
Das Gerichtsviertel, hier die Katharinenstraße zwischen Alter Postweg und Agathastraße, ist vollständig zugeparkt. Schön fahren lernen, noch dazu mit einem Anhänger, ist eine Kunst. © Claudia Engel
Krasse Parkplatz-Not im Gerichtsviertel - So reagiert die Stadt auf zugeparkte Straßen
Parkplatz-Not
Das Gerichtsviertel in der Altstadt ist begehrt. Zwischen Schillerstraße, Alter Postweg und Katharinenstraße tobt der Kampf um jede Parklücke. Jetzt hat die Stadt reagiert.
Norbert und Claudia Schöne haben eine Fahrschule in Dorsten. Gerne fahren sie mit ihren Schülern durch das Gerichtsviertel zwischen Alter Postweg, Katharinenstraße, Schillerstraße und Agathastraße. „Das ist eine Katastrophe, wie dort geparkt wird, es ist viel zu eng“, sagt Claudia Schöne. Und sie erläutert gleichzeitig, warum das tagsüber komplett zugeparkte Quartier gerade für Übungsfahrten besonders gut geeignet sei: „Unsere Schüler müssen da durch. Das könnte ja auch in ihrer Fahrprüfung der Fall sein.“
Am Dienstag blieb ein Schöne-Fahrschüler auf der Katharinenstraße bei seiner Feuertaufe aber beinahe auf der Strecke: Mit Anhänger passte das Fahrschulfahrzeug gerade so eben zwischen links und rechts und in Kreuzungsbereichen parkenden Autos hindurch, wie das Foto zeigt:

© Claudia Engel
Die Stadt Dorsten zieht nun nach der Anfrage der Dorstener Zeitung ihre Konsequenzen. Denn auch Feuerwehrfahrzeuge müssen im Notfall durch die Engpässe, um Menschenleben zu retten. Am Dienstag wären Einsatzfahrzeuge in der Katharinenstraße aber nicht mehr durchgekommen.

Parken im Kreuzungsbereich zwischen Alter Postweg und Katharinenstraße. Seit Mittwoch ist dieser Gehweg Parkverbotszone. © Claudia Engel
„Die Stadt Dorsten hat kurzfristig ein Park- und Halteverbot angeordnet an der Katharinenstraße im Abschnitt zwischen Alter Postweg und Agathastraße. Das Parkverbot gilt ab Mittwoch (9. Oktober) auf der gegenüberliegenden Seite des Parks an der Katharinenstraße“, sagt Stadtsprecher Ludger Böhne.
Auf dem Foto der Dorstener Zeitung sei zu sehen, dass Fahrzeuge die Straße hier so einengen, dass ein Leiter- oder Gerätewagen der Feuerwehr hier nicht ohne Schäden an anderen Fahrzeugen durchfahren könnte. „Eine umgehende Überprüfung vor Ort hat diese Beobachtung bestätigt“, so Böhne.
Situation wird von Anwohnern als schwierig empfunden
Der Verwaltung sei seit Längerem bekannt, dass aus der Einwohnerschaft und aus Reihen der Politik die Verkehrssituation im Gerichtsviertel als schwierig beschrieben wird. Die Polizei habe vor Kurzem Verwarnungen für Fahrzeuge ausgestellt, die mit zwei Rädern auf den Gehwegen geparkt hatten. Das in einem engen Straßenabschnitt, der wegen seiner historischen Bebauung keine Spielräume für weitere Parkflächen einräumt.
Ein langjähriger Anwohner des Alten Postweges bestätigt auf unsere Anfrage die Schwierigkeiten, einen Parkplatz für den eigenen Pkw zu finden. „Ich bin schon oft mit dem Fahrrad gefahren, weil ich mein Auto geparkt hatte und nicht riskieren wollte, nach der Rückkehr keine Lücke mehr zu finden.“
Historisches Gerichtsviertel ist begehrtes Wohnviertel
Das historische Gerichtsviertel ist nicht nur ein dicht bebautes Wohnquartier, das Dorstener wegen der fußläufigen Nähe zur Altstadt schätzen. Im Gerichtsviertel ist auch das Studieninstitut Emscher-Lippe für kommunale Verwaltung Dorsten zu Hause. Zahlreiche Verwaltungsmitarbeiter aus dem Revier bilden sich hier fort. Hier werden aber laut Auskunft der Geschäftsführung auch angehende Verwaltungsfachleute geschult.

Das Heck des Kleinwagens steht definitiv in der Einfahrt am Alten Postweg. Ein Beispiel dafür, wie eng es hier zugeht. © Claudia Engel
„Viele kommen mit dem Auto“, weiß die Geschäftsführung. Auf der Homepage des Institutes finden sich Hinweise auf einige Stellplätze an der Schule, aber auch Tipps, wie man mit Öffentlichen Nahverkehrsmitteln zum Institut an der Schillerstraße gelangt. Trotzdem reihen sich die Wagen auf den Bürgersteigen rund ums Institut an der Schillerstraße und vor dem Amtsgericht am Alten Postweg sowie den umliegenden Nebenstraßen dicht an dicht. Doch die Institutsbesucher sind nicht die einzigen, die den Parkdruck im Gerichtsviertel erhöhen.
Gerichtsbesucher kreisen mit Autos herum
Auch Gerichtsbesucher kreisen dort ums Amtsgerichtsgebäude am Alten Postweg mit ihren Fahrzeugen. Ein Mitarbeiter des Gerichts sagt, dass mehrfach die Polizei bemüht werden musste, damit Fahrzeuge vom Parkplatz des Amtsgerichts beseitigt werden. „Der ist für Gerichtsangehörige reserviert.“

Parken im Kreuzungsbereich zwischen Alter Postweg und Katharinenstraße. Seit Mittwoch ist dieser Gehweg Parkverbotszone. © Claudia Engel
Die historisch engen Straßenabschnitte im Viertel sind mit dem Autoverkehr nicht mitgewachsen. Da sind sich alle Gesprächspartner einig. Uneins ist man sich aber bei der Rechtslage: „Anders als die Polizei folgt die Stadt weiterhin ihrem Ermessen, Fahrzeughalter nicht zu verwarnen, wenn auf dem Gehweg eine Restbreite verbleibt, die für Kinderwagen oder Rollstühle augenscheinlich ausreichend ist“, sagt Ludger Böhne. Deshalb gebe es dann auch keine Knöllchen.
Parken mit zwei Rädern auf dem Gehweg ist verboten
Nach der Straßenverkehrsordnung ist das Parken mit zwei Rädern auf dem Gehweg allerdings unzulässig, so Böhne weiter und folgert daraus: „Die von der Polizei ausgestellten Verwarnungen waren vollkommen rechtmäßig.“
Der von Anliegern vorgetragene Wunsch, das „halbhüftige“ Parken in diesem Bereich zu legalisieren, könne „leider nicht umgesetzt werden“: Dafür müssten Pkw mit halber Fahrzeugbreite (= 1,10 Meter) auf dem Gehweg stehen und zugleich mindestens noch 1,30 Meter restliche Gehwegbreite verbleiben.
„Diese Werte sind mit den örtlichen Gegebenheiten in der historisch engen Bebauung an einer schmalen Straße nicht zu erzielen“, heißt es vonseiten der Stadt. Heißt für Parkplatzsuchende, sich anderen Parkraum zu verschaffen. Den gibt es rund um die Altstadt zu Genüge: „In fußläufiger Entfernung zur Innenstadt stehen 2989 Parkplätze zur Verfügung. Allein die fünf Parkhäuser und Tiefgaragen (ohne das Parkdeck am Freizeitbad) bieten Platz für 1062 Autos, heißt es auf der Homepage der Stadt.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
