu weit: Ein Trend, dass gewerblicher Diebstahl von Pilzen in NRW-Wäldern zunähme, sei nicht erkennbar.

Die RVR-Ranger Benjamin Rohloff (l.) und Michael Zielkowski sind als Ansprechpartner für die Bevölkerung auch schon mal mit dem Fahrrad unterwegs - hier in der Haard - und machen Waldbesucher auf das richtige Verhalten aufmerksam. © Daniel Winkelkotte
„Es stimmt schon, im Moment sind auffällig viele Menschen mit einem Körbchen im Wald unterwegs“, sagt dazu der Dorstener Julius Wojda etwa mit Blick auf die Hohe Mark. Von gewerblichen Trupps und anderen negativen Auswüchsen habe er in unserer Region aber nichts mitbekommen: „Ich will nicht ausschließen, dass es das hier gibt. Aber nach meiner Wahrnehmung sind bei uns vor allem Privatleute unterwegs, die sich an die Regeln halten“, so der Förster - und die eben nicht mehr als die erlaubten zwei Kilogramm sammelten. Was auch einfach daran liegen könne, dass es in der Hohen Mark oder Haard nicht so viele leckere Speisepilze gebe wie etwa im Sauerland: „Dort sind die Verhältnisse in diesem Jahr wirklich großartig, ein Eldorado für Pilzfreunde.“
Julius Wojda ist bei RVR Ruhr Grün für das Rangerwesen und den biologischen Waldschutz zuständig. Seit dem 1. Oktober leitet der 29-Jährige ein Team, das aus neun Rangern und zwei Schreinern besteht. Die Ranger - Forstwirte, die eine Prüfung als Natur- und Landschaftspfleger abgelegt haben - sind als Mittler zwischen Natur und Mensch in den Wäldern des RVR unterwegs. „Ranger sind Ansprechpartner für die Bevölkerung, stehen jedem Besucher Rede und Antwort und klären über rücksichtsvolles Verhalten und sensible Bereiche im Wald auf“, erklärt Wojda. Allerdings kontrollieren sie auch die Einhaltung von Schutzbestimmungen und dürfen Unbelehrbaren bei Ordnungswidrigkeiten ein „Knöllchen“ verpassen - „zum Beispiel, wenn in einem Naturschutzgebiet der Hund nicht angeleint wird“.
Wenn Wanderer querfeldein laufen
Die Probleme im Wald nähmen zu, sagt Wojda - und denkt dabei an Mountainbiker, die sich eigenständig neue Trails erschließen, oder Wanderer, die querfeldein laufen: „Dadurch wird der Wald zerschnitten, die Natur noch stärker beansprucht als sowieso schon und den heimischen Wildtieren der Rückzugsraum genommen.“ Gleichzeitig betont der Förster, „dass wir uns über jeden einzelnen Menschen im Wald freuen. Wenn die Grundregeln beachtet werden, ist alles gut.“
Zu diesen Grundregeln zählt Wojda, auf den offiziellen Wegen zu bleiben, eher tagsüber als in der Dämmerung oder gar nachts zu kommen, wenn das Wild Ruhe brauche - und natürlich, seinen Müll wieder mitzunehmen.
In Naturschutzgebieten ist das Sammeln verboten
Mit Blick auf die Pilzsaison betont das Land NRW darüber hinaus, dass das Sammeln in Naturschutzgebieten grundsätzlich verboten sei. Dass für Forstkulturen und Dickungen ein Waldbetretungsverbot nach dem Landesforstgesetz bestehe. Und dass in den übrigen Waldgebieten bestimmte Pilze aus Artenschutzgründen tabu seien - etwa der Sommer-Röhrling, Kaiserlinge und Trüffel.
Die Ranger haben ihren Hauptsitz auf dem Hof Punsmann in Dorsten. „So ein großes Team zu betreuen“, sagt Wojda zu seinem neuen Job, „ist schon eine Herausforderung.“ Die reize ihn. Genauso wie die Arbeit an sich: „Die Bevölkerung aufzuklären und für die Bedeutung der heimischen Natur zu sensibilisieren, ist eine wichtige und tolle Aufgabe.“ Das passiert unter anderem auch über Führungen oder naturkundliche Schul- und Bildungsprogramme.
Und so lädt er abschließend ein: Wer ein Event plane, etwa für einen guten Zweck, und gerne einen Ranger dabei hätte, der gerade auch Kindern Wissen über Flora und Fauna vermittelt - der könne sich einfach melden.
Dabei könnte es dann ja vielleicht auch um Pilze gehen. Eine der, wie es das Land NRW formuliert, „faszinierendsten Lebensformen in unseren Wäldern“.
Jahrgang 1972. Recklinghäuser. Hat in Göttingen studiert (Diplom-Sozialwirt) – und parallel dazu als freier Sportjournalist gearbeitet. Volontariat beim Medienhaus Bauer. Anschließend Politik-/Nachrichtenredaktion. Seit 2005 in der Regional- bzw. Kreisredaktion. Fühlt sich in der Stadionkurve genauso wohl wie im großen Saal des Ruhrfestspielhauses. Filmpreisträgerin oder Vierlingsmutter, ehrenamtlicher Seelsorger oder professioneller Sportler, Existenzgründerin oder Holocaust-Überlebender: Es sind die Begegnungen mit Menschen, die er an seinem Beruf so schätzt.